Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Maerchen Fuer Kinder

Titel: Maerchen Fuer Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Christian Andersen
Vom Netzwerk:
alle Beamte, aber sie konnten nichts sehen, denn es war nichts.
    »Belieben Ew. kaiserliche Majestät Ihre Kleider abzulegen,« sagten die Betrüger, »so wollen wir Ihnen die neuen hier vor dem großen Spiegel anziehen!«
    Der Kaiser legte seine Kleider ab, und die Betrüger stellten sich, als ob sie ihm ein jedes Stück der neuen Kleider anzögen, welche fertig genäht sein sollten, und der Kaiser wendete und drehte sich vor dem Spiegel.
    »Ei, wie gut sie kleiden, wie herrlich sie sitzen!« sagten alle. »Welches Muster! welche Farben! Das ist ein kostbarer Anzug!« –
    »Draußen stehen sie mit dem Thronhimmel, welche über Ew. Majestät getragen werden soll!« meldete der Oberceremonienmeister.
    »Seht, ich bin ja fertig!« sagte der Kaiser. »Sitzt es nicht gut?« und dann wendete er sich nochmals zu dem Spiegel; denn es sollte scheinen, als ob er seine Kleider recht betrachte.
    Die Kammerherren, welche die Schleppe tragen sollten, griffen mit den Händen gegen den Fußboden, als ob sie die Schleppe aufhöben, sie gingen und thaten, als hielten sie etwas in der Luft; sie wagten es nicht, es sich merken zu lassen, daß sie nichts sehen konnten.
    So ging der Kaiser unter dem prächtigen Thronhimmel, und alle Menschen auf der Straße und in den Fenstern sprachen: »Wie sind des Kaisers neue Kleider unvergleichlich! Welche Schleppe er am Kleide hat! Wie schön sie sitzt!« Keiner wollte es sich merken lassen, daß er nichts sah; denn dann hätte er ja nicht zu seinem Amte getaugt, oder wäre sehr dumm gewesen. Keine Kleider des Kaisers hatten solches Glück gemacht als diese.
    »Aber er hat ja gar nichts an!« sagte endlich ein kleines Kind. »Hört die Stimme der Unschuld!« sagte der Vater; und der eine zischelte dem andern zu, was das Kind gesagt hatte.
    »Aber er hat ja gar nichts an!« rief zuletzt das ganze Volk. Das ergriff den Kaiser, denn das Volk schien ihm recht zu haben, aber er dachte bei sich: »Nun muß ich aushalten.« Und die Kammerherren gingen und trugen die Schleppe, die gar nicht da war.
     

Elfenhügel.
     
    Einige große Eidechsen liefen schnellfüßig in den Spalten eines alten Baumes umher; sie konnten einander gut verstehen, denn sie sprachen die Eidechsensprache.
    »Wie das in dem alten Elfenhügel poltert und brummt!« sagte die eine Eidechse »Ich habe vor dem Lärm schon in zwei Nächten meine Augen nicht schließen können; ich könnte ebenso gut liegen und Zahnweh haben, denn dann schlafe ich auch nicht!«
    »Da ist etwas los!« sagte die andere Eidechse. »Sie lassen den Hügel, bis des Morgens der Hahn kräht, auf vier roten Pfählen stehen, es wird ordentlich ausgelüftet und die Elfenmädchen haben neue Tänze gelernt. Da ist etwas los!«
    »Ja, ich habe mit einem Regenwurm meiner Bekanntschaft gesprochen,« sagte die dritte Eidechse, »der gerade aus dem Hügel kam, wo er Tag und Nacht in der Erde gewühlt hatte. Der hatte vieles gehört, sehen kann er ja nicht, das elende Tier, aber vorfühlen und nachhören, das versteht er. Sie erwarten Fremde im Elfenhügel, vornehme Fremde, aber wen, das wollte der Regenwurm nicht sagen, oder er wußte es nicht. Alle Irrlichter sind bestellt, um einen Fackelzug zu halten, wie man das nennt, und Silber und Gold, wovon genug im Hügel ist, wird poliert und im Mondschein ausgestellt!«
    »Wer mögen wohl die Fremden sein?« sagten alle Eidechsen. »Was mag da wohl los sein? Hört, wie es summt! hört, wie es brummt!«
    Zu derselben Zeit teilte sich der Elfenhügel und ein altes Elfenmädchen kam herausgetrippelt. Sie war des alten Elfenkönigs Haushälterin, war mit der Familie weitläufig verwandt und trug ein Bernsteinherz vor der Stirn. Ihre Beine bewegten sich so hurtig: tripp, tripp! Potz tausend, wie konnte sie trippeln, und das gerade hinunter in das Moor zum Nachtraben.
    »Sie werden zum Elfenhügel eingeladen, und zwar diese Nacht!« sagte sie. »Aber wollen Sie uns nicht erst einen großen Dienst erweisen und die übrigen Einladungen übernehmen! Sie müssen auch etwas thun, da sie selbst kein Haus machen. Wir bekommen einige vornehme Fremde, Zauberer, die etwas zu bedeuten haben, und deshalb will der alte Elfenkönig sich zeigen!«
    »Wer soll eingeladen werden?« fragte der Nachtrabe.
    »Ja, zu dem großen Balle kann alle Welt kommen, selbst Menschen, wenn sie nur im Schlafe sprechen, oder etwas dergleichen thun können, was in unsere Art fällt. Aber zu dem ersten Feste soll strenge Auswahl herrschen, wir wollen nur die

Weitere Kostenlose Bücher