Märchen unter dem Wüsenhimmel
schwor sie. „Du magst meinen Körper zu einer Reaktion bringen, aber du wirst niemals mein Herz erreichen.“
„Habe ich dich nicht davor gewarnt, mich herauszufordern? Du kannst nur besiegt werden.“ Er küsste ihre Stirn. „Auf höchst entzückende Weise natürlich. Außerdem macht die Jagd einen Teil des Reizes aus.“
Verzweiflung stieg in ihr auf. Wie hatte sie sich in eine derartige Lage bringen können? Ungeachtet dessen, dass er ihr wehgetan, sie belogen und benutzt hatte, sehnte sich jede Zelle ihres Körpers nach ihm.
„Du wirst mir gehören“, fuhr er zuversichtlich fort.
„Niemals. Ich werde mich immer von dir abwenden.“
„Und ich werde dich Nacht für Nacht verführen.“ Er lachte.
„Wenn du mich bestrafen willst, musst du einen anderen Weg suchen. Mit der Zeit wirst du lernen, mich wie eine gehorsame Ehefrau zu lieben.“
Innerlich fühlte sie sich wieder kalt und leer, wie am vergangenen Abend. Sie wusste, dass er Wort halten und sie verführen würde, so oft es ihm beliebte, und dass sie sich fügen würde. „Ich werde dich niemals lieben“, schwor sie.
„Das sagst du jetzt. Aber ich frage mich, ob du dich nicht schon ein wenig in mich verliebt hast. Bin ich dein Traummann, meine Wüstenkatze?“
Sie riss sich von ihm los und sprang aus dem Bett. Als sie ihn finster anstarrte, lächelte er nur und schlug die Decke zurück, sodass sie seine Erregung sehen konnte.
Sie drehte ihm den Rücken zu und rang um Beherrschung. Sie musste lernen, sich vor ihm zu schützen. Sie musste stark sein. Denn er hatte recht. In gewisser Weise war er der Mann, den sie sich erträumt hatte – der intelligente Geschäftsmann, für den sie in New York gearbeitet hatte, der charmante Liebhaber,der sie in jener ersten Nacht verführt hatte. Nicht aber der egoistische Prinz von El Bahar, der sich ihr aufdrängte.
Erst als sie sich vollständig bekleidet hatte, drehte sie sich zu ihm um und sagte ruhig: „Ich werde dich niemals mögen oder respektieren. Wenn du darauf bestehst, mich hier zu behalten, wirst du dich damit zufrieden geben müssen, dass ich meine Pflicht erfülle.“
„Eine pflichtgetreue Ehefrau bei Tag und eine Wildkatze bei Nacht. Du, meine Liebe, bist meine Traumfrau.“
Tränen brannten in ihren Augen. „Wie schön für dich, Khalil. Du bist für mich nicht mehr als ein Albtraum, aus dem ich zu erwachen hoffe.“
Sie musterte ihn forschend, doch nicht einmal ein Wimpernzucken verriet seine Gedanken. Dann wandte sie sich ab, weil sie entschlossen war, ihn niemals wieder ihre Tränen sehen zu lassen.
11. KAPITEL
D ie Rückfahrt zum Palast verlief in angespanntem Schweigen. Während Dora stur geradeaus starrte, warf Khalil ihr verstohlene Seitenblicke zu. Weshalb war sie so aufgebracht? Er mochte sie am Anfang hinsichtlich seiner Gefühle irregeführt haben, aber was zählte das noch? Er hatte sie geheiratet und beabsichtigte, sie mit Respekt und Rücksicht zu behandeln. Die Eheschließung ermöglichte ihr ein Leben in Wohlstand und voller Privilegien. Mit der Zeit musste sie doch einsehen, dass es nur von Vorteil für sie war.
Oder nicht? Dora war wesentlich intelligenter und selbstständiger als die Frauen, die er vor ihr kennengelernt hatte. Sie gestattete es nicht, manipuliert zu werden, und während er sie dafür respektierte, verdross es ihn auch.
Als sie sich dem Palast näherten, warf er ihr erneut einen Blick zu. Sie war nicht schön wie Amber oder andere Frauen, mit denen er verkehrt hatte, aber sie besaß einen eigenen Liebreiz. Ihm gefiel, wie ihre Augen funkelten, wenn sie zornig war, und wie ihr Mund sie verriet, wenn sie nicht zu lächeln versuchte. Er unterhielt sich gern mit ihr, fand Gefallen an ihren Worten wie an ihrer wohlklingenden Stimme. Außerdem gefiel es ihm, mit ihr zu schlafen. Sie mochte nicht seine erste Wahl gewesen sein, aber sie verkörperte alles, was ein Mann sich von einer Ehefrau wünschen konnte.
Als er anhielt, stieg Dora unverzüglich aus und ging zum Eingang des Palastes.
Verblüfft starrte Khalil ihr nach. Wie konnte sie es wagen, ihn stehen zu lassen, so als wäre er nichts weiter als ein Chauffeur? „Dora!“, rief er und eilte ihr nach. „Dora, was soll das? Wohin gehst du?“
Sie blieb stehen und blickte über die Schulter zurück. „Ich dachte, das wäre offensichtlich. Ich gehe in meine Räume.“Im Foyer holte er sie ein. Der plätschernde Springbrunnen bot einen idyllischen Hintergrund. Er berührte ihre Wange. „Du
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