Märchen unter dem Wüsenhimmel
telefonieren hören. Er ist ein abscheuliches Exemplar eines Mannes. Wie kann er es wagen, dich so schlecht zu behandeln? Er ist dumm und wertlos. Du, süße Dora, bist ein Schatz. Lieblich und intelligent. Du bist all das, was ein Mann sich von einer Frau wünschen kann. Ich lasse ihn erschießen – oder, wenn du nicht einwilligst, zumindest auspeitschen.“
„Ich … ich verstehe nicht“, brachte sie mit zitternder Stimme hervor.
„Du bist ohne ihn besser dran. Gerald verdient dich nicht. Sei froh, dass du ihn los bist.“ Er umfasste ihre Hände fester. „Ich will dich“, teilte er ihr rau mit. „Ich will dich schon, seit ich dich zum ersten Mal auf dem Flughafen gesehen habe. Es war quälend, diese vergangenen zwei Wochen mit dir zu arbeiten und den Vorgesetzten zu spielen, während ich mir in Wirklichkeit die Rolle deines Liebhabers ersehnt habe.“
Sein glühender Blick hielt ihren gefangen. Sie wollte sich abwenden, aber sie konnte es nicht. Sie wollte ihm außerdem glauben, aber auch das konnte sie nicht. Vielleicht tat sie ihm leid. Obwohl es eine bewundernswerte Geste war, wollte sie niemandes Mitleid.
„Ich verstehe nicht, was das soll. Es ist sehr nett von dir, besorgtzu sein, aber es geht mir gut.“ Sie dachte an ihre Tränen und zuckte die Achseln. „Okay, das ist etwas übertrieben, aber irgendwann wird es mir wieder gut gehen. Du brauchst nicht vorzutäuschen, dass du …“
„Nein!“, unterbrach er sie scharf. „Behandle mich nicht so gönnerhaft. Glaube ja nicht, dass du verstehst, was ich denke oder was ich will. Und wage es nicht anzunehmen, dass es aus Mitleid geschieht. Ich täusche gar nichts vor.“
Hastig stand er auf und griff nach den Knöpfen seines Hemdes. „Du glaubst ihm, diesem Sohn eines Schakals. Du hörst dir seine Lügen an und machst sie zu deiner Wahrheit. Warum? Warum lässt du dir von ihm wehtun? Er weiß nichts von dir.“ Er streifte sich das Hemd ab und warf es zu Boden. „Er hatte seine Chance und hat sie zerstört. Jetzt bin ich an der Reihe. Ich werde nicht seinen Fehler begehen.“
Dora setzte sich auf und rückte zurück bis zum Kopfteil. Offensichtlich wollte Khalil sich entkleiden. Einerseits hielt sie es für angebracht zu entfliehen, doch andererseits bekam sie vermutlich nicht so schnell wieder eine Gelegenheit, einen nackten Mann zu sehen. Der Himmel wusste, dass sie sich seit Jahren nach dieser Erfahrung sehnte. Außerdem war er so wundervoll, dass sie nicht die Kraft fand, den Blick abzuwenden.
Lampenlicht fiel auf seine glatte Haut, betonte seine Muskeln. Dunkles Haar bedeckte seine breite Brust. Als er den Gürtel öffnete, hielt sie unwillkürlich erwartungsvoll den Atem an.
Doch er schob die Hose nicht hinab. Stattdessen zog er sich Schuhe und Socken aus, stützte dann die Hände in die Hüften und teilte ihr mit: „Ich will dich. Nur dich. Ich will dich in meinen Armen, in meinem Bett. Ich will dich berühren, dich mit meinen Händen und meiner Zunge liebkosen. Du bist mein Herzenswunsch. Es geschieht nicht aus Mitleid und nicht, um dich zu trösten. Ich bin nicht so selbstlos. Ich bin hier wegen des Sehnens in meinem Körper. Es gibt Dinge, die ein Mannnicht vortäuschen kann. Das Verlangen muss echt sein. Verstehst du?“
Sie nickte. Sie verstand nur zu gut. Gerald hatte sie bis ins Innerste getroffen mit seiner Mitteilung, dass sie ihn nicht erregen konnte. Sie wusste, dass sie nicht gerade die hübscheste Frau auf der Welt war, aber sie hatte sich nie für derart abstoßend gehalten, dass kein Mann sie begehren konnte.
Khalil schob die Daumen in den Bund seine Hose. Der feine Wollstoff bauschte sich über seinen Lenden. Nun erst wurde ihr bewusst, dass die seltsame Form, der sie kaum Beachtung geschenkt hatte, der Beweis für seine Worte war. Khalil ließ die Hose zu Boden gleiten und stand in voller Pracht da.
„Ich will dich“, sagte er sanft.
„Ja, das sehe ich.“ Sie presste eine Hand auf den Mund.
„Entschuldige. Ich wollte es nicht laut sagen.“
Doch er wurde nicht zornig, sondern grinste sie an. „Du bist beeindruckt.“ Er trat einen Schritt auf sie zu. „Zweifelst du immer noch an mir?“
Er hatte ihr einen beachtlichen Beweis geliefert. Sie wollte ihm glauben, aber es gelang ihr nicht recht. Da waren all die Dinge, die Gerald gesagt hatte. Und warum in aller Welt sollte Khalil an ihr interessiert sein?
„Hör auf“, befahl er streng. Er trat näher und kniete sich auf das Bett. „Höre nicht auf die
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