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Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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meine keine echte Magie. Ich meine Tricks. Ich mache meine Tricks mit der Maschine, und ihr bietet einen Vorwand, der die Leute von der Gesellschaft davon überzeugen sollte, daß ihr die Dinge macht, die ich geschehen lasse.“
    „Wie soll das helfen?“
    Aleytys seufzte. „Nach meiner Erfahrung“, sagte sie geduldig, „ist das einzige, was manche Gesellschaften respektieren – Macht. Wenn ihr von einer Machtposition aus verhandelt, dann habt ihr eine Chance, das zu bekommen, was ihr beansprucht. Andernfalls werden sie euch wahrscheinlich ignorieren.“
    Ein plötzliches Lächeln erhellte Qilascs angespanntes Gesicht. „Wie wenn man einem brünstigen Weywuks-Bullen gegenübersteht. Man streitet nicht darüber, wer den Weg beherrscht, wenn man keinen Speer im Wurfstock hat.“
    „Richtig.“ Sie runzelte die Stirn. „Ich finde kein Wort in deiner Sprache für …“ Nachdem sie krampfhaft nach einer Möglichkeit gesucht hatte, in der beschränkten Sprache der Cludair zu sagen, was sie meinte, fuhr sie langsam fort: „Für das Machen angenehmer Töne wie Vogelgesang.“
    „Vogelgesang?“
    „Verdammt. Ich komme nicht näher ran …“ Sie schüttelte den Kopf. „Obwohl man kaum sagen kann, daß die Vögel hier angenehme Laute von sich geben.“
    „Ich verstehe nicht, was du zu sagen versuchst.“
    „Und ich erkläre schlecht. Egal. Zeigen ist ohnehin besser.“ Aleytys wandte sich an Gwynnor. „Du trägst eine Flöte bei dir. Spielst du darauf?“
    Er nickte stumm. Dann schüttelte er seinen Kopf. „Früher“, sagte er, und seine Stimme kaum lauter als ein Flüstern. Seine Finger hantierten mit einem Riemen, der quer über seine Schulter verlief, und zogen das Instrument hervor. Während er sprach, ließ er zitternde Finger die schlanke Länge auf und ab gleiten. „Ich tue es nicht mehr.“
    Aleytys kam herüber, um neben ihm niederzuknien. Eine Hand berührte sein Gesicht. „Ich brauche dich“, sagte sie leise. „Die Cludair kennen keine Musik, und ich brauche Musik. Ich brauche dich.“
    Sein Mund bewegte sich nervös. Dann stammelte er: „Ich kann nicht, Aleytys. Ay-aiiii … bitte mich nicht.“
    „Du hast die Flöte noch immer. Du hast sie nicht weggeworfen. Ich glaube, du weißt sie noch zu spielen. Gwynnor, du wirst gegen Menschen kämpfen, die du haßt, du wirst gegen die Leute von der Gesellschaft kämpfen. Spiel ein paar Töne für mich. Bitte.“
    Er leckte über seine Lippen, blickte sich verlegen um. Dann hob er die Röte. Zuerst war der Ton, der herauskam, rauh, gebrochen. Qilasc grinste, machte eine ungeduldige Bewegung. Dies ließ Zorn in den Augen des Jungen funkeln. Erneut befeuchtete er seine Lippen und starrte ausdruckslos in die Dunkelheit unter dem gekrümmten Dach des Langhauses. Als er jetzt spielte, festigte sich der Ton zu einer sanften, rhythmischen Melodie, die sich durch das von Fackeln schwach erhellte Versammlungshaus wand und den Beratenden erfreute Grunzer entlockte.
    „Gwynnor.“
    Beim Klang von Aleytys’ Stimme brach der Cerdd sein Spiel ab, schaute unsicher umher, starrte dann auf plötzlich zitternde Hände hinunter.
    „Das ist es, was die Cerdd Musik nennen. Den Klang, den Gwynnor mit dem Holzrohr gemacht hat. Auf vielen Welten wird Musik benutzt, um Magie zu begleiten, besonders die mächtigeren Zauber. Die Sternenmenschen werden damit rechnen, und sie wird die Wirklichkeit überdecken. Was ich mache, das ist kein Zauber, Qilasc, wenigstens … Ich weiß nicht, ich bin nicht wirklich sicher, was die Leute überhaupt unter Zauberei verstehen … Aber eines weiß ich gewiß – wenn sie Verdacht schöpfen, was hier wirklich vorgeht, dann haben sie Mittel, mich aufzuspüren. So. Auch wenn ihr kein Wort dafür habt …“ Sie winkte mit einer Hand Richtung Flöte. „… habt ihr irgend jemanden, der solche Töne macht?“
    Die alte Frau seufzte. „Wir sind ein stilles Volk, Feuerschwester. Dies ist etwas Neues.“
    Aleytys runzelte die Stirn. „Beleidigt der Klang eure Ohren oder euren Glauben?“
    „Nein.“ Qilasc sah beinahe sehnsüchtig drein. Erneut blickte sie im Kreis der Frauen umher, um deren zustimmendes Nicken einzuholen. „Er ist angenehm.“
    Aleytys blickte sich zu Gwynnor um, kaute einen Moment lang auf der Lippe, sah nachdenklich von seinem Instrument zu seinem Gesicht. „Meinst du, du könntest einem der Cludair beibringen, eine einfache Melodie zu spielen?“
    Gwynnor antwortete: „Kommt auf seine Begabung an.“
    „Wie lange

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