Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Maerchen Fuer Kinder

Titel: Maerchen Fuer Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Christian Andersen
Vom Netzwerk:
war.
    »Ach, nun habe ich gar kein Pferd mehr!« sagte der kleine Klaus und fing an zu weinen. Später zog er dem Pferde die Haut ab und ließ sie gut im Winde trocknen, steckte sie dann in einen Sack, den er auf der Schulter trug, und machte sich nach der Stadt auf den Weg, um seine Pferdehaut zu verkaufen.
    Er hatte einen sehr weiten Weg zu gehen, mußte durch einen großen, dunklen Wald, und nun wurde es gewaltig schlechtes Wetter; er verirrte sich gänzlich, und ehe er wieder auf den rechten Weg kam, war es Abend und allzuweit, um zur Stadt oder wieder nach Hause zu gelangen, bevor es Nacht wurde.
    Dicht am Wege lag ein großer Bauernhof; die Fensterladen waren draußen vor den Fenstern geschlossen, aber das Licht konnte doch darüber hinausscheinen. »Da werde ich wohl Erlaubnis erhalten können, die Nacht über zu bleiben,« dachte der kleine Klaus und klopfte an.
    Die Bauerfrau machte auf; als sie aber hörte, was er wollte, sagte sie, er solle weiter gehen, ihr Mann sei nicht zu Hause und sie nehme keine Fremden auf.
    »Nun, so muß ich draußen liegen bleiben,« sagte der kleine Klaus, und die Bauerfrau schlug ihm die Thür vor der Nase zu.
    Dicht daneben stand ein großer Heuschober, und zwischen diesem und dem Hause war ein kleiner Schuppen mit einem flachen Strohdache gebaut.
    »Da oben kann ich liegen,« sagte der kleine Klaus, als er das Dach erblickte; »das ist ja ein herrliches Bett. Der Storch fliegt wohl nicht herunter und beißt mich in die Beine.« Denn ein Storch stand auf dem Dache, wo er sein Nest hatte.
    Nun kroch der kleine Klaus auf den Schuppen hinauf, wo er lag und sich drehte, um recht gut zu liegen. Die hölzernen Laden vor den Fenstern schlossen oben nicht zu, und so konnte er gerade in die Stube hineinblicken.
    Da war ein großer Tisch gedeckt, mit Wein und Braten und einem herrlichen Fisch darauf; die Bauerfrau und der Küster saßen bei Tische und sonst niemand anders, sie schenkte ihm ein und er gabelte in den Fisch, denn das war sein Leibgericht.
    »Wer doch etwas davon abbekommen könnte!« dachte der kleine Klaus und streckte den Kopf gerade gegen das Fenster. Einen herrlichen Kuchen sah er auch im Zimmer stehen! Ja, das war ein Fest!
    Nun hörte er jemand von der Landstraße her gegen das Haus geritten kommen; das war der Mann der Bauerfrau, der nach Hause kam.
    Das war ein ganz guter Mann, aber er hatte die wunderliche Eigenheit, daß er es nie ertragen konnte, einen Küster zu sehen; kam ihm ein Küster vor die Augen, so wurde er ganz rasend. Deshalb war es auch, daß der Küster zu seiner Frau hineingegangen war, um ihr guten Tag zu sagen, weil er wußte, daß der Mann nicht zu Hause sei, und die gute Frau setzte ihm dafür das herrlichste Essen vor, was sie hatte. Als sie nun den Mann kommen hörten, erschraken sie sehr und die Frau bat den Küster, in eine große, leere Kiste hineinzukriegen, denn er wußte ja, daß der arme Mann es nicht ertragen konnte, einen Küster zu sehen. Die Frau versteckte geschwind all' das herrliche Essen und den Wein in ihrem Backofen, denn hätte der Mann das zu sehen bekommen, so hätte er sicher gefragt, was es zu bedeuten habe.
    »Ach ja!« seufzte der kleine Klaus oben auf seinem Schuppen, als er all' das Essen verschwinden sah.
    »Ist jemand dort oben?« fragte der Bauer und sah nach dem kleinen Klaus hinauf. »Warum liegst Du dort? Komm lieber mit in die Stube.«
    Nun erzählte der kleine Klaus, wie er sich verirrt habe, und bat, daß er die Nacht über bleiben dürfe.
    »Ja freilich,« sagte der Bauer, »aber wir müssen zuerst etwas zu leben haben!«
    Die Frau empfing beide sehr freundlich, deckte einen langen Tisch und gab ihnen eine große Schüssel voll Grütze. Der Bauer war hungrig und aß mit rechtem Appetit, aber der kleine Klaus konnte nicht unterlassen, an den herrlichen Braten, Fisch und Kuchen, welche er im Ofen wußte, zu denken.
    Unter den Tisch zu seinen Füßen hatte er den Sack mit der Pferdehaut gelegt, denn wir wissen ja, daß er ihretwegen ausgegangen war, um sie in der Stadt zu verkaufen. Die Grütze wollte ihm nicht schmecken, da trat er auf seinen Sack, und die trockene Haut im Sacke knarrte laut.
    »St!« sagte der kleine Klaus zu seinem Sacke, trat aber zu gleicher Zeit wieder darauf; da knarrte es weit lauter als zuvor.
    »Ei, was hast Du in Deinem Sacke?« fragte der Bauer darauf.
    »O, es ist ein Zauberer,« sagte der kleine Klaus; »er sagt, wir sollen doch keine Grütze essen, er habe den ganzen Ofen voll

Weitere Kostenlose Bücher