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MärchenSpiel (German Edition)

MärchenSpiel (German Edition)

Titel: MärchenSpiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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sie mich umschloss, ich fiel und oben, unten, rechts und links aufhörten zu existieren und ich in der Finsternis, in der Urdunkelheit stand. Schwerelos. Existent, aber nicht lebend.
    Plötzlich diese grünen Augen. Leuchtend, betörend und hypnotisch. Ich wusste, wenn ich noch einige Sekunden länger blieb und in diese verführerischen Augen starrte, würde ich nie wieder zurückkommen.
    Nie wieder nach Hause in die Wärme, die Existenz, meinen Körper.
    Auf Ewig gefangen mit einem Wesen, vor dem ich entsetzliche Angst hatte, weil es etwas darstellte, was ich nicht sah, nicht verstand. Es mir aber bis auf den Grund meiner Seele sehen konnte und nichts als Kälte und Verzweiflung hinterließ.
    Ich öffnete die Augen und direkt vor mir war es, das Gesicht!
     
    Ich fand mich zitternd auf der Toilette wieder. – Wie damals, vor 16 Jahren. – Und wie damals wusste ich nicht hundertprozentig, wie ich hierher gekommen war.
    Wenn tatsächlich ein Wesen so nahe an meinem Bett gestanden hatte, so über mir lehnend, hätte ich niemals fliehen können.
    Trotzdem war ich zweifellos auf der Toilette, was bewies, dass ich irgendwie entkommen sein musste. Oder es hatte nicht wirklich versucht, mich zu bekommen.
    Wie im Film flimmerten die Erinnerungen an den Alptraum, dessen Erinnerung mich noch jahrelang gequält und zu einem Psychotherapeuten geschickt hatte, durch meinen Verstand: Wieder durchlebte ich den Gang in das Bad, wo ich meine Brille nahm und aufsetzte, die vorsichtigen Schritte zu der gegenüberliegenden Tür. Das Tasten nach dem Lichtschalter. Das Licht, das nicht anging.
    Und schließlich die Stimme unter meinem Schreibtisch, der am weitesten von allen Gegenständen von der Tür entfernt war. Eine dunkle Stimme, gefährlich vertraut, heiser und gleichzeitig melodisch wispernd: „Du kannst mir nicht entkommen. Niemals. Ich finde dich, egal wohin du gehst, egal, wo du dich versteckst. Du gehörst mir.“
    Damals bin ich zu meiner Mutter ins Bett geflüchtet. Dieses Mal war ich erwachsen, die letzte Hälfte des – vielleicht – Traumes existierte nur in meiner Erinnerung und ich flüchtete zu meinem Mann.
     
    Am nächsten Tag wartete ich, bis mein Mann zur Arbeit und meine Kinder in die Schule gegangen waren, um meine eigene Psychotherapie durchzustehen. – Werde gesund oder wahnsinnig!
    Ich ging durch das Treppenhaus nach unten zum Hof. Die Tür war neu, aus diesem lichtdurchlässigen Sicherheitsglas, dass ein Gefühl der Sicherheit und Helligkeit vermittelt, durch das man aber von beiden Seiten beobachtet werden konnte. Irreführend sicher. Toll! Sehr modern!
    Aber immerhin gab es einen Lichtschalter für Draußen im Flur. Beinahe hätte ich gelacht, als sich meine Kindheitsängste in einem sanften Licht verflüchtigten. Der Hof ist asphaltiert worden. Sogar die Wand ist übermalt worden – die, die immer so aussah, als sei jemand direkt in sie hineingelaufen und hätte dabei einen weißen Abdruck seiner selbst hinterlassen. Zermanscht an der Wand.
    Als ich wieder rein ging, zwang ich mich die Kellertür bewusst wahrzunehmen.
    Wie konnte man so geschmacklos sein, alles zu modernisieren und ausgerechnet diese Kellertür zu vergessen. – Wann ist das Haus gebaut worden? Es würde mich nicht wundern, wenn irgendwo auf der Tür ein Zeichen zu finden wäre: Made by God.
    Damals hatte ich mir immer eingeredet, es sei eine typische Erwachsenentür. Eine Tür, vor der nur Kinder Angst hatten. – Jetzt war ich Erwachsen. Ich hatte immer noch Angst.
    Und unwillkürlich wanderte mein Blick zur Türklinke, ängstlich, dass sie sich bewegen könnte. Hoffnungsvoll. Enttäuscht.
    Das Warten auf etwas Furchtbares ist schlimmer, als das Furchtbare selbst. Die Spannung, die Erwartung, die Angst. Die Unvermeidbarkeit.
    Die Türklinke ist nie von innen bewegt worden, während ich zusah und darauf wartete.
    Wenn ich heute darüber nachdenke, warum ich diese Tür so schlimm fand, erinnerte ich mich daran, dass sie häufig unabgeschlossen war. Manchmal stand sie sogar einen Spalt breit offen. Man zog sie zu, aber man wusste nun: Sie ist nicht wirklich sicher. Falls dahinter etwas lauerte, konnte es jederzeit hinauf.
    Manchmal zog man die Tür auch zu, bis das Schloss einrastete, holte sein Fahrrad aus dem Hof und wenn man es dann in den Flur schob, stand die Kellertür wieder ein Stückchen offen. Wie um einen daran zu erinnern, dass es – was auch immer hinter ihr lauerte – einen haben konnte, wenn es wirklich wollte.
    Und

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