Märchen
Eisbahn. Gunnar lief dort Schlittschuh, wenn er mit seinen Schularbeiten fertig war.
Noch wußte er nicht, wo Peter und Petra wohnten, aber er wollte es zu gern sehen. Eines Abends, als er seine Schlittschuhe abgeschnallt hatte und gerade nach Hause gehen wollte, beschloß er, nach Peter und Petra zu suchen. Überall stöberte er herum, und schließlich sah er weit hinten in einem versteckten Winkel des Parks einen schwachen Lichtschein unter einer Tanne hervorschimmern. Er ging näher.
Unter der Tanne war ein Erdhaufen, und in diesem Erdhaufen war ein kleines Fenster. Von dort kam der Lichtschein. Gunnar
kniete sich hin und guckte durch das Fenster.
Und darinnen saßen Peter und Petra an einem runden Tisch und machten ihre Rechenaufgaben. Ihr Papa saß in einem Schaukelstuhl und las in der Zeitung, und ihre Mama stand am Herd und kochte Kaffee. Sie hatten kein elektrisches Licht, sondern eine Petroleumlampe, die einen milden und freundlichen Schein über Peters und Petras gebeugte Köpfe warf.
Gunnar klopfte vorsichtig an die Scheibe. Einen Augenblick später wurde eine Tür in dem Erdhaufen geöffnet. Und da stand Peter.
»Hallo«, sagte Gunnar. »Ich bin’s!«
»Hallo«, sagte Peter. »Gut, daß du kommst. Du kannst mir sicher sagen, wieviel 17 weniger 9 ist.«
»Acht«, sagte Gunnar.
»Wer ist denn draußen?« rief Peters Papa.
»Es ist nur einer aus meiner Klasse!« schrie Peter zurück.
Da kam auch Petra angerannt.
»Bist du Schlittschuh gelaufen?« fragte sie.
»Wenn du wartest, bis die Eisbahn geschlossen ist, kannst du sehen, wie Petra und ich laufen«, sagte Peter. »Wir trauen uns nicht zu laufen, solange die großen Kinder dort sind.«
»Schade, daß wir dich nicht bitten können reinzukommen«, sagte Petra. »Du bist zu groß. Aber du kannst ja durchs Fenster gucken.«
Und das tat Gunnar. Er kniete sich wieder hin und schaute in den freundlichen Raum. Peter und Petra standen am Fenster und schnitten ihm Gesichter. Sie schrieben etwas auf einen Zettel, und dann hielten sie ihn an die Fensterscheibe. Da stand in Druckbuchstaben:
GUNAR, DU BIST EIN PRIHMA KERL.
Dann lachten sie, Peter und Petra drinnen und Gunnar draußen vor dem Fenster.
Nach einer Weile zeigte Peter auf eine Uhr, die an der Wand hing. Gunnar verstand, daß er meinte, nun sei die Eisbahn geschlossen.
Und Peter und Petra beeilten sich, ihre Schlittschuhe hervorzuholen, zogen ihre Jacken und Handschuhe an und setzten ihre Mützen auf, sagten ihren Eltern auf Wiedersehen und kamen heraus zu Gunnar gelaufen.
Die Eisbahn lag dunkel und leer da. Bald hatten Peter und Petra ihre winzigen Schlittschuhe angeschnallt. Und dann schwebten sie zusammen über das Eis. Und sie schwebten hinaus und tanzten übers Eis und zogen ihre Kreise vor und zurück auf eine wunderbare, bezaubernde Weise. Es war, als ob ein schwacher Schimmer um sie war, als sie so tanzten, und Gunnar glaubte, eine leise Musik zu hören, von weit her - aber das war vielleicht nur Einbildung. Er hielt den Atem an. Es war das Schönste, was er je gesehen hatte, und er dachte, er würde sich immer, immer daran erinnern, solange er lebte. Peter und Petras Augen strahlten, als sie schließlich, die Arme umeinander gelegt, auf Gunnar zuglitten, und Peter sagte:
»Laufen wir nicht schon ganz gut?«
Und Petra sagte:
»Wir üben hier jede Nacht eine Weile, wenn die Großen schlafen.
Es macht uns riesigen Spaß.«
Als Gunnar an diesem Abend mit den Schlittschuhen über der Schulter nach Hause ging, sang er vor sich hin. Er war so froh, und er hatte Peter und Petra so gern.
Bald war Weihnachten, und eines schönen Tages war die Schule zu Ende, und es gab Zeugnisse. Peter und Petra bekamen richtig gute Zensuren. Die Lehrerin hatte sie in ihrer kleinsten Schrift auf winzige Zettelchen geschrieben. Petra hatte »sehr gut« im Lesen, und sie war sehr stolz darauf. Peter hatte nur »gut«.
Gunnar sollte Weihnachten bei Großvater und Großmutter in Småland feiern. Als er Peter und Petra wie gewöhnlich über die Odenstraße gebracht hatte, sagte er:
»Auf Wiedersehen, Peter. Auf Wiedersehen, Petra. Bis nach den Ferien also!«
»Wiedersehen, Gunnar«, sagten Peter und Petra. »Du bist ein prima Kerl!«
Und dann verschwanden sie im Vasa-Park.
»Bis bald!« riefen sie und winkten.
Aber Peter und Petra kamen nie wieder.
Als die Schule nach den Weihnachtsferien anfing, waren Peter und Petra nicht da. Alle Kinder in der Klasse warteten und warteten auf ihr leises,
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