Maerchen Fuer Kinder
geschwind in den Fluß werfen, damit er ertrinkt!«
»O nein, o nein!« sagte der Küster; »ich will Dir einen ganzen Scheffel Geld geben, wenn Du mich gehen läßt!«
»Ja, das ist etwas anderes!« sagte der kleine Klaus und machte die Kiste auf. Der Küster kroch schnell heraus, stieß die leere Kiste in das Wasser hinaus und ging nach seinem Hause, wo der kleine Klaus einen ganzen Scheffel Geld bekam; einen hatte er von dem Bauer erhalten, nun hatte er also seinen ganzen Karren voll Geld.
»Sieh, das Pferd erhielt ich ganz gut bezahlt!« sagte er zu sich selbst, als er zu Hause in seiner eigenen Stube war und alles Geld auf einen Berg mitten in der Stube ausschüttete. »Das wird den großen Klaus ärgern, wenn er erfährt, wie reich ich durch mein einziges Pferd geworden bin; aber ich will es ihm doch nicht gerade heraus sagen!«
Nun sandte er einen Knaben zum großen Klaus hin, um sich ein Scheffelmaß zu leihen.
»Was mag er wohl damit machen wollen?« dachte der große Klaus und schmierte Theer unter den Boden desselben, damit von dem, was gemessen wurde, etwas daran hängen bleiben könnte. Und so kam es auch, denn als er das Scheffelmaß zurückerhielt, hingen drei Thaler daran.
»Was ist das?« sagte der große Klaus und lief sogleich zu dem kleinen. »Wo hast Du all' das Geld bekommen?«
»O, das ist für meine Pferdehaut! Ich verkaufte sie gestern Abend.«
»Das war wahrlich gut bezahlt!« sagte der große Klaus, lief geschwind nach Hause, nahm eine Axt und schlug alle seine vier Pferde vor den Kopf, zog ihnen die Haut ab und fuhr mit diesen Häuten zur Stadt.
»Häute! Häute! Wer will Häute kaufen?« rief er durch die Straßen.
Alle Schuhmacher und Gerber kamen gelaufen und fragten, was er dafür haben wolle.
»Einen Scheffel Geld für jede,« sagte der große Klaus.
»Bist Du toll?« riefen alle. »Glaubst Du, wir haben das Geld scheffelweise?«
»Häute! Häute! Wer will Häute kaufen?« rief er wieder, aber allen denen, welche ihn fragten, was die Häute kosten sollten, erwiderte er: »Einen Scheffel Geld.«
»Er will uns foppen,« sagten alle, und da nahmen die Schuhmacher ihre Spannriemen und die Gerber ihre Schurzfelle und fingen an auf den großen Klaus loszuprügeln.
»Häute! Häute!« riefen sie ihm nach; »ja, wir wollen Dir die Haut gerben! Hinaus aus der Stadt mit ihm!« riefen sie, und der große Klaus mußte laufen, was er nur konnte. So war er noch nie durchgeprügelt worden.
»Na,« sagte er, als er nach Hause kam, »dafür soll der kleine Klaus bestraft werden! Ich will ihn totschlagen!«
Zu Hause beim kleinen Klaus war die alte Großmutter gestorben; sie war freilich recht böse und schlimm gegen ihn gewesen, aber er war doch betrübt, nahm die tote Frau und legte sie in ein warmes Bett, um zu sehen, ob sie nicht zum Leben zurückkehren werde. Da sollte sie die ganze Nacht liegen, er selbst wollte im Winkel sitzen und auf einem Stuhle schlafen; das hatte er schon früher gethan.
Als er nun da in der Nacht saß, ging die Thüre auf und der große Klaus kam mit einer Axt herein; er wußte wohl, wo des kleinen Klaus Bett stand, ging gerade darauf los und schlug nun die alte Großmutter vor den Kopf, indem er glaubte, daß es der kleine Klaus sei.
»Sieh,« sagte er, »nun sollst Du mich nicht mehr zum besten haben!« Und dann ging er wieder nach Hause.
»Das ist doch ein recht böser Mann!« sagte der kleine Klaus; »da wollte er mich totschlagen! Es war doch gut für die alte Mutter, daß sie schon tot war, sonst hätte er ihr das Leben genommen!«
Nun legte er der alten Großmutter Sonntagskleider an, lieh sich von dem Nachbar ein Pferd, spannte es vor den Wagen und setzte die alte Großmutter auf den hintersten Sitz, sodaß sie nicht hinausfallen konnte, wenn er fuhr, und so rollten sie von dannen durch den Wald. Als die Sonne aufging, waren sie vor einem großen Wirtshause, da hielt der kleine Klaus an und ging hinein, um etwas zu genießen.
Der Wirt hatte sehr viel Geld, er war auch ein recht guter, aber hitziger Mann, als wären Pfeffer und Tabak in ihm.
»Guten Morgen!« sagte er zum kleinen Klaus. »Du bist heute früh ins Zeug gekommen!«
»Ja,« sagte der kleine Klaus, »ich will mit meiner alten Großmutter zur Stadt; sie sitzt da draußen auf dem Wagen, ich kann sie nicht in die Stube hereinbringen. Wollt Ihr derselben nicht ein Glas Meth geben? Aber Ihr müßt recht laut sprechen, denn sie hört nicht gut.«
»Ja, das will ich thun!« sagte der
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