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Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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entlang, der zum Cludair-Dorf führte.
     
    Gwynnor saß auf einem Ausläufer des Rankenweges und sah Aleytys nach, bis der letzte helle Glanz ihres Haars verschwunden war. Ghastay zog ihn herum und deutete mit einem doppelgliedrigen Daumen in Richtung der heranstampfenden Wächter. „Komm. Ich möchte die Jäger beobachten.“
    Gwynnor zögerte. „Aleytys hat uns gesagt, wir sollen zum Dorf zurückkehren.“
    „Werden wir“, sagte Ghastay ungeduldig. Er zupfte an Gwynnors Arm. „Komm, Freund. Wir verpassen den ganzen Spaß.“
    Widerwillig, aber neugierig gemacht, folgte der Junge von den Ebenen dem Waldjungen den nächstbesten Baum hinunter und durch die Dunkelheit unter dem Blätterdach, beide glitten sie durch das Gestrüpp wie ein gesprenkelter grünbrauner Schatten in Begleitung eines silbrigen Geistes.
    Sie huschten durch das Unterholz und holten zwei Wächter ein. Die Männer in der silbernen, flexiblen Rüstung, fremd, wie mobile Einheiten der toten Maschine, liefen leichtfüßig, absurd leichtfüßig, mit kraftverstärkten Beinen zu einem schwachen, süßen Summen von Maschinengeräusch – Menschmaschinen unter den stillen, hohen Bäumen. Eine hatte ein Gewehr leicht auf einen Unterarm gelegt, beim geringsten Anzeichen von Leben schußbereit, während die andere die Anzeige des Wärmetasters beobachtete; in einem weiten Bogen bewegte sie das Peilinstrument fächerförmig vor sich hin und her. Keine der beiden machte sich die Mühe, den Wald über Augenhöhe abzusuchen.
    Ohne Warnung fiel das Netz.
    Feste, klebrige Stränge wickelten sich um Arme und Beine, als die Wächter nach den wehenden Falten des Netzes ausschlugen. Grünlich-braune Schatten fielen sofort hinterher, Schatten, deren ledrige Handflächen von Cuyen-Öl schimmerten; aufgetragen, um die klebrige Substanz des Netzes an ihren Händen unwirksam werden zu lassen. Eins der Energiegewehre flackerte kurz auf. Ein Cludair knurrte und griff an seine Seite, wo die Strahl-Peripherie seinen Panzer durchschnitten und sich über Muskeln gefressen hatte. Bevor das Gewehr erneut feuern konnte, trat es ein anderer Jäger aus der Hand des Wächters.
    Die vier Cludair, die noch standen, packten das Netz und zogen daran. Binnen weniger Sekunden waren die gepanzerten Gestalten in den klebrigen Strängen eingewickelt – wie Riegen in einem Spinnengewebe. Sobald der Anführer eine polierte Stange durch den oberen Teil des Netzes geschoben hatte, nahmen drei Jäger die Stange auf die Schultern und trabten mit ihrer Last tiefer in den Wald hinein. Der vierte half dem verwundeten Cludair, zum Dorf zu humpeln.
    Gwynnor sah beide Gruppen verschwinden. „Was werden sie mit den Wächtern machen?“
    „Komm und sieh.“ Mit dem Anflug eines Lachens lief Ghastay hinter den beladenen Jägern her.
    Fünf Minuten später beobachteten sie, wie die Jäger den härter werdenden Klumpen mit einem achtlosen Plumps zu Boden fallen ließen, der die hilflosen Wächter durchfuhr, daß ihre Zähne schmerzten. Grimmig rieb der Anführer das aromatische Öl auf sein Messer. Ohne sich um die rasenden Zuckungen zu kümmern – die einzigen Bewegungen, die die gefangenen Männer machen konnten –, schnitt er ihre Köpfe aus dem Netz frei, zog das Messer mit schnellem, nervzerfetzendem Kreischen über die Gesichtsscheiben, bis sie sauber waren. Dann stieß und stach das Messer gegen die Scheiben, bis die Spitze plötzlich den Schnappriegel auslöste. Die Wächter sogen schluckweise die heiße, feuchte Luft ein, dann funkelten sie das gesprenkelte Gesicht des Eingeborenen an, der sich über sie beugte.
    Er trat zurück, machte eine knappe Geste. Ein zweiter Jäger holte ein grünes Glasfläschchen aus dem Beutel an seinem Gürtel und zog den gerollten Lederstöpsel heraus. Er stieß einen Finger tief in das Fläschchen hinein und holte ihn mit einer klebrigen, bernsteingelben Flüssigkeit benetzt wieder heraus. Achtlos, mit einer forschen Sparsamkeit an Bewegung, wischte er mit seinem Finger über das Gesicht eines Wächters und hinterließ eine Spur klebriger Süße. Er wiederholte diese Handlung bei dem zweiten.
     
    Im Gestrüpp schlug Ghastay eine Hand über seinen Mund, um ein leichtes Sprudeln von Lachen zu ersticken.
    „Warum haben sie das getan?“ flüsterte Gwynnor.
    Ghastay zog seine Hand herunter. „Der tote Baum dort, an den die Leute von der Gesellschaft gelehnt sind. Siehst du?“
    „Und?“
    „Es ist ein Ameisenbaum. Begriffen?“
    Gwynnor erstickte ein Keuchen,

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