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Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)

Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition)

Titel: Männersache Rasieren - Handbuch für den Rasur-Aficionado (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Rieck
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Wilkinson-Innovation verblassen ließ. Aber selbst damals profitierte Wilkinson immer noch von dem Image des "eisgehärteten" Stahls, aus dem ihre Klingen waren.
     
    Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass die heutige Wilkinson-Klinge keinerlei Kultstatus mehr als David-gegen-Goliath-Klinge hat. Das hängt sicherlich zum großen Teil damit zusammen, dass man sie in fast jeder Drogerie für deutlich unter fünfzig Cent pro Stück kaufen kann. Es ist heutzutage die einzige Klinge, die man flächendeckend bekommt, ohne danach suchen zu müssen.
     
    Im Gebrauch ist die Wilkinson hart, aber gerecht. Sie kratzt schon akustisch stärker als viele andere Klingen, und es gibt Tage, an denen ich mich regelrecht auf sie freue. Auf mich wirkt sie schärfer als die Merkur (obwohl es Vielen anders geht), die Standzeit finde ich unauffällig, auf jeden Fall nicht sehr lang. Das ist insofern bemerkenswert, als sie 1963 als atemberaubend standhaft galt und Männer sich rühmten, auch noch die zwanzigste Rasur aus ihr herauszuquetschen (autsch!). Die Wilkinson reagiert gut auf Wenden und ist eine der Klingen, bei denen der Blademaster (Seite 329 ) zu wirken scheint.
     
    Sie hat keine Markierungen an den kurzen Seiten, sondern an der Schneide selbst kann man die Spitzen der beiden Schwerter erkennen und dadurch die beiden Schneiden auseinanderhalten. Und diese Schwerter beschreiben die Klinge auch am besten: männlich herb mit Tradition.
     
    Fazit: Die Klinge für den Mann in uns.
     

     
Merkur Super  
     
    Die Merkur Super ist (neben der Wilkinson-Klinge) so etwas wie die Standardklinge, zumindest im deutschsprachigen Raum. Normalerweise fällt früher oder später die Bezeichnung Referenz, und es wird wohl kaum einen ernsthaften Hobler geben, der diese Klinge noch nie benutzt hat, und sei es nur, weil man meist beim Kauf eines Merkur-Rasierers mindestens eine gratis dazu bekommt.
     
    Da sie aus dem deutschen Solingen kommt, fehlt für uns der Charme des Exotischen, wie ihn die japanische Feather besitzt, aber in den USA hat sie einen ähnlichen Status wie eine Kuckucksuhr oder ein Tirolerhut.
     
    Ihre Eigenschaften zu beschreiben ist ausgesprochen schwierig, weil sie geradezu unauffällig zu Werke geht. Ich versuche es einmal so: Sie wirkt zu Beginn durchaus scharf, verliert diesen Eindruck aber recht schnell. Sie reagiert gutmütig auf falsche Anstellwinkel, aber man schneidet sich bei breitem Seifenspalt etwas leichter mit ihr als zum Beispiel mit der Derby Extra; vielleicht liegt das daran, dass die Merkur etwas starrer ist. Sie liegt gut auf der Straße und hoppelt überhaupt nicht, auch nicht nach längerer Benutzung. Leider ziept sie deutlich und wirkt vom ersten Tag weniger scharf als sie technisch gesehen ist, dafür hinterlässt sie eine erstaunlich gründliche Rasur.
     
    Die Standzeit zu beurteilen ist eine schwierige Aufgabe. In gewisser Weise kann man sie oft benutzen, denn sie hat eine höchst angenehme Eigenschaft: Sie wird zum Ende lediglich stumpfer, aber nicht kratziger, ganz im Gegensatz zu der japanischen Feather. Dieses sanfte Ende hat der Merkur den Ruf eingebracht, nicht sehr ausdauernd zu sein, aber ich halte das für eine Fehlinterpretation. Dennoch habe ich nach zwei Rasuren das dringende Bedüfnis, die andere Klingenseite zu beginnen, was dann aber doch nur eine unerwartet geringe Änderung bringt, mit anderen Worten, die erste Schneide war noch gar nicht wirklich abgenutzt.
     
    Wenden der Klinge von oben nach unten bringt eine leichte Verbesserung, die aber schwächer ausfällt als bei vielen anderen Klingen. Weil ihr Ende so schwer zu erkennen ist, muss man sie nach Kalender wechseln, sonst wundert man sich jedesmal wieder über die unerwartet ungründliche oder hautreizende Rasur, bevor man endlich eine neue Klinge beginnt. Um die beiden Schneiden unterscheiden zu können, hat sie an den schmalen Seiten einen bzw. zwei Striche, die seitlich aus den meisten Rasierköpfen herausstehen.
     
    Sie ist auch als Einsteigerklinge geeignet, denn sie ist verhältnismäßig leicht zu beschaffen und gut verwendbar. Besonders gut zur Geltung kommt sie im Futur oder im Vision. Ob sie für den Alltagsgebrauch geeignet ist, hängt sehr vom persönlichen Geschmack ab, denn sie ist in den Dimensionen Standzeit, Schärfe und Sanftheit an einer ungewöhnlichen Stelle angesiedelt. Leider ist sie recht teuer. Das liegt auch an dem Vertriebsweg über den "Fachhandel", bei dem auf mehreren Zwischenstufen

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