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Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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überall Schmerzen. Sogar mein Haar tut mir weh.“
    Er lachte, mehr um sie aufzumuntern, als weil ihm nach Lachen zumute war, und streichelte mit einem Finger über ihre Wange, hielt sie an sich, während sie ein wenig von ihrer Kraft zurückgewann.
    Gwynnor, der sie von seinem Platz auf dem Gras aus beobachtete, fühlte alle Eifersucht aus sich herausgebrannt. Er zog Sioned an sich, fühlte ihren Atem warm auf seiner Wange. „Ist mit dir alles in Ordnung?“
    „Ich bin zu müde, um das jetzt schon zu wissen. Hab ich noch Füße?“
    „Streck deine Beine aus. Laß mich dir helfen.“
    Sie stöhnte über den Schmerz, den das Bewegen eingeschlafener Beine auflodern ließ, machte sie mit seiner Hilfe gerade; dann lehnte sie sich an seine Schulter zurück, paßte gerade richtig in den Platz zwischen der Krümmung seines Arms und der Krümmung seiner Seite. „Ah, Mann, Gwynnor. Die Heilige Maeve möge es geben, daß ich nie wieder in so etwas verwickelt werde.“
    „Ich weiß. Hast du etwas dagegen, dich mit einem landlosen fahrenden Sänger irgendwo niederzulassen und einen Haufen Kinder aufzuziehen?“
    „Klingt … gut. Gut!“ Sie nahm seine Hand und hielt sie fest. „Ich bin nicht für große und edle Taten geschaffen. Nur kleine, bequeme, gewöhnliche Tätigkeiten.“ Sie drehte ihren Kopf an seiner Schulter, sah zu Aleytys hinüber. „Ich bin nicht mehr eifersüchtig auf sie. Irgendwie tut sie mir fast leid.“
    „Glaubst du, du kannst stehen?“
    „So ist es mir bequem. Müssen wir uns bewegen?“
    Er warf den Kopf zurück und sah hoch, war überrascht, die Sonne noch in der Vormittagshälfte des Himmels zu sehen. „Wenn wir zeitig genug aufbrechen, können wir noch vor der Dunkelheit zu Hause sein.“
    „Das nehme ich an.“ Sie schlug ihre Beine unter und mühte sich auf die Füße hoch.
    Die Synwedda kam – gefolgt von einem Aufgebot Tempeldienerinnen, die das Zubehör des Mittagsmahles trugen: Tisch und Stühle; zugedeckte irdene Töpfe, die reichlich dampften und verlockende Düfte aussandten – aus dem Bogengang. Aleytys schnupperte. Sie schwang die Beine herum und stand auf. „Ich bin halb verhungert.“
    „Du hörst dich überrascht an.“ Grey erhob sich neben ihr, streckte seinen Körper wie eine faule Katze. Seine Hände kamen auf ihre Schultern herunter; sanft massierte er die straffen Muskeln. „Entspann dich. Es ist vorbei.“
    Die Synwedda winkte ihr.
    Die Gesellschaft, Han Lushan eingeschlossen, aß mehrere Minuten lang mit intensiver Konzentration. Als die ärgste Schärfe ihres Hungers gemildert war, wandte sich Aleytys an Han Lushan. „Manhanu hat dich zu seinem Nachfolger ernannt?“
    Lushan hob das klare, kristallene Glas an seine Lippen und nippte an dem gekühlten Wasser; seine Blicke glitten über die verschiedenartigen Gesichter derer, die um den Tisch herumsaßen. Den Mund hinter dem Glas versteckt, sagte er leise: „Du hast das erwartet?“
    „Ich wußte, daß der Parasit plante, hier zu keimen. Und daß das Keimen Manhanus Körper vernichten würde. Ich vermutete, daß der Parasit einen anderen verfügbaren Wirt in der Nähe haben wollte. Zur Übernahme bereit. Und natürlich wollte er diesen Wirt in Manhanus Machtposition gefestigt haben.“
    „Und du hast du an mich gedacht.“ Er stellte das Glas auf den Tisch zurück. „Danke.“
    Aleytys schob mit der Spitze ihres Löffels ein Stück Fleisch herum. „Für mich, Lushan“, sagte sie langsam, „wäre es die beste Lösung, wenn die Gesellschaft zusammenpacken und Maeve verlassen würde. Nein“, sie schaute lächelnd auf. „Ich weiß, das wird nicht geschehen. Die Gesellschaft ist zu groß, hat zu viele Mittel und Wege. Ohne den Druck der Meinung Außenstehender – wer weiß da schon, was auf den Gesellschafts-Welten passiert? Wer kümmert sich darum?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe hin und her überlegt nach etwas, von dem ich dachte, es sei eine optimale Lösung. Ich dachte an dich. Als wir damals im Wald miteinander geredet haben, fand ich dich bereit, mit Wesen, die anders sind als du, mit einem gewissen Respekt umzugehen. Ich fühlte auch, daß du moralisch indifferent und ehrgeizig bist, klug und mit Fehlern behaftet.“ Sie hob abwehrend die Hände. „Und, auf gewisse Art und Weise schulde ich dir einen Gefallen.“
    „Du untertreibst deine Schilderungen nicht.“ Er betrachtete sie mit Widerwillen.
    „Aber das Haus Han kann anfangen, wieder aus dem Exil herauszukommen, wenn du klug

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