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Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)

Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)

Titel: Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Rieck
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jemand mitverdienen möchte, denn zu beziehen ist sie am besten über Fachgeschäfte, die auch Merkur-Rasierer verkaufen, gern auch in Touristengegenden.
     
    Urteil: Germanischer Klingenkult.
     
Feather  
     
    Ein Katana   ist das klassische japanische Kampfschwert   der Samurai, das so scharf ist, dass es eine herabfallende Feder   in der Mitte glatt durchteilt. So sagt nicht nur die Legende, sondern behauptet auch der Hersteller der japanischen Rasierklingen über seine Klinge Feather, indem er ihr diesen Namen gab. Und das nicht ganz zu unrecht, denn die Feather gilt als die schärfste Klinge, die es derzeit zu kaufen gibt.
     
    Deshalb wirkt sie auf Viele aggressiv, wenn nicht gar zu aggressiv. Ich finde dies allerdings nicht das richtige Wort, denn sie schneidet sich durch die Haare wie ein Laserskalpell, ohne dabei zu rucken oder zu hüpfen wie die Pesonna, und wirkt während des Rasierens selbst eher harmlos. Erst danach sieht man die Blutspur, die man hinterlassen hat, und spürt noch über den Tag hinweg ein Spannen der Haut, das man sonst nicht kannte.
     
    Als Ein-, Um- oder Aufsteiger sollte man daher nicht unbedingt mit dieser Klinge anfangen, sondern sie ist eher etwas für Leute, die genau wissen, was sie tun. Wer in diese Gruppe fällt, kann schon beim ersten Rasurdurchgang mit dem Strich mit einer schön sauberen Rasur belohnt werden, weil sich der Feather kaum etwas dauerhaft in den Weg stellt. Wer dagegen noch einen Durchgang gegen den Strich braucht, der sollte Blut sehen können – dann das läuft bzw. darauf läuft es allzu oft hinaus, selbst bei erfahrenen Anwendern, die sich schnell mal die eine oder andere Reizung holen. Den ersten Versuch sollte man daher tunlichst am Wochenende wagen, wenn eine mögliche Blutspur nicht gleich den weißen Hemdkragen verschmutzt.
     
    Nach einigen Tagen hat man das allerdings im Griff. Und merkt, dass die Klinge gar nicht stumpf wird. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass sie gut und gerne doppelt so lange hält wie eine Personna. Selbst nach viermaliger Benutzung wirkt die Schneide immer noch schärfer als die einer Derby am ersten. Die Verwendungskurve ist sehr weit auslaufend, das heißt, man kann sie immer weiter benutzen, ohne dass sie völlig unbrauchbar geworden wäre – allerdings ist es dann nach einer Woche auch nicht mehr eine Feather, sondern nur noch eine normale Klinge, und zwar eine, die immer ruppiger wird und ein Bild der Verwüstung hinterlässt. Die zweite Woche wirkt ein wenig, als würde man mit einem guten Kaffee den Kaffeesatz mittrinken.
     
    Der Grund sowohl für den Schärfeeindruck als auch für die lange Standzeit ist in der Klingengeometerie zu suchen: Der Schneidenwinkel ist spitzer als bei fast allen anderen Klingen, das heißt, der geschärfte Bereich zieht sich länger hin. Daher bleibt sie bei Abnutzung länger scharf (im geometrischen Sinn), wird durch die mikroskopischen Ausbrüche aber auch zahniger als es Klingen mit flacherer Geometrie tun. Die Rauhheit wird vermutlich nochmals durch den verwenden Stahl verstärkt, der nicht durch irgendwelche Beschichtungen abgedämpft wird, wie es zum Beispiel bei der Rotbart der Fall ist.
     
    Als Markierungen hat sie die beiden Striche wie die Merkur Super, und Klingenwender freuen sich über den kleinen Punkt auf der einen Seite der Klinge neben dem Feder-Logo, durch den Ober- und Unterseite unterschieden werden können.
     
    Manche glauben, die Feather sei dünner als andere Klingen und flattere daher leichter im Rasierer, aber dünner ist sie zumindest nicht; ich habe mit einer Mikrometerschraube nachgemessen.
     
    Lange Zeit war sie in Deutschland nicht erhältlich und man musste sich welche im Ausland besorgen (ich war ganz stolz, als ich mein erstes Päckchen in Australien gekauft habe). Seit einigen Jahren bekommt man sie aber auch bei uns, zum Beispiel über den Shop von www.nassrasur.com .
     
    Eine schöne Eigenschaft der Feather besteht darin, dass sie auch einen sehr sicheren Sicherheitshobel von seiner Langweiligkeit befreit und den Mr. Hyde in ihm weckt. In einem ohnehin schon tiefergelgten Sporthobel ist sie sozusagen das Chip-Tuning mit der Gefahr von Motorschäden.
     
    Nach etwas Eingewöhnung ist es eine unglaublich gründliche Klinge mit verblüffend langer Standzeit und dem Charme einer Kettensäge. Mir gefällt sie am besten ab der dritten Rasur mit derselben Seite. Es ist erstaunlich, wie diese Klinge aus praktisch jedem Rasierer noch etwas mehr an

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