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Maerchen Fuer Kinder

Titel: Maerchen Fuer Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Christian Andersen
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genug für die roten Schuhe gelitten,« sagte sie, »nun will ich in die Kirche gehen, damit sie mich sehen können!« Und sie ging rasch gegen die Kirchthür; als sie aber dahinkam, tanzten die roten Schuhe vor ihr her und sie erschrak und wendete um.
    Die ganze Woche hindurch war sie betrübt und weinte viel bittere Thränen, aber als Sonntag wurde, sagte sie: »Nun habe ich genug gelitten und gestritten; ich glaube wohl, daß ich ebenso gut bin als manche von denen, die da in der Kirche sitzen und sich brüsten!« Und dann ging sie mutig hin; aber sie kam nicht weiter, als bis zur Kirchhofthür, da sah sie die roten Schuhe vor sich hertanzen, und sie erschrak, wendete um und bereute recht von Herzen ihre Sünde.
    Sie ging zur Pfarrwohnung und bat, daß man sie dort in Dienst nehmen möge, fleißig wolle sie sein, und alles thun, was sie könnte, auf den Lohn sehe sie nicht, nur daß sie unter Dach komme und bei guten Menschen sei. Die Predigerfrau hatte Mitleid mit ihr und nahm sie in ihren Dienst. Marie war fleißig und nachdenkend. Stille saß sie und horchte auf, wenn der Prediger des Abends aus der Bibel laut vorlas. Alle Kinder hielten viel von ihr, wenn sie aber von Putz und Pracht und von Schönheit sprachen, schüttelte sie mit dem Kopfe.
    Am nächsten Sonntage gingen alle zur Kirche, und sie fragten sie, ob sie mitgehen wolle, aber sie blickte betrübt, mit Thränen in den Augen, auf ihre Krücken, und dann gingen die andern hin, Gottes Wort zu hören, sie aber ging allein in ihre kleine Kammer, die nicht größer war, als daß das Bett und ein Stuhl darin stehen konnten. Hier setzte sie sich mit ihrem Gesangbuch hin, und als sie mit frommem Sinn darin las, trug der Wind die Orgeltöne von der Kirche zu ihr herüber, und sie erhob ihr Antlitz mit Thränen und sagte: »O Gott, hilf mir!«
    Da schien die Sonne ganz hell, und gerade vor ihr stand Gottes Engel in den weißen Kleidern, den sie in jener Nacht in der Kirchthür erblickt hatte, aber er hielt nicht mehr das scharfe Schwert, sondern einen herrlichen grünen Zweig, der voller Rosen saß. Er berührte damit die Decke, und sie erhob sich hoch, und wo er sie berührt hatte, glänzte ein goldener Stern, und er berührte die Wände, die sich erweiterten, und sie erblickte die Orgel, welche spielte, sie sah die alten Bilder mit Predigern und Predigerfrauen, die Gemeinde saß in den geputzten Stühlen und sang aus ihren Gesangbüchern. – Denn die Kirche war selbst zu dem armen Mädchen in die enge Stube gekommen, oder auch war sie dahingekommen. Sie saß im Stuhl bei den übrigen Leuten des Predigers, und als sie den Psalm geendet hatten und aufblickten, nickten sie und sagten: »Das war recht, daß Du kamst, Marie!«
    »Das war Gnade!« sagte sie.
    Und die Orgel klang und die Kinderstimmen im Chor tönten sanft und lieblich! Der klare Sonnenschein strömte warm durch das Fenster in den Kirchstuhl, wo Marie saß, hinein, ihr Herz wurde so voller Sonnenschein, Frieden und Freude, daß es brach. – Ihre Seele flog auf Sonnenschein zu Gott, und dort war niemand, der nach den roten Schuhen fragte.
     

Die Springer.
     
    Der Floh, der Grashüpfer und der Springbock wollten einmal sehen, wer von ihnen am höchsten springen könne und da luden sie jeden ein, der kommen wollte, die Pracht mit anzusehen, und es waren drei tüchtige Springer, die sich im Zimmer versammelten.
    »Ich gebe meine Tochter dem, der am höchsten springt!« sagte der König. »Denn es wäre zu ärmlich, wenn die Personen umsonst springen sollten.«
    Der Floh kam zuerst vor. Er hatte feine Sitten und grüßte nach allen Seiten, denn er hatte Fräuleinblut in den Adern und war gewöhnt, nur mit Menschen umzugehen, und das macht sehr viel aus.
    Nun kam der Grashüpfer, der war freilich bedeutend schwerer, aber er hatte doch eine ganz gute Gestalt und trug einen grünen Rock, und der war ihm angeboren. Überdies behauptete er, daß er im Lande Agypten eine sehr alte Familie besitze und daß er dort hochgeschätzt sei. Er war gerade vom Felde genommen und in ein Kartenhaus von drei Stockwerken versetzt worden, die alle aus Kartenfiguren, welche die bunte Seite einwärts kehrten, zusammengesetzt waren; da waren sowohl Türme als Fenster ausgeschnitten. »Ich singe so,« sagte er, »daß sechzehn eingeborene Heimchen, die von ihrer Kindheit an gepfiffen und doch kein Kartenhaus erhalten haben, aus Ärger noch dünner wurden, als sie schon waren, da sie mich hörten!«
    Beide, der Floh und der

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