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Märchen

Märchen

Titel: Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Astrid Lindgren
    Zeichnungen von Ilon Wikland
    Verlag Friedrich Oetinger - Hamburg
    ISBN 3-7891-2941-X

    Ebook by »Zerwas«
    Inhalt
    5
    Rupp Rüpel, das grausigste Gespenst aus Småland
    22
    Die Prinzessin, die nicht spielen wollte
    33
    Im Land der Dämmerung
    46
    Kuckuck Lustig
    56
    Die Elfe mit dem Taschentuch
    65
    Junker Nils von Eka
    95
    Die Schafe von Kapela
    111
    Im Wald sind keine Räuber
    125
    Nils Karlsson-Däumling
    144
    Sonnenau
    163
    Die Puppe Mirabell
    174
    Allerliebste Schwester
    181
    Peter und Petra
    192
    Klingt meine Linde
    209
    Der Drache mit den roten Augen

    Rupp Rüpel, das grausigste Gespenst aus Småland
    s ist gut, eine Großmutter zu haben, besonders eine, die Spukgeschichten erzählen kann. Und so eine hatten wir, E mein Bruder und ich.
    Großmutter wohnte in einem kleinen roten Haus ganz am Ende eines Bergrückens, der nur aus Geröll bestand. Ich weiß nicht, was spannender war, dieser Geröllhang oder Großmutters Spukgeschichten. Eins steht jedenfalls fest, es machte Spaß, Großmutter zu besuchen, und wir taten es oft, mein Bruder und ich. Dabei war es ein mächtig weiter Weg dorthin. Es ging über Wiesen und durch kleine Wälder und über Anhöhen mit Kiefern, bis wir endlich das Großmutterhäuschen in einer Mulde am Berghang liegen sahen. Und dort in der kleinen Küche saß Großmutter, die so lieb war und so wunderbar erzählen konnte.
    Es dauerte auch nicht lange, und wir bettelten wie immer:
    »Großmutter, erzähl doch mal von Rupp Rüpel!« Und dann tat Großmutter es. Ungefähr so fing sie an:
    »In dem Dorf, wo ich geboren bin, gab es vor vielen hundert Jahren einen Knecht. Rupp Rüpel hieß er.«
    »Aber warst du denn damals schon auf der Welt?« fragte ich.
    Großmutter schnaubte ungeduldig durch die Nase.
    »Hab ich das etwa gesagt? Ich doch nicht, du Dummerchen!
    Aber meine Großmutter, die konnte von ihm erzählen, so daß es mich dummes kleines Ding, das ich damals war, richtig gruselte.«

    »Dann hat also deine Großmutter Rupp Rüpel gesehen?« fragte mein Bruder.
    »Nein, hat sie nicht. Aber ihre Großmutter hat ihn wohl gesehen, soviel ich weiß. Jedenfalls hat sie von ihm erzählt, als meine Großmutter noch klein war.«
    »Und jetzt bist du an der Reihe, Großmutter«, sagte ich. »Also wie war das?«
    »Ja, dieser Rupp Rüpel, das war ein wilder Kerl, der dauernd irgendwas ausheckte und nichts als dummes Zeug im Kopf hatte«, erzählte Großmutter. »Und das, obwohl er Knecht beim Pfarrer war und sich weiß Gott hätte anständiger benehmen müssen. Einer, den dieser Rupp Rüpel nicht ausstehen konnte, war der Küster.
    Der war ihm ein Dorn im Auge.«
    »Der Küster, das war doch der, der sonntags in der Kirche immer die Orgel spielte, nicht?« sagte mein Bruder, nur um Großmutter zu zeigen, daß wir im Bilde waren.
    »Ja«, sagte Großmutter, »und manchmal spielte er auch nachts.
    Also auf der Orgel in der Kirche, zu der er ja den Schlüssel hatte, und darum konnte er kommen und gehen, wenn er wollte.
    Und Musik liebte dieser Küster über alles, egal, ob es Tag war oder Nacht. An einem kalten Herbstabend tauchte in Rupp Rüpels sündigem Schädel der Gedanke auf, dem Küster jetzt einen ordentlichen Schrecken einzujagen.«
    »Was tat er denn?« fragte mein Bruder, obwohl er es genauso gut wußte wie ich.
    »Dieser Schurke hatte sich mit weißen Laken als Gespenst verkleidet und sich dazu eine Maske aufgesetzt, eine Fratze, die irgendwie leuchtete. Und so schlich er sich in die Kirche. Und da sitzt nun der arme Küster in aller Seelenruhe und spielt so himm-lisch schön. Plötzlich hört er im Gotteshaus ein fürchterliches Gebrüll, und vorne vor dem Altar steht ein Scheusal, eine gräßliche Spukgestalt. Kein Wunder, daß der Küster entsetzt aufschrie und auf den Ausgang zustürzte, so schnell ihn die Beine nur trugen. Doch hinter ihm her rannte das Gespenst und jagte ihn durch die ganze Kirche. Der Küster lief um sein Leben und konnte sich gerade noch im letzten Augenblick durch die Tür retten. Aber hinter ihm kam das Gespenst, es wollte auch raus. Ja, Rupp Rüpel wollte auch raus, denn allein in der Kirche zu bleiben, traute er sich nicht. Er hatte nämlich selber Angst vor Gespenstern! Aber da traf ihn die Strafe.
    Gerade als er sich durch das Kirchentor zwängt, spürt er, wie ihn jemand von hinten zu packen kriegt, und da gefror ihm vor Schreck das Blut in den Adern. Denn wer sonst konnte ihn beim Schlafittchen packen, wenn nicht ein Gespenst oder

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