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Maerchen Fuer Kinder

Titel: Maerchen Fuer Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Christian Andersen
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einem Antlitz, so weiß und rot wie ein Mädchen, und das war eigentlich ein Fehler, denn etwas schwarz hätte es doch wohl sein können. Er stand ganz nahe bei der Hirtin; sie waren beide hingestellt, wo sie standen, und da sie nun hingestellt waren, so hatten sie sich verlobt; sie paßten ja zu einander, sie waren von demselben Porzellan und beide gleich zerbrechlich.
    Dicht bei ihnen stand noch eine Figur, die war dreimal größer. Es war ein alter Chinese, der nicken konnte; er war auch von Porzellan und sagte, er sei der Großvater der kleinen Hirtin, aber das konnte er freilich nicht beweisen; er behauptete, daß er Gewalt über sie habe, und deswegen hatte er dem Ziegenbocksbein-Ober- und Unterkriegsbefehlshaber, der um die kleine Hirtin freite, zugenickt.
    »Da erhältst Du einen Mann,« sagte der alte Chinese, »einen Mann, der, wie ich fast glaube, von Mahagoniholz ist; er kann Dich zur Ziegenbocksbein-Ober-und Unterkriegsbefehlshaberin machen; er hat den ganzen Schrank voll Silberzeug, ungerechnet, was er in den geheimen Fächern hat.«
    »Ich will nicht in den dunkeln Schrank hinein!« sagte die kleine Hirtin. »Ich habe sagen hören, daß er elf Porzellanfrauen darin hat.«
    »Dann kannst Du die zwölfte sein!« sagte der Chinese. »Diese Nacht, sobald es in dem alten Schranke knackt, sollt Ihr Hochzeit halten, so wahr ich ein Chinese bin!« Und dann nickte er mit dem Kopf und fiel in Schlaf.
    Aber die kleine Hirtin weinte und blickte ihren Herzallerliebsten, den Porzellanschornsteinfeger, an.
    »Ich möchte Dich bitten,« sagte sie, »mit mir in die weite Welt hinauszugehen, denn hier können wir nicht bleiben!«
    »Ich will alles, was Du willst!« sagte der kleine Schornsteinfeger. »Laß uns gleich gehen; ich denke wohl, daß ich Dich mit meinem Handwerk ernähren kann!«
    »Wenn wir nur erst glücklich von dem Tische hinunter wären!« sagte sie. »Ich werde erst froh, wenn wir in der weiten Welt draußen sind.«
    Er tröstete sie und zeigte, wie sie ihren kleinen Fuß auf die ausgeschnittenen Ecken und das vergoldete Laubwerk am Tischfuße hinabsetzen sollte; seine Leiter nahm er auch zu Hilfe, und da waren sie auf dem Fußboden. Aber, als sie nach dem alten Schranke hinsahen, war da große Unruhe darin; alle die ausgeschnittenen Hirsche steckten die Köpfe weit hervor, erhoben die Geweihe und drehten die Hälse; der Ziegenbocksbein-Ober- und Unterkriegsbefehlshaber sprang in die Höhe und rief zum alten Chinesen hinüber: »Nun laufen sie fort! Nun laufen sie fort!«
    Da erschraken sie und sprangen geschwind in den Schubkasten des Fenstertrittes.
    Hier lagen drei bis vier Spiele Karten, die nicht vollständig waren, und ein kleines Puppentheater, welches, so gut es sich thun ließ, aufgebaut war. Da wurde Komödie gespielt und alle Damen saßen in der ersten Reihe und fächelten sich mit ihren Tulpen, und hinter ihnen standen alle Buben und zeigten, daß sie Kopf hatten, sowohl oben wie unten, wie die Spielkarten es haben. Die Komödie handelte von zwei Personen, die einander nicht bekommen sollten, und die Hirtin weinte darüber, denn es war gerade wie ihre eigene Geschichte.
    »Das kann ich nicht aushalten!« sagte sie. »Ich muß aus dem Schubkasten hinaus!« Als sie aber auf dem Fußboden anlangten und nach dem Tische hinaufblickten, da war der alte Chinese erwacht und schüttelte mit dem ganzen Körper; unten war er ja ein Klumpen.
    »Nun kommt der alte Chinese!« schrie die kleine Hirtin und fiel auf ihre Kniee nieder, so betrübt war sie.
    »Es fällt mir etwas ein,« sagte der Schornsteinfeger. »Wollen wir in das große Gefäß, das in der Ecke steht, hinabkriechen? Da können wir auf Rosen und Lavendel liegen und ihm Salz in die Augen werfen, wenn er kommt.«
    »Das kann nichts nützen!« sagte sie. »Überdies weiß ich, daß der alte Chinese und das Gefäß mit einander verlobt gewesen sind, und es bleibt immer etwas Wohlwollen zurück, wenn man in solchen Verhältnissen gestanden hat. Nein, es bleibt uns nichts übrig, als in die weite Welt hinauszugehen.«
    »Hast Du wirklich Mut, mit mir in die weite Welt hinauszugehen?« fragte der Schornsteinfeger. »Hast Du auch bedacht, wie groß die ist und daß wir nicht mehr an diesen Ort zurückkommen können?«
    »Ja,« sagte sie.
    Der Schornsteinfeger sah sie fest an, und dann sagte er: »Mein Weg geht durch den Schornstein; hast Du wirklich Mut, mit mir durch den Ofen, sowohl durch den Kasten, als durch die Röhre zu kriechen? Dann kommen

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