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Märchen von den Hügeln

Titel: Märchen von den Hügeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waltraut Lewin & Miriam Magraf
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»Öffnet den Wein!« befahl sie. Während die Männer die Siegel von den uralten Flaschen lösten, beugte sich die Elbenfrau über ihren Korb und entnahm ihm kristallene Schalen. Es war kaum zu glauben, daß soviel darin sein sollten, hatte Dodo ihn nicht vorhin umgestürzt? Der Duft des Getränkes verbreitete sich in der milden Luft.
    »Pfui, Alkohol!« Norman rümpfte die Nase. »Ist der Kuchen noch nicht fertig!? Wir sterben vor Hunger. Seit zwei Stunden haben wir nichts bekommen.«
    Donna und Leontine erhoben sich und holten gemeinsam die Form von der Feuerstelle. Ein vielstimmiges »Ah!« erschallte. Der Kuchen war hoch aufgegangen und goldgelb. Die Frauen stürzten die Form. Aus den Krusten und Schrunden des mystischen Gebäcks sproßten Blumen und Kräuter hervor, Rosenknospen und Lilien erblühten, eine Rebe schob sich auf und suchte Halt an einer Myrte, starr stand der Lorbeer. Plötzlich brach die bräunliche Kruste auseinander. Wie eine Säule goldenen Feuers stiegen Schwärmer und Raketen empor und gingen als ein Regen grüner, blauer und violetter Flämmchen nieder.
    »Das ist der Gruß Darennas!« rief Iguanadonna halblaut und sandte selbst einen Flammenstrahl hinterher in den Himmel. Die beiden Lichtsäulen kreuzten sich, umspielten einander, entzündeten sich immer aufs neue. Schilderich hob seine Trompete an die Lippen und begann die »Feuerwerksmusik« zu spielen.
    »Verdammt noch mal, kann man von diesem vulkanisch-vegetarischen Mutter-Kuchen auch was essen, oder ist er nur zum Angucken da?« rief Maggy verärgert.
    Leontine lachte. »Greift zu, meine Lieben.«
    Jung und alt stürzte sich auf das Backwerk und lobte mit vollem Mund dessen Qualität.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte eine fremde Frau und trat zu Leontine, »aber dürfen die Nachbarn der Hügel auch mitfeiern? Man hat die Lichter gesehen und die Musik gehört, und nun heißt es allgemein, Klinger würde kommen und ein großes Konzert geben, gemeinsam mit Herrn Schilderich.«
    »Wer sagt das?« fragte Lindo.
    Die Frau zuckte die Achseln. »Alle sagen es, hören Sie nur, die Luft ist voll Gemurmel. Sie kommen aus der ganzen Stadt.«
    »Natürlich sollen sie mit uns feiern«, sagte Diana. »Unser Kuchen reicht für alle.«
    Die Wiese füllte sich mit Menschen. Ein spillriger junger Mensch lief wie ein Hund, der seinen Herrn verloren hat, durch die Menge und erzählte mit hoher Stimme jedem, wieviel Autogramme er schon von Klinger habe.
    »Klinger soll kommen?« bemerkte Donna halblaut zu Leontine. »Ich muß mein Make-up restaurieren.«
    »Und ich habe eine dicke Nase«, murmelte Leontine leicht verzweifelt.
    Während das Feuerwerk erlosch, kletterten Schilderichs Trompetentöne himmelan. Die Nacht war warm. Am Horizont erhob sich ein zarter Schein. Vielleicht war es die Morgenröte.

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