Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)
recht gut und einigermaßen verwendbar angesiedelt (ich habe noch nie eine erlebt, die das Marter-Niveau einer Panda erreicht hätte). Oft scheint es auch innerhalb einer Marke erhebliche Qualiätsschwankungen zu geben.
Ich habe lange nicht verstanden, wer diese Klingen kauft, und zwar so nennenswert viele, dass sie dauerhaft im Programm bleiben. Vielleicht gibt es wirklich viele zufriedene Anwender, die einfach einen anderen Bart haben als ich oder die Überraschung am Morgen schätzen. Aber irgendwann ist mir eingefallen, dass Rasierklingen ein beliebtes Werkzeug für allfällige Bastelarbeiten sind, dass man sie im Biologieunterricht als Skalpell einsetzt und sich einige damit die Hühneraugen abschaben. Vermutlich ist das die Erklärung.
Denn in der Gesichtshaut will man sich einfach nicht jeden Morgen eine andere Überraschung antun, die zum Teilverlust der oberen Hautschichten führen könnte. Und wenn es nur um den Preis geht, dann gibt es aus Israel und der Türkei Alternativen von vorhersagbarerer Qualität.
Urteil: Überraschungspakete für den Biologieunterricht.
Historische Klingen
Gillette konnte in Deutschland als einzigem Land der Welt weder seinen Rasierer noch die Klingen patentieren (S. 192 ). Deshalb gab es hierzulande Hunderte teilweise winziger Unternehmen, die Rasierklingen produzierten. Das Sammeln von Rasierklingen ist daher bis heute ein beliebtes Hobby, und die Vielfalt alter Rasierklingenplättchen ist geradezu verblüffend. Was man allerdings nicht tun sollte ist, sich mit diesen Klingen wirklich zu rasieren.
Denn man kann eindrucksvoll erleben, wie unangenehm das Rasieren einmal war und weshalb sich Elektrorasierer so weit verbreitet haben. Zudem fällt auf, dass damals hemmungslos geschummelt wurde. Ich habe einige alte Klingen ein wenig vermessen und dabei entdeckt, dass die Dickeangaben deutlich abweichen. Wo 0,1 mm draufsteht, kann ohne weiteres 0,12 drin sein. Gillette war auch ohne Patentschutz damals schon völlig unangefochtener Marktführer, weil die vielen kleinen Hersteller einfach keine gleichbleibende Qualität liefern konnten.
Falls du tatsächlich einen Versuch mit einem derartigen Sammlerobjekt wagen solltest, dann achte darauf, die Klinge zuvor gut zu desinfizieren, denn über die Zeit können sich alle möglichen Keime angesammelt haben. Lege sie zum Beispiel in reinen Alkohol, aber ohne zu reiben, denn das würde die Schneide natürlich auf jeden Fall zerstören.
Allerdings waren die Klingen damals sicherlich deutlich besser als wir sie heute erleben, denn in der Zwischenzeit sind sie in aller Regel angerostet oder anderweitig verlagert (zum Beispiel verbogen), selbst dann, wenn sie in der Originalverpackung kommen. Was ein guter Zeitpunkt ist, sich einmal mit der Haltbarkeit von Klingen zu beschäftigen:
Haltbarkeit und Standzeit von Klingen
Die Haltbarkeit unbenutzter Klingen ist eine weitgehend ungeklärte Frage. Es ist tatsächlich so, dass Klingen durch die Lagerung verderben, aber dieser Zeitraum ist bei rostfreien Klingen (die heutzutage Standard sind) sehr, sehr lang. Das Lagerproblem bestand eher früher bei den rostenden Klingen. Es ist sicherlich sinnvoll, Klingenvorräte vorsichtshalber an einen eher trockenen Ort zu legen, aber das Problem des Verlagerns von Klingen wird deutlich überschätzt.
In habe einen Test mit uralten Rotbart-Klingen machen können. Ein angebrochenes Päckchen hatte mindestens zwanzig Jahre lang in meinem Spiegelschrank gelegen, den ich als bekennender Messe im Badezimmer benutzt und dann im Keller, auf dem Dachboden und in der Garage gelagert hatte. Die Lagerbedingungen waren also denkbar ungünstig. Resultat: Das Öl war inzwischen weitgehend von den Klingen verschwunden und sie waren nur noch sehr schwer aus der Packung zu schieben, aber die Klingen selbst waren ohne weiteres benutzbar. Sie waren kratziger als neue Rotbarts (vom Gefühl her ähnlich wie Wilkinson), und ich hatte anfangs einige Bluttröpfchen, die ich mit einer neuen Klinge nicht gehabt hätte, ähnlich wie wenn man auf die Feather umsteigt. Aber davon abgesehen verlief die Rasur ohne Probleme und war so gründlich wie mit einer neu gekauften Klinge. Wohlgemerkt nach zwanzig Jahren.
Eine andere Frage ist die Standzeit , also die Benutzungsdauer, innerhalb derer keine nennenswerte Beeinträchtigung der Rasurqualität stattfindet. Die Zeiten schwanken extrem stark zwischen den
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