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Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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weiblichen Besatzungsmitgliedern?“
    „Kein Mischmasch bei mir.“
    „Was ist das?“ Aleytys zeigte auf eine kleine Spielmannsharfe, die – inmitten des Wirrwarrs von Kinkerlitzchen und Kleinigkeiten von im Kosmos verstreuten Welten fast verloren – neben dem Spiegel hing.
    Er wandte seinen Kopf, um in die Richtung ihres zeigenden Fingers zu sehen. „Die Harfe da? Eine Schurke von Holzschnitzer von einem Holztransporter ließ sie nach einer trunkenen Nacht vor ein paar Jahren zurück. Ihm ging das Geld aus, und er tauschte die Harfe gegen ein paar Becher Sheesh-Wasser ein.“
    Aleytys nippte an ihrem Wein und schloß die Augen. „Shadith“, flüsterte sie.
    Die purpurnen Augen schnappten auf, leuchteten strahlend. „Ob ich darauf spielen kann? Verdammt gut kann ich das? Danke, Lee!“
    Aleytys stellte das Glas behutsam ab und sah Dryknolte von unten herauf an. „Darf ich sie ansehen?“
    Er griff hinauf und legte die Harfe vor sie.
    Sie zog die Finger durch den dicken Staub auf dem Klangbrett. „Hast du einen Lappen?“
    Sorgfältig, träumerisch, zog sie den Lappen über das Holz und die Saiten, entfernte die Staubansammlung zweier Jahre, während Dryknolte dastand und ihr zusah; ein dunkler, finsterer Blick verwandelte sein Mahagonygesicht in eine Schreckensmaske. Als sie fertig war, hob sie den schmutzigen Lappen mit zwei Fingern an und ließ ihn hinter den Bartresen fallen, dann rieb sie ärgerlich an der Staubschliere, die er hinterlassen hatte.
    Sie behielt die Harfe auf dem Schoß und trank den Wein, der noch in ihrem Glas war, aus.
    „Gut. Sag mir, was ich zu tun habe.“
    „Willst du auf dem Ding spielen?“
    „Vielleicht. Mach weiter.“
    „Du arbeitest von mittags bis Mitternacht.“ Auf ihren herausfordernden Blick hin fügte er glatt hinzu: „Von deiner Freistunde abgesehen, natürlich.“
    Sie nickte und wartete interessiert ab.
    „Du gehst herum. Von Tisch zu Tisch. Verbring mit niemandem zuviel Zeit. Du wirst nicht fürs Schwatzen bezahlt. Du hörst zu. Du lächelst. Du behältst sie bei guter Laune. Halte sie beim Trinken, aber mach es nicht zu deutlich. Jeder Tisch muß dir mindestens einen Drink spendieren. Das hält dich etwa fünfzehn Minuten bei ihnen. Danach spendieren sie dir entweder noch einen Drink, oder du ziehst weiter. Zwei Drinks an einem Tisch. Nicht mehr. Verstanden?“
    Sie nickte.
    „Du verstehst, daß das, wofür sie bezahlen, nicht mit dem übereinstimmt, was du trinkst.“
    „Bran hat es mir gesagt. Das ist so schon in Ordnung. Ich bin keine große Trinkerin.“
    Er knurrte und sah erfreut aus, was sie ein wenig überraschte. „Wie gesagt! Lach über ihre Witze und hör dir ihre traurigen Geschichten an. Gerate nicht in Verlegenheit, wenn das Gespräch stürmisch wird. Benimm dich erstklassig. Damit kannst du fertig werden. Wie ist dein Name?“
    Sie starrte nachdenklich auf ihr Spiegelbild. „Ich will meinen Namen hier nicht gebrauchen. Denk du dir einen für mich aus.“ Er zog einen langen Finger über ihren Unterarm. „Bernstein“, sagte er plötzlich. „Wir werden dich Bernstein nennen.“ Er nahm ihre Hand auf und schmiegte sie zwischen seine großen, melassefarbenen Hände. „Wegen deiner Haut.“
    „Gut genug.“ Sie befreite sich ruhig. „Gut. Etwas anderes. Hör mir einen Augenblick zu. Wenn dir das, was du hörst, gefällt, werden wir überlegen, ob wir meiner Bezahlung noch einen Obol hinzufügen. Für meinen Gesang.“
    Er sah auf die Harfe, die sie noch immer auf dem Schoß hatte. „So. Zeig’s mir.“
    Sie schloß die Augen. „Shadith, jetzt bist du dran.“ Sie fühlte, wie sich die Sängerin in ihrem Körper ausbreitete und zog ihre Kontrolle zurück, lehnte sich zufrieden zurück, um abzuwarten, was Shadith zu tun gedachte.
    Die Sängerin fuhr mit ihren Händen über die Harfe. „Sie ist gut gemacht“, murmelte sie.
    Dryknolte richtete sich auf, seine Blicke bohrten sich in sie, als er die Veränderung ihrer Haltung und Modulation bemerkte. Dann wich er zurück, bis er sich gegen die Regale hinter dem Tresen lehnen konnte; aufmerksam beobachtete er sie während der ganzen Zeit.
    Shadith brachte die Harfe in Stellung. Mit schneller Befähigung stimmte sie die Saiten, berührte sie dabei sanft mit forschenden Fingern, prüfte sie, um zu sehen, ob die Jahre staubigen Müßiggangs ihre Kraft beeinträchtigt hatten. Als sie’ zufrieden war, schaute sie auf, lächelte den ihr zugewandten Gesichtern zu, starrte auf ihr Abbild im

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