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Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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schwang den Schwebesessel herum und berührte einen Knopf. Das Hologramm eines jungen, männlichen Gesichts erschien über dem Schreibtisch. Der Kopf neigte sich unterwürfig, hob sich dann wieder.
    „Finden Sie Han Lushan und bringen Sie ihn her.“

 
12
     
    Die Tempeldienerin trat – noch immer anonym in dem weißen Gewand mit der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze und den zu langen Ärmeln – aus dem Bogen. Sie kam in einem lautlosen Gleiten über das Gras und verbeugte sich vor der majestätischen Gestalt der alten Cerdd. Die Synwedda zeigte sich ihr mit einer kleinen Bewegung ihres Kopfes erkenntlich, während ihre alten, goldenen Augen die beiden Sternenmenschen beobachteten, die unter der plötzlichen Helligkeit des Gartens blinzelten.
    Manhanu ignorierte die Tempeldienerin, als diese an ihm vorbeiglitt und in dem Gebäude verschwand, ließ Han Lushan zögernd im Torbogen stehen und schritt über das Gras auf sie zu. Er blieb vor Aleytys stehen und hob einen Betäuber, richtete ihn auf sie. „Der hat schon einmal bei dir gewirkt.“
    Ihre Augen verengten sich. „Hast du vor, ihn zu gebrauchen?“
    „Muß ich das?“
    „Das mußt du entscheiden.“
    Die Synwedda hob eine Hand, um den Blick seiner kalten, dunklen Augen wieder auf sich zu lenken.
    „Wir wissen, was du bist.“
    „Ich verstehe.“ Er sah an ihr vorbei, auf Grey, der im Schatten der Eiche saß; das matt schimmernde, schwere Energiegewehr ruhte unaufdringlich auf seinem Schoß. Eine Hand lag auf dem Kolben, ein Zeigefinger schwebte über dem Schußsensor. „Du müßtest doch tot sein.“
    Grey rutschte leicht auf der Bank umher. „Bin ich aber nicht.“
    „Es fällt mir schwer, deinen gegenwärtigen, lebendigen Zustand zu begreifen. Zwei dem Vernehmen nach tödliche Wunden: Herz und Bauch, hat mein Mann gesagt. Ich nehme an, er hat gelogen.“
    „Nein.“
    „Ah.“ Seine Blicke kehrten zu Aleytys zurück. „Heilerin?“
    „Das weißt du doch schon. PSI-Freak. Wie der Arzt sagte …“ Die Synwedda machte eine ungeduldige Geste und fauchte:
    „Bildet den Kreis. Aleytys, stell dich auf die richtige Stelle.
    Schnell. Wir verschwenden Zeit.“
    Chu Manhanus Mundwinkel hoben sich zu einem sardonischen Lächeln, als er zusah, wie sie sich auf dem Gras niederließen und sich die Hände gaben, um den Kreis um Aleytys herum zu schließen, die allein im Zentrum stand. Er schnellte seine Blicke über die Gestalten mit den grimmigen Gesichtern. „Der Cerdd-Junge.
    Deinetwegen sind meine Männer in das Dorf eingedrungen. Wie konnten sie dich verfehlen?“ Gwynnor funkelte ihn an, ohne zu antworten. „Egal. Dies muß das Weibsbild sein, das entkommen ist. Mhmm.“ Er lächelte Sioned zu, genoß sichtlich ihre nervöse Blässe. „Eine vergeudete Mühe.“ Seine Blicke wanderten weiter, zu Qilasc. „Ich erinnere mich an dich.“ Sein Lächeln dehnte sich zu einem triumphierenden Grinsen. „Xalpsalp der Cludair. Dir verdanke ich einige Erniedrigungen, haarige Bestie.“
    Qilasc hielt den Blick ihrer großen, rötlichbraunen Augen auf sein Gesicht geheftet, ohne sich um seine verbalen Sticheleien zu kümmern.
    „Und der Sprecher der Männer. Männer!“ Er grinste Tipylexne höhnisch an. „Aber ihr Tiere seid gesund und habt unter euresgleichen ein gewisses Maß an Macht. Wenn die Sporen euch übernehmen, werdet ihr einen großen Schritt die evolutionäre Leiter hinauf tun. Aber ihr werdet natürlich nicht in der Lage sein, das zu würdigen.“
    Tipylexne hob an zu sprechen, aber Qilasc zog an seiner Hand. Er lehnte sich zurück und beobachtete den Direktor voller Zorn, der tief und kalt hinter dem seichten Rotbraun seiner Augen steckte.
    Als Manhanu seinen reptilhaften Blick auf Aleytys konzentrierte, zitterte sie vor Angst und Erregung. Sie glättete bebende Hände, strich sie über ihren Körper hinunter. „Harskari“, flüsterte sie. „Du hast es versprochen.“
     
    Gwynnor sah, wie Aleytys zu zittern begann, dann schwankte sie, wäre beinahe gefallen. Bevor er etwas sagen konnte, richtete sie sich wieder auf, schien größer zu werden, ihr Gesicht verlängerte sich zu einer ernsten Maske. Als die Synwedda einen langsamen Singsang anstimmte, fühlte er zaghaft Berührungen der Energie durch die Erde in seinen Körper hochpulsen und durch seine Arme und Hände in Sioned fließen, ein ruhiges Sickern, nicht wie der reißende Strom von gestern. Dann kam das Fließen von Tipylexne durch seine Hand. Der Kreislauf war geschlossen.
    Manhanu

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