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Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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sah voller Verachtung und Belustigung zu. Gwynnor sah, daß er Lushan zuwinkte. Gleichzeitig begann Aleytys einen eigenen murmelnden Gesang, der sich in den und um die Silben herum bewegte, die von der Synwedda ausgingen. Lushan kam zögernd aus den Schatten. Als er noch eine Armeslänge von Manhanu entfernt war, hob dieser den Betäuber und schoß.
    Nachdem der Ingenieur einen Meter vor Manhanus Füßen zu einem Haufen zusammengesunken war, richtete der Gesellschafts-Direktor den Betäuber auf Aleytys.
    Grey hob seine Hand und feuerte; der Betäuber verwandelte sich in rotglühenden Schrott. Gedankenschnell ließ Manhanu ihn fallen und sprang zurück. „Du hättest mich töten sollen“, sagte er.
    „Ich wollte, aber ein Versprechen bindet mich.“ Grey seufzte über die Oberseite des Gewehrs hinweg; die Mündung zielte auf Manhanus Mitte. Dann ließ er die Waffe wieder in seinen Schoß fallen. Manhanu schüttelte seine kribbelnden Finger und ruckte seine unverletzte Hand hoch: Eine winzige Ärmelpistole lag plötzlich in seiner Faust. Sie krachte, explodierte, flackerte, und Grey brach zusammen. Das Energiegewehr fiel zu Boden, Grey klappte zusammen und rollte von der Bank. Bevor der zähnefletschende Direktor die Ärmelpistole auf Aleytys richten konnte, riß Tipylexne seine Hand los, kam blitzartig auf die Füße. Mit einem katzenschnellen Sprung vorwärts krachte er gegen Manhanu, packte das silbrige Rohr und schleuderte es gegen die Seitenwand, wo es mit einem Klirren zerspringender Elemente gegen den Stein schepperte.
    Die Synwedda schrie auf, als der Kreis unterbrochen wurde, riß ihre Hand in heftiger Eile los. „Brecht ab!“ sagte sie heiser. „Brecht ab!“
    Gwynnor fühlte, wie sich die Hitze mit entsetzlicher Schnelligkeit aufbaute. Er riß seine Hand von Sioned weg, folgte dem Beispiel der Synwedda, hielt beide Hände hoch, um die außer Kontrolle geratene Energie sich in der Luft über dem Kopf auflösen zu lassen. Er drehte sich herum, sah Sioned an, seufzte vor Erleichterung, als er ihre Hände ebenfalls erhoben sah.
    Die Synwedda funkelte Tipylexne an. „Mach das nicht noch einmal, Cludair. Du könntest uns alle umbringen.“
    Tipylexne zuckte mit den Schultern. Ohne sich die Mühe zu machen, eine Antwort zu geben, stieg er über Han Lushans bewußtlosen Körper, ging ruhig zu dem Bogengang hinüber, verschränkte die Arme vor der Brust und stellte sich vor dem Gartenausgang auf; Manhanu ließ er keine Sekunde lang aus den Augen.
    Die Synwedda seufzte und streckte ihre Hände aus; der Kreis bildete sich erneut. Sie blickte auf die schwankende, singende Gestalt im Zentrum des Kreises, begann dann den Gesang, der ihre Kraft mit der der Sternenhexe verwob.
    Manhanu lächelte voller Hohn. „Nutzloses Melodrama.“ Er trat zurück. Einen Moment lang begegneten seine Blicke denen Gwynnors, dann lachte er. „Armer kleiner Cerdd. Du denkst, all dieser Unsinn macht einen Unterschied?“ Noch immer lachend, drehte er sich um und machte einen Schritt auf Greys zusammengebrochene Gestalt zu. Gwynnor erstickte einen Schrei, als er das Ziel des Direktors erkannte: das Gewehr des Jägers. Aber er wagte nicht, den Kreis erneut zu unterbrechen.
    Tipylexne huschte an dem Sternenmann vorbei, pflückte das Gewehr aus der halb geöffneten Hand des Jägers und stand wieder vor dem Bogendurchgang, bevor der verblüffte Direktor seinen vergeblichen Sturmschritt verlangsamen konnte. Gwynnor setzte sich mit zorniger Zufriedenheit zurück, konzentrierte sich wieder darauf, die zunehmende Kraft durch seine schmerzenden Glieder tosen zu lassen und Aleytys gelegentliche kurze Blicke zuzuwerfen.
    Sie ignorierte die Unruhe rings um sie her. Mit erhobenen Händen stand sie da und sang ihren sanften Singsang. Dann änderte sich der Gesang, und ihre Hände fingen an, sich zu bewegen, das Sonnenlicht einzufangen, es zu einem feinen, blassen Streifen zusammenzurollen, der in leuchtenden Windungen zu ihren Füßen hinunterfiel, als sie goldenes Licht in schimmernde Fäden spann.
    Jedesmal, wenn er sie ansah, hielt er den Atem an. Schön. Schrecklich. Der kleine Kraftstrom, der in ihr zirkulierte, verblaßte vor dem grellen Leuchten, das sie umgab. Die namenlose, übernatürliche Macht bannte ihn, hielt ihn gefangen; er konnte es nicht ertragen, sie anzusehen, er konnte seine Blicke nicht von ihr losreißen. Er fühlte schwach, wie sich der Strudel, dessen Bestandteil er war, von ihnen allen löste und sich dem anschwellenden

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