Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
Prolog
H ey Babe«, hauche ich verführerisch, »nun zier dich nicht so. Ich möchte ein wenig Spaß mit dir haben. Nicht mehr und nicht weniger. Keine Verpflichtungen, kein Psychogequatsche, einfach nur Sex.«
Ich schüttle meine langen Haare, strecke meine Brust nach vorne und setze einen äußerst lasziven Blick auf. Ich fühle mich wie eine der Gespielinnen von James Bond.
Die mussten doch sicher auch immer ein kleines bisschen den Bauch einziehen, oder?
»Mein Name ist Isa.« Ich mache eine kurze Pause. »Isabell Schwärzenbach. Ich bin eine wahnsinnig tolle Superfrau, an die ihr Männer euch nicht rantraut, weil ihr glaubt, dass ihr mich eh nicht bekommt. Ich sehe einfach umwerfend gut aus mit meinen gerade mal achtundzwanzig Jahren, meiner makellosen Haut und meiner Traumfigur mit Modelmaßen – und du, mein Kleiner«, ich strecke ihm mit einem provozierenden Grinsen lockend den Zeigefinger entgegen, »bist nichts weiter als ein Stückchen Schokolade, das ich für mein Leben gern mal vernaschen würde, ohne danach auch nur noch einen Gedanken daran zu verschwenden. Und niemand, hörst du, niemand kann mir widerstehen!«
Wem versuche ich eigentlich etwas vorzumachen?
Skeptisch betrachte ich das Bild, welches sich mir bietet. Gerade eben noch habe ich einen Mann vor mir gesehen, der rein zufällig meinem Ex-Freund Tom verdammt ähnelte, doch jetzt schaue ich direkt in mein Gesicht, welches im Spiegel ausschaut wie eine Maske, die nach Karneval in den Schrank gelegt wurde und dort gefühlte hundert Jahre vergessen vor sich hinstaubte. Ich entdecke die kleinen Fältchen um meine Augen. Also, eigentlich muss ich dazu gar nicht auf Entdeckungsreise gehen, und eine Lupe brauche ich dafür sicher auch nicht, denn sie fallen beim ersten Blick schon auf.
»Okay, okay … das war gelogen. Ich bin … ähm … ich bin eine dreißigjährige Powerfrau!« Ich ziehe die Augenbrauen hoch und mache den Mund so spitz, dass meine Haut fast glatt ausschaut.
Aber ehrlich gesagt, sähe es bescheuert aus, wenn ich so durch die Gegend laufen würde.
Ich streiche eine Haarsträhne hinter mein rechtes Ohr. »Also, wenn man es ganz genau betrachtet, bin ich eigentlich schon fünfunddreißig«, flüstere ich ein wenig bedröppelt, während ich leicht auf meine Lippen beiße. »Aber ich sehe natürlich wesentlich jünger aus!« Ich lache mein Spiegelbild an. Das Lachen sieht gequält, gekünstelt und irgendwie maskenhaft aus, aber in der Frauenzeitschrift, die ich neulich im Wartezimmer meines Frauenarztes gelesen habe, stand, dass man es genau so machen soll. Irgendwas mit »positiv denken« und »sich selber schön reden« und »sexy und atemberaubend in nur zehn Minuten« . Das habe ich verinnerlicht. Ich nehme jeden Tipp an, der mich jünger aussehen lässt. Schließlich fühle ich mich nicht wie Mitte dreißig.
Zugegeben: Im Moment fühle ich mich gerade wie Mitte hundertvierzig.
Seufzend öffne ich meinen Badezimmerschrank, den ich mal wieder ein wenig aufräumen könnte. In den nächsten Wochen kommt schließlich diese neue Kosmetikserie von Joop auf den Markt, und die muss ich unbedingt haben. Dafür brauche ich Platz!
Eigentlich würde ich meine Cremes ja gerne in ein adrettes Regal stellen, denn ich schaue mir die Tiegelchen, Tuben und Spender gerne an. Sie sind doch die wahren Lover einer Frau: Sie verwöhnen uns, ohne dass wir groß »Bitte, bitte« sagen müssen. Sie versprechen uns, dass wir schön sein können, wenn wir es wollen. Sie sind immer griffbereit, und vor allem geben sie keine Widerworte. Aber man muss sie natürlich so aufbewahren, dass ein Mann sie nicht sofort entdeckt. Denn Männer sollen schließlich denken, dass wir Frauen von Natur aus schön sind und diesem ganzen Kosmetik-Wahn resistent gegenüberstehen.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich vor einem Jahr mit meinem damaligen Freund Tom durch ein Kaufhaus schlenderte. Als wir an der Kosmetikabteilung vorbeikamen, sagte er: »Warum sind manche Frauen nur so bescheuert und geben ein Heidengeld für diese Cremes aus? Glauben die eigentlich wirklich, dass sie dadurch jünger aussehen?«
»Nee, aber ehrlich! Die sind ganz schön blöd, was?«, bestätigte ich ihn, während mein Blick auf einen Aktionsständer von Escada fiel, auf dem eine Anti-Aging-Creme stand, die ich schon immer haben wollte – und die es gerade als Supersonderangebot gab!
Verzweifelt schnellte mein Blick durch den Laden. Nach links – nach rechts –
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