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Maerchen Fuer Kinder

Titel: Maerchen Fuer Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Christian Andersen
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was konnte sie? Ja, sie konnte Märchen erzählen so viel sie wollte.
    »Hier sind alle meine fünf Finger!« sagte der greise Kobold, »erzähle mir ein Märchen von jedem!«
    Die Elfe faßte ihn um das Handgelenk, und er lachte, daß es in ihm kluckte, und als sie zum Goldfinger kam, der einen Goldring um hatte, als ob er wisse, daß Verlobung sein sollte, sagte der greise Kobold: »Halte fest, was Du hast, die Hand ist Dein, Dich will ich selbst zur Frau haben!«
    Die Elfe sagte, daß die Märchen vom Goldfinger und vom kleinen Peter Spielmann noch fehlten.
    »Diese wollen wir im Winter hören!« sagte der greise Kobold. »Von der Tanne wollen wir hören und von der Birke und von den Geistergeschenken und von dem klingenden Frost! Du sollst schon erzählen, denn das versteht noch keiner so recht dort oben. – Und dann wollen wir in der Steinstube, wo der Kienspan brennt, sitzen und Met aus den goldenen Hörnern der alten nordischen Könige trinken. Der Nick hat mir ein Paar geschenkt, und wenn wir dann sitzen, so kommt die Nixe zum Besuch; sie singt Dir alle Lieder der Hirtenmädchen im Gebirge. Das wird munter werden! Der Lachs wird im Wassersturz springen und gegen die Steinwände schlagen, aber er kommt doch nicht herein! – Ja, es ist gut sein in dem lieben alten Norwegen! Aber wo sind die Jungen?«
    Ja, wo waren die? Sie liefen auf dem Felde herum und bliesen die Irrlichter aus, die so gutmüthig kamen, um den Fackelzug zu bringen.
    »Was ist das für ein Herumstreichen!« sagte der greise Kobold. »Ich habe mir eine Mutter für Euch genommen, nun könnt Ihr eine Tante nehmen!«
    Aber die Jungen sagten, daß sie am liebsten eine Rede halten und Brüderschaft trinken wollten, zum Heiraten haben sie keine Lust. – Und nun hielten sie Reden, tranken Brüderschaft und machten die Nagelprobe, um zu zeigen, daß sie ausgetrunken hatten. Darauf zogen sie die Röcke aus und legten sich auf den Tisch, um zu schlafen, denn sie hatten kein Bett. Aber der greise Kobold tanzte mit seiner jungen Braut in der Stube herum und wechselte Stiefel mit ihr, denn das ist feiner als Ringe wechseln.
    »Nun kräht der Hahn!« sagte die alte Elfe, welche das Hauswesen besorgte. »Nun müssen wir die Fensterladen schließen, damit die Sonne uns nicht verbrennt!«
    Dann schloß sich der Hügel.
    Aber draußen liefen die Eidechsen in dem geborstenen Baume auf und nieder und die eine sagte zur andern:
    »O, wie mir der nordische greise Kobold gefiel!«
    »Mir gefallen die Knaben besser!« sagte der Regenwurm, aber es konnte ja nicht sehen, das elende Tier.
     

Die Schneekönigin.
     
(In sieben Geschichten.)
Erste Geschichte,
    welche von dem Spiegel und den Scherben handelt.
     
    Seht, nun fangen wir an. Wenn wir am Ende der Geschichte sind, wissen wir mehr als jetzt, denn es war ein böser Zauberer, einer der allerärgsten, es war der Teufel! Eines Tages war er recht bei Laune, denn er hatte einen Spiegel gemacht, welcher die Eigenschaft besaß, daß alles Gute und Schöne, was sich darin spiegelte, fast zu nichts zusammenschwand, aber das, was nichts taugte und sich schlecht ausnahm, das trat hervor und wurde noch ärger. Die herrlichsten Landschaften sahen wie gekochter Spinat darin aus und die besten Menschen wurden darin widerlich oder standen auf dem Kopfe ohne Rumpf, ihre Gesichter wurden so verdreht, daß sie nicht zu erkennen waren, und hatte man einen Sonnenfleck, so konnte man versichert sein, daß er sich über Mund und Nase ausbreitete. Das sei äußerst belustigend, sagte der Teufel. Fuhr nun ein guter, frommer Gedanke durch einen Menschen, dann zeigte sich ein Grinsen im Spiegel, sodaß der Zauberteufel über seine künstliche Erfindung lachen mußte. Alle, die seine Zauberschule besuchten, denn er hielt Zauberschule, erzählten rings umher, daß ein Wunder geschehen sei; nun könne man erst sehen, meinten sie, wie die Welt und die Menschen wirklich aussehen. Sie liefen mit dem Spiegel umher, und zuletzt gab es kein Land oder keinen Menschen, welcher nicht verdreht darin gewesen wäre. Nun wollten sie auch zum Himmel selbst auffliegen, um sich über die Engel und den lieben Gott lustig zu machen. Je höher sie mit dem Spiegel flogen, um so mehr grinste er, sie konnten ihn kaum festhalten; sie flogen höher und höher, Gott und den Engeln näher; da erzitterte der Spiegel so fürchterlich in seinem Grinsen, daß er ihren Händen entflog und zur Erde stürzte, wo er in hundert Millionen Stücke zersprang. Da gerade

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