Maerchen Fuer Kinder
der Alte, »Ihr seied nicht recht ausgebacken.«
Dann gingen sie in den Elfenhügel hinein, wo die wahrhaft feine Gesellschaft versammelt war, und das in einer Hast, daß man glauben sollte, sie seien zusammengeweht, und für einen jeden war es niedlich und nett eingerichtet. Die Wassernixen saßen in großen Wasserkufen zu Tische, sie sagten, es sei gerade, als ob sie zu Hause seien. Alle beachteten die Tischsitte, außer den beiden kleinen nordischen Kobolden; die legten die Beine auf den Tisch, aber sie glaubten nun einmal, daß ihnen alles gut stehe!
»Die Füße vom Napfe!« sagte der alte Kobold, da gehorchten sie, aber doch nicht sogleich. Ihre Tischdame kitzelten sie mit Tannenzapfen, die sie in der Tasche mit sich führten, und dann zogen sie ihre Stiefel aus, um bequem zu sitzen, und gaben ihr die Stiefel zu halten. Aber der Vater, der alte Dovrekobold, der war freilich ganz anders. Er erzählte schön von den stolzen nordischen Felsen und von den Wasserfällen, die weißschäumend mit einem Gepolter wie Donnerschlag und Orgelklang niederstürzen; er erzählte vom Lachse, der gegen die stürzenden Wasser emporspringt, wenn die Nixe auf der Goldharfe spielt. Er erzählte von den glänzenden Winternächten, wenn die Schlittenschellen tönen und die Burschen mit brennenden Fackeln über das blanke Eis hinlaufen, welches so durchsichtig ist, daß sie die erschreckten Fische unter ihren Füßen schwimmen sehen. Ja, er konnte erzählen, sodaß man sah und hörte, was er beschrieb. Es war, als wenn Sägemühlen gingen, als wenn Knechte und Mägde Lieder sängen und tanzten. Heisa! mit einemmale gab der greise Kobold dem alten Elfenmädchen einen Gevatterschmatz. Das war ein ordentlicher Kuß, und doch waren sie nicht verwandt.
Nun mußten die Elfenmädchen tanzen, sowohl einfach, wie auch mit Stampfen, und das stand ihnen gut an; dann kam der Kunsttanz. Der Tausend, wie sie das Bein ausstrecken konnten, man wußte nicht, was Ende und Anfang war, was Arme und Beine waren, das ging alles durcheinander wie Sägespäne, und dann schnurrten sie herum, daß es dem Totenpferd unwohl wurde und es vom Tisch gehen mußte.
»Prrrr!« sagte der greise Kobold, »das ist ein Wirtschaften mit den Beinen! Aber was können sie mehr als Tanzen, die Beine ausstrecken und den Wirbelwind machen?«
»Das sollst Du bald erfahren!« sagte der Elfenkönig, und dann rief er die jüngste von seinen Töchtern vor; sie war so behende und klar wie Mondschein, sie war die feinste von allen Schwestern; sie nahm einen weißen Span in den Mund, und dann war sie ganz fort, das war ihre Kunst.
Aber der greise Kobold sagte, diese Kunst möchte er bei seiner Frau nicht leiden und er glaubte auch nicht, daß seine Knaben etwas davon halten.
Die andere konnte sich selbst zur Seite gehen, als wäre sie ihr eigener Schatten und den haben die Elfen nicht.
Die dritte Tochter war ganz anderer Art. Sie hatte in der Sumpffrau Brauhaus gelernt und sie war es, die verstand, Elfenknorren mit Johanniswürmchen zu spicken.
»Sie wird eine gute Hausfrau abgeben!« sagte der greise Kobold und dann stieß er mit den Augen an, denn er wollte nicht so viel trinken.
Nun kam die vierte Elfe; sie hatte eine große Harfe zum Spielen, und als sie auf der ersten Saite schlug, erhoben alle das linke Bein, denn die Kobolde sind linksbeinig, und als sie die andere Saite anschlug, mußten alle thun, was sie wollte.
»Das ist ein gefährliches Frauenzimmer!« sagte der greise Kobold, aber beide Söhne gingen zum Hügel hinaus, denn nun langweilte es sie.
»Was kann die nächste Tochter?« fragte der greise Kobold.
»Ich habe gelernt, das Nordische zu lieben,« sagte sie, »und nie werde ich mich verheiraten, wenn ich nicht nach Norwegen kommen kann!«
Aber die kleinste Schwester flüsterte dem Greise zu: »Das ist nur, weil sie aus einem nordischen Liede gehört hat, daß, wenn die Erde untergeht, doch die nordischen Klippen gleich Bausteinen stehen bleiben werden, deswegen will sie da hinauf, denn sie fürchtet das Untergehen sehr.«
»Ho, ho!« sagte der greise Kobold, »war es so gemeint? Aber was kann die siebente und letzte?«
»Die sechste kommt erst vor der siebenten!« sagte der Elfenkönig, denn er konnte rechnen, aber die sechste wollte nicht recht hervorkommen.
»Ich kann nur den Leuten die Wahrheit sagen!« sagte sie. »Um mich kümmert sich niemand, und ich habe genug damit zu thun, mein Leichenzeug zu nähen!«
Nun kam die siebente und letzte, und
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