Märchen unter dem Wüsenhimmel
Land und ihre Familie hinter sich ließ, verwandelte sie sich. Mit dreizehn Jahren hatte sie sich den ersten Mann genommen, und seitdem nahm die Zahl ihrer Eroberungen beständig zu.
Sie stieß sich vom Sofa ab und trat zu ihm. „Ich werde dichbekommen“, flüsterte sie. „Du wirst mich heiraten und mit mir ins Bett gehen.“
„Niemals.“
Sie lachte. „Du willst die Verlobung lösen? Ich glaube kaum. Schließlich müsstest du einen Grund angeben. Was würdest du sagen?“
„Die Wahrheit.“
Sie lachte erneut. „Du würdest also zu meinem Vater, dem Premierminister von El Bahar, gehen und ihm von meinem ausschweifenden Leben berichten? Du würdest ihm ins Gesicht sagen, dass seine Lieblingstochter, sein Augapfel, sich mit Männern herumtreibt? Das glaube ich nicht.“ Ihre braunen Augen funkelten. „Wie traurig wäre er! Dieser großartige Staatsmann, ein wahrer Führer und Advokat des Volkes, von einem ungehorsamen Kind zu Fall gebracht.“
Khalil biss die Zähne zusammen. Er wollte ihre Worte leugnen, aber er konnte es nicht. Amber hatte recht. Die Wahrheit hätte ihren Vater vernichtet. Die Tradition von El Bahar verlangte, dass ein Vater die Verantwortung für die Sünden seiner Kinder übernahm. Aleser würde als Premierminister zurücktreten müssen, und El Bahar würde einen großen Staatsmann verlieren. Die Wahl war einfach – Khalils Schweigen für die Zukunft seines Landes.
„Ich habe Geld“, murmelte er.
Sie winkte ab. „Ich habe auch Geld. Was ich nicht habe, ist ein Titel. Ich wünsche Prinzessin zu werden.“
„Was ist mit Königin? Ich hätte gedacht, das würde dir eher gefallen.“
Sie blickte nachdenklich drein. „Ich habe es in Erwägung gezogen, aber ich fürchte, das kommt nicht in Frage. Weißt du, ich war bereits mit deinem Bruder zusammen.“
Er erstarrte. Nicht aus Zorn, aber vor Verblüffung. Malik?
„Es war kurz nachdem er seine Frau verloren hat“, erklärteAmber. „Er war so furchtbar traurig und betrunken, und ich war so allein. Ich dachte mir, wir könnten uns gegenseitig trösten. Er war sehr beeindruckend.“ Sie ließ den Blick über seinen Körper gleiten. „Ich hoffe, dass es in der Familie liegt. Wollen wir nicht mal probieren, ob wir auch so gut zusammenpassen?“
Abscheu stieg in ihm auf.
Sie rückte näher. „Warum warten? Wir werden ohnehin bald heiraten, und ich werde dir Söhne gebären. Dann kannst du mir nichts mehr verwehren.“
„Verschwinde“, entgegnete er. „Ich habe heute Nacht keinen Bedarf an einer Hure.“
„Sei vorsichtig“, warnte sie. „Ich bin ein ernst zu nehmender Gegner.“
„Das bin ich auch, Amber. Du glaubst, dass du sagen oder tun kannst, was dir beliebt, weil ich in der Falle sitze, aber du irrst dich.“ Er trat einen Schritt auf sie zu. „Ich stelle mich dem Teufel persönlich, bevor ich dich heirate.“
„Mag sein. Aber wirst du El Bahar vernichten?“ Sie trat zu dem Sessel und nahm ihren Pelzmantel. „Der Teufel ist nicht das Problem, Khalil. Du selbst bist dein ärgster Feind. Du bist ein gehorsamer Prinz. Du liebst dein Land und dein Volk. Du würdest dafür sterben.“ Sie lachte. „Dafür würdest du sogar mich heiraten. Du siehst also, dass ich nichts zu befürchten habe.“
Mit einer spöttischen Verbeugung ging sie. Selbst als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, hörte er sie noch lachen.
Er fluchte lange und laut. Zorn erfüllte ihn. Er beabsichtigte nicht, sie zu heiraten. Bei seiner Ehre als Königssohn schwor er sich, einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden. Aber wie? Konnte er seinem Vater im Vertrauen von Ambers wahrem Wesen erzählen? Er schüttelte den Kopf. Der König würde sich verpflichtet fühlen, seinen besten Freund Aleser einzuweihen. So, wie die Dinge lagen, schien die Situation ausweglos zu sein.
4. KAPITEL
D as Klingeln des Telefons schreckte Khalil aus seinen Grübeleien. Er ging zum Schreibtisch, hob den Hörer ab und hörte Doras Stimme. Gerade wollte er auflegen, als er einen Mann sagen hörte: „Dora, hier ist Gerald. Wo zum Teufel steckst du?“
Khalil wusste durchaus, dass er nicht lauschen sollte, doch er legte nicht auf. Denn seine Neugier war erwacht.
„Wie hast du mich gefunden?“, wollte Dora wissen.
„Du hast dem Speiselieferanten deine Nummer gegeben.
Jetzt erzähl mir, was in dich gefahren ist. Wie konntest du es wagen, die Hochzeit abzusagen, ohne mich zu fragen?“
„Du fragst, wie ich es wagen konnte, obwohl du die Hand unter dem Rock
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