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Märchen von den Hügeln

Titel: Märchen von den Hügeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waltraut Lewin & Miriam Magraf
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kleines Ingredienz hineintun sollte, war unversehrt durch das schützende Segeltuch, das darüber gebreitet war. Adalbert und seine Hilfsgeister zogen gekränkt von dannen.
    »Nun gibt es eigentlich keinen mehr, der nicht traurig oder verärgert ist«, sagte Lindo, der herbeischlenderte. »Eine feine Voraussetzung für ein Fest.« Er besah Leontines geschwollene Nase. »Kommt Klinger eigentlich?«
    Die Frau zuckte die Achseln. »Er wollte. Aber man weiß ja nie.«
    Da drang plötzlich ein langanhaltender Trompetenton durch die Stille. Leontine spähte gleich Lindo zum Waldrand. Auch Donna hob den Kopf und sah hinüber.
    Es dämmerte bereits, so daß die Konturen der Bäume sich verwischten und miteinander verschmolzen. Aus der Dunkelheit aber blitzte es golden hervor, als habe jemand das Licht der untergegangenen Sonne eingefangen.
    Der Ton schwoll an und schwang sich schließlich zu jauchzenden Koloraturen auf.
    »>Die Tromba erschallt, und wir werden verwandele«, zitierte Donna.
    In dem Augenblick offenbarte sich das Glitzern: Ein großer, stämmiger Mann trat aus dem Wald, an den Lippen eine dem Anschein nach viel zu kleine Trompete, der er die wunderbarsten Melodien entlockte. Wenngleich er jeglicher Grazie, wie sie dem Schönen Volk eigen ist, entbehrte, war es, als brächte er die Anmut um so mehr in sein Spiel ein. Was die groben Finger auf dem feinen Instrument vollbrachten, mutete wie Magie an.
    Ihm folgte eine zweite Gestalt, die mit erhaben-behäbigen Schritten zu der Musik tanzte. Leontine erkannte den Tänzer wohl: Es war Alonzo. Die Bewegungen des liebenswürdigen Tolpatsches waren so drollig anzusehen, daß das Lachen mit unbeabsichtigter Heftigkeit aus Leontine hervorbrach. Beschämt hielt sie sich die Hand vor den Mund, doch sah sie, daß auch Donnas Lippen sich spöttisch verzogen.
    Sofort hielt Alonzo inne, als er, durch Leontines Lachen aufmerksam gemacht, der Gesellschaft gewahr wurde. Der Trompeter brach ab.
    So standen sie sich gegenüber: die einen erschreckt und verlegen ob ihrer Unhöflichkeit, die anderen mit dem Gefühl, bei geheimnisvollem Tun belauscht worden zu sein.
    Man reichte sich die Hände zum Willkommen, und Alonzo sagte: »Das ist mein Freund Schilderich.«
    Der aber blieb stumm. Sein aufmerksamer Blick jedoch verweilte hell und freundlich bei jedem einzelnen Händedruck so eingehend auf dem Begrüßten, daß der glaubte, ihm sein ganzes Wesen preisgegeben zu haben.
    Statt auf die Fragen, die man ihm nun über seine Herkunft und seine Kunst stellte, zu antworten, begann Schilderich seelenruhig seine Trompete zu zerlegen, pustete durch jedes Röhrchen, spähte hindurch und hielt jedes Teil ans Ohr, als müsse er es klingen hören.
    »Ist er stumm?« fragte Donna.
    Schilderich blickte zu der Drachenfrau und setzte seine Trompete wieder zusammen.
    Schließlich bat Lindo: »Spielen Sie noch etwas?«
    Überflüssige Frage. Schilderich erhob sich.
    Beschwingt und verzaubert vom Klang des jubelnden Instruments, machte sich die Gesellschaft daran, die Festwiese wiederherzurichten: Lindo breitete ein Tuch halbkreisförmig am Boden aus und polsterte die provisorische Sitzbank mit trockenem Laub. Alonzo sammelte Ahornblätter, die die schöne rote und gelbe Herbstfärbung noch nicht verloren hatten, und fertigte daraus neue Lampions. Donnas Laune stieg erheblich, als es ihr gelang, das Lagerfeuer mit einer Handvoll Reisig zu entzünden.
    Leontine begann mit der Zubereitung des Kuchenteigs. Nicht allein Mehl, Zucker, Butter, Eier und was sonst noch dazugehört tat sie hinein, auch den Inhalt der Kapsel, die sie von ihrem Vater erhalten hatte.
    Währenddessen stand Schilderich, von all dem Trubel ungerührt, in der Mitte und blies seine Trompete, deren Gold strahlte und den Festplatz wie eine kleine Sonne erhellte.
    »Wo sind unsere Kinder?« fragte Lindo plötzlich seine Frau.
    Ja, wo steckten die Gören überhaupt? Donna hob die Schultern. »Ich hatte sie hierhergeschickt.«
    Der Vater seufzte. Er wußte um die Folgsamkeit seiner Nachkommen zur Genüge.
    »Müssen wir sie etwa suchen?« schnaufte Leontine halb ängstlich, halb ärgerlich, während sie mit aller Kraft den Kuchenteig knetete.
    Lindo winkte ab.
    »Wenn ihnen nun etwas zugestoßen ist?« bohrte Donna.
    »Das wäre ja was ganz Neues«, meinte Lindo.
    Lärm, Geschrei mit einemmal, ein ohrenbetäubendes Scheppern, das Schilderichs Spiel übertönte. Der Lautstärke nach konnte es sich nur um Maggy, Norman und Rico handeln, die

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