Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
SMS:
Restaurierungsabend! Heute! Bei mir um 20 Uhr?
Das ist genau das, was ich heute brauche: einen Abend mit meiner besten Freundin und einer kleinen – oder nicht ganz so kleinen – Auswahl »Ich-halte-dich-jung«-Produkten aus unseren Badezimmerschränken. Dazu ein Fläschchen Rotwein. Oder zwei.
Pias positive Antwort erreicht mich binnen Sekunden. Ich fahre noch schnell in den kleinen Weinladen an der Ecke und besorge uns was richtig Nettes, Süffiges. Da Pia, im Gegensatz zu mir, wahnsinnig pünktlich ist, wird sie garantiert um Punkt 20 Uhr auf meiner Matte stehen. Und obwohl ich es nicht weit nach Hause habe, muss ich mich sputen, denn es wird sicher etwas länger dauern, bis ich mich entpinkt habe.
Zu Hause stopfe ich die dreckigen Klamotten in die Waschmaschine und springe unter die Dusche. Ich metamorphiere von Pink zu zartem Rosa und fühle mich dank meines Lieblingsduschgels wie ein duftender süßer Pfirsich.
Ein Pfirsich mit leichten Dellen an den Beinen.
Hallo, rufe ich mich selbst zur Ordnung, LEICHTE Dellen! Über die muss ich mir wirklich keine Gedanken machen. Cellulite ist doch eigentlich überhaupt nicht erwähnenswert. Zumindest nicht, wenn man sie hat.
Nach dem ausgiebigen Duschbad hülle ich mich in meinen Wohlfühl-Bademantel. Er ist schneeweiß, kuschelig warm und riecht nach meinem Lieblingsparfüm. Wenn es nach mir ginge, würde ich sogar mit ihm auf die Straße gehen, denn er ist meine absolute Nummer 1 in Sachen »Ich-fühl-mich-wie-ein-Baby-in-Mamas-Schoß«-Klamotten.
Ich schnuppere am Kragen des Bademantels und bilde mir mit einem leichten Schaudern ein, dass er auch immer noch ein bisschen nach Tom riecht. Was natürlich nicht sein kann, denn seit unserer Trennung habe ich den Bademantel zigmal gewaschen. Aber das ist wieder so eine Ungerechtigkeit des Lebens: Oft verfliegt das Parfüm, nach dem man den ganzen Tag duften möchte, schon nach wenigen Stunden – während ein Duft, an den man sich nur ungern erinnert, erstaunlich hartnäckig ist.
Die Erinnerung daran, dass Tom mir den Bademantel zu meinem dreiunddreißigsten Geburtstag geschenkt hat, verdränge ich geflissentlich. Dafür kann mein Kuschelmantel ja nichts. Und wer braucht schon Erinnerungen an schöne, längst vergangene Zeiten, die in der Gegenwart nur noch weh tun? Ich! Sicher! Nicht!
Ich straffe den Gürtel um meine nicht ganz so schmalen Hüften und schlüpfe in meine Pantoffeln, diese weichen, rosafarbenen Dinger mit Herzchenemblem, die ich vor ein paar Monaten in meinem Lieblingsschuhladen entdeckt habe. Dann setze ich mich auf meine Küchenfensterbank und atme behaglich aus. Das wäre geschafft. Nun muss nur noch Pia kommen, und dann kann der schöne Teil des Tages beginnen.
Piep, piep. SMS von Sascha!
Können wir nicht noch mal reden? Heute Abend?
»Och nee, bitte nicht«, murmele ich. »Sascha, fang doch endlich an, es zu kapieren.« Die Ignorier-Taktik zieht bei ihm offenbar nicht. Also muss ich wohl oder übel zu härteren Maßnahmen greifen. Also schreibe ich ihm:
Nein, tut mir leid. Es gibt nichts zu reden. Du bist ein feiner Kerl, aber ich will nichts von dir. Mach’s gut!
Ich würde das gerne so herzlos empfinden, wie es klingt, aber das schaffe ich leider nicht. Ich bin nicht in Sascha verliebt. Will ich auch gar nicht sein. Mich interessiert sein McJoy, nicht der Rest seines Lebens. Aber es tut mir schon leid, dass ich ihn so abservieren muss, und wünschte, er würde es endlich verstehen. »Du machst zwar immer einen auf toughe Frau«, hat mich Pia gestern deswegen aufgezogen, »aber mach dir nichts vor: Du hast ein Herz aus Gold, ob du willst oder nicht.« Wahrscheinlich hat sie recht. Aber manchmal hätte ich doch lieber ein Herz aus Stahlbeton.
Kapitel 2
K ennengelernt habe ich Pia vor ungefähr fünf Jahren. Meine damalige Fingernagelstylistin war in eine andere Stadt gezogen und hatte mich einfach so mutterseelenallein mit meinen bald recht abgefressen aussehenden Nägeln zurückgelassen. Ich stand kurz vor einer unheilbaren Depression, als mir eines Tages aus dem hiesigen Stadtanzeiger Pias Anzeige entgegensprang:
F I N G E R N A G E L D E P R E S S I O N ?
Das muss nicht sein!
Pia hilft –
der mobile Maniküreservice!
Natürlich habe ich sofort angerufen und einen Eiltermin mit ihr gemacht. Zwei Stunden später stand Pia vor meiner Tür. Man könnte fast sagen, es war »Liebe auf den ersten Fingernagel«. Ich glaube, in dem Moment, als Pia mir die künstlichen Nägel
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