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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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aber eines Abends in den Höfen des Schlosses umherschlich, und in das Hintergebäude kam, wo der Haushofmeister wohnte, hörte sie, wie der kleine Tag weinte, weil seine Mutter ihm die Ruthe geben wollte, denn er war ungehorsam gewesen; auch die Stimme der kleinen Aurora hörte sie, die für ihren Bruder um Verzeihung bat.

     
    Da ward nun das alte böse Weib gewaltig grimmig, daß man sie so hintergangen hatte, und befahl gleich am andern Morgen mit einer fürchterlichen Stimme, vor welcher Alles zitterte, daß man mitten auf den Hof einen großen Bottig setzen sollte, den sie mit Schlangen, Kröten, Eidechsen und Vipern anfüllen ließ. In diesen Kübel sollte dann die arme Königinn mit ihren beiden Kindern, und dem gutmüthigen Haushofmeister sammt dessen Frau und Magd, gestürzt werden.

     
    Schon standen die Unglücklichen mit auf den Rücken gebundenen Händen da, und schon waren die Henker im Begriff, sie in das abscheuliche Gefäß zu werfen, als plötzlich der König, den man noch gar nicht erwartet hatte, in den Hof geritten kam. Er war ganz erstaunt über das Schauspiel, welches sich ihm hier darbot, und erkundigte sich sogleich, was diese gräßlichen Vorbereitungen bedeuten sollten. Niemand aber wagte es, ihm Auskunft darüber zu geben, als plötzlich die alte Königinn, wüthend über das Fehlschlagen ihrer Rache, sich selbst, vor Aller Augen, in den Bottig stürzte, wo sie sogleich von dem Schlangen- und Krötengezücht gefressen wurde. Der König war hierüber nicht wenig erschrocken, und betrübte sich sehr, denn sie war doch immer seine Mutter; bald aber tröstete er sich in dem Anblick seiner schönen, tugendhaften Gemahlinn und seiner beiden liebenswürdigen Kinder.

     

     
27. Die ungleichen Brüder.

     

     
    ◉ Die ungleichen Brueder.

     

     
    Es lebten einmal zwei Brüder, Rosimond und Bramint, die sich aber sehr ungleich waren. Rosimond, der jüngere, hatte ein gutes Herz, liebte seine Aeltern und Geschwister, bewies sich gegen Jedermann gefällig und dienstfertig, und that keinem Menschen etwas zu Leide. Dabei war er sehr klug und verständig, und von Allen geliebt und geachtet, die ihn kannten. Ganz das Gegentheil war sein älterer Bruder Bramint. Der hatte ein sehr häßliches und boshaftes Gemüth, und lebte mit keinem Menschen in Friede: denn er war hart und lieblos, und machte seinen Aeltern nichts als Kummer und Herzeleid. Die Mutter gab sich zwar alle Mühe, ihn zu bessern, aber er blieb, wie er war. Darüber grämte sie sich sehr, und entzog ihm ihre Liebe, weil er sie nicht verdiente.

     
    Da nun Rosimond wegen seiner guten Aufführung und Folgsamkeit von der Mutter sehr geliebt wurde, so haßte ihn sein Bruder Bramint nur noch mehr, und ersann eine schändliche Lüge, um ihn unglücklich zu machen.

     
    Rosimond hatte nämlich einen guten Freund, den Sohn des Nachbars, der ein großer Feind seines Vaters war. Beide Freunde kamen oft zusammen, denn sie waren einander sehr zugethan und ergeben. Bramint nahm daher Gelegenheit, seinen Bruder Rosimond bei dem Vater zu verleumden und anzuschwärzen. Er erzählte ihm, daß Rosimond nur deswegen so oft in des Nachbars Haus ginge, um ihm alles zu hinterbringen, was in ihrem Hause vorgehe. Das verdroß den Vater, und er verbot daher Rosimond, mit seinem Freunde umzugehen und zu sprechen. Darüber freute sich Bramint, und ersann nun eine noch schändlichere Lüge. Er sagte zu seinem Vater, Rosimond sey wieder in des Nachbars Haus gewesen, und da sey er ihm heimlich nachgeschlichen, und habe gehört, wie Rosimond dem Nachbar versprochen habe, daß er ihn, den Vater, bei einer guten Gelegenheit vergiften wolle.

     
    Als der Vater dies hörte, ward er sehr zornig, und mißhandelte den armen unschuldigen Rosimond auf das grausamste, sperrte ihn darauf drei Tage lang in eine finstere Kammer, und jagte ihn dann aus dem Hause, mit der Drohung, ihn ums Leben zu bringen, wenn er sich unterstände, ihm jemals wieder vor die Augen zu kommen.

     
    Rosimond ging nun, von seiner Mutter betrauert, weinend fort, ohne zu wissen, wohin. Nach langem Umherirren kam er gegen Abend in einen großen Wald. Hier überfiel ihn die Nacht; er legte sich im Eingange einer dunkeln Höhle auf weiches Moos, am Ufer eines klaren Baches, der aus der Höhle floß, und schlief vor Müdigkeit bald ein.

     
    Als er mit Anbruch des Tages erwachte, erblickte er eine schöne Frau in Jagdkleidern, die auf einem weißen Pferde, mit einer prächtigen, goldgestickten

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