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Maerchen Fuer Kinder

Titel: Maerchen Fuer Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Christian Andersen
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als gerade der, welcher damit angefangen hatte, und das war ein ganz kleiner, er war wohl nicht mehr als sechs Jahre alt. Die jungen Störche glaubten freilich, daß er hundert Jahre zähle, denn er war ja viel größer als ihre Mutter und ihr Vater, und was wußten sie davon, wie alt Kinder und große Menschen sein können! Ihre ganze Rache sollte diesen Knaben treffen, er hatte ja zuerst begonnen, und er blieb auch immer dabei; die jungen Störche waren sehr aufgebracht, und wie sie größer wurden, wollten sie es noch weniger dulden; die Mutter mußte ihnen zuletzt versprechen, daß sie schon gerächt werden sollten, aber nicht eher, als am letzten Tage, wo sie dort im Lande seien.
    »Wir müssen ja erst sehen, wie Ihr Euch bei der großen Übung benehmen werdet; besteht Ihr schlecht, sodaß der Oberst Euch den Schnabel durch die Brust rennt, dann haben ja die Knaben Recht, wenigstens in Einer Hinsicht. Nun laßt uns sehen!«
    »Ja, das sollst Du!« sagten die Jungen, und so gaben sie sich alle Mühe; sie übten sich jeden Tag und flogen so niedlich und leicht, daß es eine Lust war, zuzusehen.
    Nun kam der Herbst; alle Störche begannen sich zu sammeln, um fort nach den warmen Ländern zu ziehen, während wir Winter haben. Das war ein Leben! Über Wälder und Dörfer mußten sie, nur um zu sehen, wie sie fliegen könnten, denn es war ja eine große Reise, die ihnen bevorstand. Die jungen Störche machten ihre Sache so brav, daß sie »Ausgezeichnet gut mit Frosch und Schlange« erhielten. Das war das allerbeste Zeugnis, und den Frosch und die Schlange konnten sie essen; das thaten sie auch.
    »Nun wollen wir Rache haben!« sagten sie.
    »Ja gewiß,« sagte die Storchmutter. »Was ich mir ausgedacht, ist gerade das Richtige! Ich weiß, wo der Teich ist, in welchem alle die kleinen Menschenkinder liegen, bis der Storch kommt und sie den Eltern bringt. Die niedlichsten kleinen Kinder schlafen und träumen so lieblich, wie sie später nie mehr träumen. Alle Eltern wollen gern solch ein kleines Kind haben, und alle Kinder wollen eine Schwester oder einen Bruder haben. Nun wollen wir nach dem Teiche hinfliegen, eins für jedes der Kinder zu holen, welche nicht das böse Lied gesungen und die Störche zum besten gehabt!«
    »Aber der, welcher zu singen angefangen, der schlimme, häßliche Knabe,« schrieen die jungen Störche, »was machen wir mit ihm?«
    »Da liegt im Teiche ein kleines, totes Kind, das hat sich tot geträumt; das wollen wir für ihn nehmen, dann muß er weinen, weil wir ihm einen toten, kleinen Bruder gebracht haben; aber dem guten Knaben – ihn habt Ihr doch nicht vergessen, ihn, der da sagte, es sei Sünde, die Tiere zum besten zu haben? – ihm wollen wir sowohl einen Bruder, als eine Schwester bringen, und da der Knabe Peter hieß, so sollt Ihr allesamt Peter heißen!«
    Und es geschah, wie sie sagte, und so hießen alle Störche Peter, und so werden sie noch genannt.
     

Die Hirtin und der Schornsteinfeger.
     
    Hast Du wohl je einen recht alten Holzschrank, ganz schwarz vom Alter und mit ausgeschnitzten Schnörkeln und Laubwerk daran, gesehen? Gerade ein solcher stand in einer Wohnstube; er war von der Urgroßmutter geerbt und mit ausgeschnitzten Rosen und Tulpen von oben bis unten bedeckt. Da waren die sonderbarsten Schnörkel, und aus diesen ragten kleine Hirschköpfe mit Geweihen hervor. Aber mitten auf dem Schranke stand ein ganzer Mann geschnitzt; er war freilich lächerlich anzusehen, und er grinste auch, man konnte es nicht lachen nennen; er hatte Ziegenbocksbeine, kleine Hörner am Kopfe und einen langen Bart. Die Kinder im Zimmer nannten ihn immer den Ziegenbocksbein-Ober- und Unterkriegsbefehlshaber; das war ein langes Wort, und es giebt nicht viele, die den Titel bekommen; aber ihn auszuschnitzen, das war auch etwas.
    Doch nun war er ja da! Immer sah er nach dem Tische unter dem Spiegel, denn da stand eine liebliche, kleine Hirtin von Porzellan; die Schuhe waren vergoldet, das Kleid mit einer roten Rose niedlich aufgeheftet, und dann hatte sie einen Goldhut und einen Hirtenstab; sie war wunderschön. Dicht neben ihr stand ein kleiner Schornsteinfeger, so schwarz wie eine Kohle, aber auch von Porzellan; er war eben so rein und fein als irgend ein anderer; daß er ein Schornsteinfeger war, nun das war ja nur etwas, was er vorstellte; der Porzellanfabrikant hätte ebensogut einen Prinzen aus ihm machen können, denn das war einerlei.
    Da stand er niedlich mit seiner Leiter und mit

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