Maerchen Fuer Kinder
wir hinaus in den Schornstein und da verstehe ich mich zu tummeln. Wir steigen so hoch, daß sie uns nicht erreichen können, und ganz oben geht ein Loch in die weite Welt hinaus.«
Und er führte sie zu der Ofenthür hin.
»Da sieht es schwarz aus!« sagte sie, aber sie ging doch mit ihm sowohl durch den Kasten, als durch die Röhre, wo pechfinstere Nacht herrschte.
»Nun sind wir im Schornstein!« sagte er. »Und sieh, sieh, dort oben scheint der herrlichste Stern.«
Es war ein Stern am Himmel, der zu ihnen herabschien, gerade als wollte er ihnen den Weg zeigen. Und sie kletterten und krochen; ein greulicher Weg war es, sehr hoch, aber er hob und hielt sie und zeigte die besten Stellen, wo sie ihre kleinen Porzellanfüße hinsetzen konnten; so erreichten sie den Schornsteinrand und auf den setzten sie sich, denn sie waren tüchtig ermüdet und das konnten sie auch wohl sein.
Der Himmel mit all' seinen Sternen war oben über ihnen, und alle Dächer der Stadt tief unten; sie sahen weit umher, weit hinaus in die Welt; die arme Hirtin hatte es sich nie so gedacht, sie legte sich mit ihrem kleinen Haupte gegen ihren Schornsteinfeger und dann weinte sie, daß das Gold von ihrem Leibgürtel absprang.
»Das ist allzuviel!« sagte sie. »Das kann ich nicht ertragen, die Welt ist allzu groß! Wäre ich doch wieder auf dem Tische unter dem Spiegel; ich werde nie froh, ehe ich wieder dort bin! Nun bin ich Dir in die weite Welt hinaus gefolgt, nun kannst Du mich auch wieder zurückbegleiten, wenn Du etwas von mir hältst!«
Der Schornsteinfeger sprach vernünftig mit ihr von dem alten Chinesen und vom Ziegenbocksbein-Ober-und Unterkriegsbefehlshaber, aber sie schluchzte gewaltig und küßte ihren kleinen Schornsteinfeger, daß er nicht anders konnte, als sich ihr fügen, obgleich es thöricht war.
So kletterten sie wieder mit vielen Beschwerden den Schornstein hinunter und krochen durch den Kasten und die Röhre. Das war gar nichts Schönes. Und dann standen sie in dem dunklen Ofen; da horchten sie hinter der Thür, um zu erfahren, wie es in der Stube stehe. Da war es ganz still; sie sahen hinein – ach, da lag der alte Chinese mitten auf dem Fußboden; er war vom Tische hinuntergefallen, als er hinter ihnen her wollte, und lag in drei Stücke zerschlagen; der ganze Rücken war in einem Stücke abgegangen und der Kopf war in eine Ecke gerollt; der Ziegenbocksbein-Ober- und Unterkriegsbefehlshaber stand, wo er immer gestanden hatte, und dachte nach.
»Das ist gräßlich!« sagte die kleine Hirtin. »Der alte Großvater in Stücke zerschlagen, und wir sind schuld daran! Das werde ich nicht überleben!« Und dann rang sie ihre kleinen Hände.
»Er kann noch genietet werden!« sagte der Schornsteinfeger. »Er kann sehr gut genietet werden! Sei nur nicht heftig; wenn sie ihn im Rücken kitten und ihm eine gute Niete im Nacken geben, so wird er so gut wie neu sein und kann uns noch manches Unangenehme sagen.«
»Glaubst Du?« sagte sie. Und dann krochen sie wieder auf den Tisch hinauf, wo sie früher gestanden hatten.
»Sieh, so weit kamen wir,« sagte der Schornsteinfeger. »Da hätten wir uns alle die Mühe ersparen können.«
»Hätten wir nur den alten Großvater wieder genietet!« sagte die Hirtin. »Wird das sehr teuer sein?«
Und genietet wurde er; die Familie ließ ihn im Rücken kitten, er bekam eine gute Niete am Halse und er war so gut wie neu, aber nicken konnte er nicht mehr.
»Sie sind wohl hochmütig geworden, seitdem Sie in Stücke geschlagen sind?« sagte der Ziegenbocksbein-Ober- und Unterkriegsbefehlshaber. »Mich dünkt, daß Sie nicht Ursache haben, so wichtig zu thun. Soll ich sie haben oder soll ich sie nicht haben?«
Der Schornsteinfeger und die kleine Hirtin sahen den alten Chinesen rührend an, sie fürchteten sehr, er möchte nicken; aber er konnte nicht, und das war ihm unbehaglich, einem Fremden zu erzählen, daß er beständig eine Niete im Nacken habe. Und so blieben die Porzellanleute zusammen, und sie segneten des Großvaters Niete und liebten sich, bis sie in Stücke gingen.
Das Feuerzeug.
Es kam ein Soldat auf der Landstraße dahermarschiert: Eins, zwei! Eins, zwei! Er hatte seinen Tornister auf dem Rücken und einen Säbel an der Seite, denn er war im Krieg gewesen und wollte nun nach Hause.
Da begegnete er einer alten Hexe auf der Landstraße; sie war widerlich, ihre Unterlippe hing ihr gerade bis auf die Brust hinunter. Sie sagte: »Guten Abend, Soldat! Was hast Du
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