Maerchen Fuer Kinder
Grashüpfer, thaten so gehörig kund, wer sie waren, und daß sie glaubten, eine Prinzessin heiraten zu können.
Der Springbock sagte nichts, aber man erzählte von ihm, daß er desto mehr denke, und als der Hofhund ihn nur beschnüffelte, haftete er dafür, daß der Hofhund von guter Familie sei. Der alte Ratsherr, der drei Orden für das Stillschweigen erhalten hatte, versicherte, daß der Springbock mit Weissagungskraft begabt sei; man könne an seinem Rücken erkennen, ob man einen milden oder strengen Winter bekomme, und das kann man nicht einmal auf dem Rücken dessen sehen, der den Kalender schreibt.
»Ich sage gar nichts!« sagte der alte König, »aber ich gehe nur immer still für mich und denke das meine!«
Nun war es um den Sprung zu thun. Der Floh sprang so hoch, daß niemand es sehen konnte, und da behaupteten sie, daß er gar nicht gesprungen sei, und das war doch recht schlecht!
Der Grashüpfer sprang nur halb so hoch, aber er sprang dem Könige gerade ins Gesicht, und da sagte dieser, das sei häßlich.
Der Springbock stand lange still und bedachte sich, am Ende glaubte man, daß er gar nicht springen könne.
»Wenn er nur nicht unwohl geworden ist!« sagte der Hofhund, und dann beschnüffelte er ihn wieder. Rutsch! da sprang er mit einem kleinen, schiefen Sprung in den Schoß der Prinzessin, welche niedrig auf einem goldenen Schemel saß.
Da sagte der König: »Der höchste Sprung ist der, zu meiner Tochter hinaufzuspringen, denn darin liegt das Feine, aber es gehört Kopf dazu, darauf zu kommen, und der Springbock hat gezeigt, daß er Kopf hat. Er hat Verstand im Kopfe!«
Und dann erhielt er die Prinzessin.
»Ich sprang doch am höchsten!« sagte der Floh. »Aber es ist einerlei! Laß sie nur den Gänserücken mit Stock und Pech haben! Ich sprang doch am höchsten, aber es gehört in dieser Welt ein Körper dazu, damit man gesehen werden kann!«
Und dann ging der Floh in fremde Kriegsdienste, wo er, wie man sagt, erschlagen sein soll.
Der Grashüpfer setzte sich draußen in den Graben und dachte darüber nach, wie es eigentlich in der Welt zugehe, und er sagte auch: »Körper gehört dazu! Körper gehört dazu!« Und dann sang er sein eigentümlich trübseliges Lied, und daher haben wir die Geschichte erfahren, die doch erlogen sein könnte, wenn sie auch gedruckt ist.
Der Rosenelf.
Mitten in einem Garten wuchs ein Rosenstock, der war ganz voller Rosen, und in einer derselben, der schönsten von allen, wohnte ein Elf; er war so winzig klein, daß kein menschliches Auge ihn erblicken konnte; hinter jedem Blatte in der Rose hatte er eine Schlafkammer; er war so wohlgebildet und schön, wie nur ein Kind sein konnte und hatte Flügel von den Schultern bis gerade hinunter zu den Füßen. O, welcher Duft war in seinen Zimmern, und wie klar und schön waren die Wände! Es waren ja die blaßroten Rosenblätter.
Den ganzen Tag erfreute er sich im warmen Sonnenschein, flog von Blume zu Blume, tanzte auf den Flügeln des fliegenden Schmetterlings und maß, wie viele Schritte er zu gehen hatte, um über alle Landstraßen und Steige zu gelangen, welche auf einem einzigen Lindenblatte sind. Das war, was wir die Adern im Blatte nennen, die er für Landstraßen und Steige nahm, ja das waren große Wege für ihn! Ehe er damit fertig wurde, ging die Sonne unter, er hatte auch spät damit angefangen.
Es wurde kalt, der Tau fiel und der Wind wehte; nun war es das beste, nach Hause zu kommen, er tummelte sich, so sehr er konnte, aber die Rose hatte sich geschlossen, er konnte nicht hineingelangen – keine einzige Rose stand geöffnet. Der arme kleine Elf erschrak sehr. Er war früher nie nachts weggewesen, hatte immer süß hinter den warmen Rosenblättern geschlummert. O, das wird sicher sein Tod werden!
Am andern Ende des Gartens, wußte er, befand sich eine Laube mit schönem Jelängerjelieber, die Blumen sahen wie große, bemalte Hörner aus; in eine derselben wollte er hinabsteigen und bis morgen schlafen.
Er flog dahin. Was sah er da! Es waren zwei Menschen in der Laube, ein junger, hübscher Mann und ein schönes Mädchen; sie saßen neben einander und wünschten, daß sie sich nicht zu trennen brauchten; sie waren einander so gut, weit mehr noch, als das beste Kind seiner Mutter und seinem Vater sein kann.
»Doch müssen wir uns trennen!« sagte der junge Mann. »Dein Bruder mag uns nicht leiden, deshalb sendet er mich mit einem Auftrage so weit über Berge und Seen fort! Lebe wohl,
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