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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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seiner Heerde weg. Er bedeckte ihn mit seinem Mantel, der eben so unsichtbar war, als er selbst, und befreiete ihn so aus den Händen der grausamen Wilden. Sie stiegen zusammen in das Schiff; andere Winde, welche die Fee wehen ließ, brachten sie bald nach Hause zurück.

     
    Nun begab sich Rosimond in seiner natürlichen Gestalt mit dem Prinzen in das Zimmer des Königs, und sagte; »Allergnädigster König und Herr, Ihr habt mich bisher für Euern Sohn gehalten; ich bin's aber nicht; dies hier ist Euer wahrer Sohn, den ich Euch jetzt wieder gebe.«

     
    Der König, ganz erstaunt, wandte sich an seinen Sohn und sagte: »Wie, mein Sohn, bist du es denn nicht, der meine Feinde überwunden, und einen so rühmlichen Frieden geschlossen hat? Oder ist es wahr, daß Du Schiffbruch gelitten, und in Gefangenschaft gerathen bist, woraus Dich Rosimond befreit hat?«

     
    »Ja, mein Vater,« erwiederte der Prinz; »ungünstige Winde verschlugen mich auf eine Insel, wo ich in die Gewalt der Wilden gerieth, und von ihnen gefangen und zu Hirtendiensten gebraucht wurde. Dieser Rosimond hat mich auf eine wunderbare Weise aus dieser entehrenden Gefangenschaft befreit, und ihm allein verdanke ich das Glück, Euch und mein liebes Vaterland wieder zu sehen; ihm, und nicht mir, habt Ihr den Sieg über Eure Feinde zu danken.«

     
    Der König wußte nicht, was er hierzu sagen sollte, und es kam ihm Alles unglaublich vor. Da steckte Rosimond seinen Ring auf den kleinen Finger, und zeigte sich in der Gestalt des wahren Prinzen. Nun sah der König zwei Menschen vor sich, die er gar nicht unterscheiden konnte: denn der eine war dem andern ganz ähnlich.

     
    Jetzt war der König überzeugt, daß sich Alles so verhalte, wie er eben gehört hatte, und bot dem Rosimond für die ihm geleisteten großen Dienste eine unermeßliche Summe Geldes an. Rosimond aber wollte sie nicht annehmen, und bat den König nur um die Gnade, seinem Bruder Bramint die Bedienung am Hofe zu lassen, die er ihm geschenkt hatte. Er selbst fürchtete sich vor der Unbeständigkeit des Glücks, vor dem Neide böser Menschen, und seiner eigenen Schwachheit. Darum zog er sich vom Hofe zurück, und begab sich wieder in sein kleines Dorf zu seiner Mutter, wo er sich in ruhiger Stille mit dem Landbau beschäftigte.

     
    Auf dem Wege dorthin erschien ihm die Fee im Walde. Sie zeigte ihm die Höhle, worin sein Vater war, und sagte ihm zugleich auch die Worte, die er aussprechen müsse, um ihn in Freiheit zu setzen. Das war für Rosimond eine große Freude: denn er hatte schon längst gewünscht, seinen Vater aus dem finstern Loche zu erlösen, nur hatte es bisher die Fee nicht erlauben wollen. Er trat sogleich an die Höhle, setzte den Vater in Freiheit, und nahm ihn mit sich nach Hause. Hier pflegte er sein, und bereitete ihm ein ruhiges und frohes Alter.

     
    So wurde Rosimond der Wohlthäter seiner ganzen Familie, und genoß das süße Vergnügen, allen denen Gutes zu thun, die ihm hatten Böses thun wollen.

     
    Da er sich nun in seinem stillen Dorfe, bei seiner ländlichen Arbeit, recht glücklich fühlte, und dasselbe nie wieder verlassen wollte, so mochte er auch den Wunderring nicht länger behalten. Er ging daher oftmals in den Wald, wo ihm die Fee schon einige Male so gnädig erschienen war, in der Hoffnung, sie wieder dort anzutreffen. Als er eines Tages sich vor der Höhle niedergesetzt hatte, war er so glücklich, sie plötzlich vor sich stehen zu sehen. Er stand sogleich auf, und überreichte ihr den Ring, indem er sagte: »Hier gebe ich Euch mit vielem Danke den Ring zurück, dessen längerer Besitz mich nur beunruhigen würde: denn er könnte mich leicht in Versuchung führen, meine Einsamkeit zu verlassen, und Dinge zu unternehmen, die mich nur unglücklich machten.«

     
    Die Fee hörte Rosimond mit Wohlgefallen an, und sagte: »Nun gut, wenn du den Ring nicht behalten willst, so will ich ihn deinem Bruder Bramint geben; wir wollen sehen, was für einen Gebrauch der davon machen wird.«

     
    Hierauf begab sie sich in den königlichen Palast, und erschien dem Bramint in der Gestalt einer alten häßlichen Frau, in zerlumpter Kleidung, und sagte: »Ich habe deinem Bruder den Ring, welchen ich ihm gegeben, und wodurch er sich so beliebt und berühmt gemacht hat, weggenommen, und übergebe ihn dir hiemit. Bedenke dich nun wohl, welchen Gebrauch du von demselben machen willst; dem Guten ist er nützlich, aber dem Bösen zum Verderben.«

     
    Bramint hüpfte

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