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Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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der alte Mann zuckte zurück, als er sie hersehen sah. Sie bekam den Eindruck von Haß und Wahnsinn und riß ihren Abwehrblock hoch.
    Als sie weiterging, wurde sie unruhiger; Aleytys ging zur Hauptstraße zurück und stapfte um die Flanke des steil ansteigenden Hügels herum. Die grasbewachsene Schräge neben ihr stieg mehrere Meter hoch an, ebnete sich dann zur ersten Terrasse. Weiße Plastbeton-Kästen drängten sich Seite an Seite, dazwischen schmale Durchgänge, gelegentlich ein Blumenkasten mit Grünzeug oder einheimischen Blumen, die dem Weiß einen zaghaften Farbtupfer hinzufügten. Auf der nächsten Terrasse standen kleine Einzelhäuser, umgeben von schmalen, grünen Rasenstreifen. Quälend ordentlich, quälend reglementiert, ein jedes beinahe wie jedes andere mit nur geringen Unterschieden, wie sie die Reibung des Lebens eineiigen Zwillingen auferlegt. Reglementierte Leute, die in reglementierten Häusern ein reglementiertes Leben lebten. Das hatte Arel gesagt. Sie schüttelte sich, als sie darüber nachdachte. Einen Augenblick lang fragte sie sich, wie es dem Schmuggler-Captain wohl ging.
    Einen Augenblick lang wünschte sie sich mit sanftem Heimweh, wieder bei den dreien zu sein, die mit Findigkeit, Fingerspitzengefühl und Glück von einer Welt zur anderen hüpften, und Frachten aufnahmen, die genug wert waren, die Schiffskosten zu bezahlen und der Mannschaft ein paar angenehme Nächte auf festem Boden zu garantieren.
    Die dritte Terrasse war die, auf der die Techniker lebten, die Ingenieure und Ärzte und niederen Verwaltungsbeamten, die die Stadt am Leben und in der endlosen Wiederholung von Tagen in reibungslosem Funktionieren hielten. Und Buchhalter und Chemiker und Kurtisanen und Unterhalter, die davon träumten, freier zu sein als die Bediensteten, und mit vager Verachtung auf die weißen Kästen der unteren Etagen hinunterblickten. Ihre Häuser waren — äußerlich — individueller gestaltet, jedoch hatten sie alle eine unterschwellige Gleichheit gemeinsam, die darauf hinwies, daß ihre Eigentümer eine heimtückisch auferlegte Knechtschaft akzeptierten. Diese Ebene verursachte Unbehagen in Aleytys. Sie bewegte ihre Blicke weiter hoch.
    Auf der vierten Terrasse war die Landschaftsgestaltung umfassend und zu einer derart extravaganten Vielgestaltigkeit forciert, daß sie gelegentlich ins Groteske überging — die Extravaganz, die durch ihren vordergründigen Protest die Geisteshaltung bestätigte, die auf den unteren Terrassen vorherrschte. Sie erhaschte Blicke auf Elfenbeintürme mit bizarren Verzierungen, die sogar auf diese Entfernung sichtbar waren; die Traumpaläste, in denen diejenigen mit genügend langer Ahnenreihe und genügend Kredit die einzigartigen Traumempfindungen des Maran-hedd genießen konnten.
    Und exakt an der obersten Kante der westlichen Klippen erhob sich die Zitadelle des Direktors in Form eines glaswandigen Türmchens hoch über den Blätterschleier. Und auf der anderen Seite befanden sich die Zwillingstürme der Einschienenbahn.
    Die Einschienenbahn. Sie schnitt zwanzig Meter über Boden und Felsen den Hügel empor. Als sie die Straße weiterging, konnte sie die Türme und den silbernen, glänzenden Streifen des Metalls sehen. Ein Dreiwagenzug flitzte aufwärts, hielt kurz auf der Tech-Ebene, bevor er seine Reise schließlich bei den Palazzos beendete. Während sie zusah, traten drei durch die Entfernung verkleinerte Gestalten aus dem vorderen Wagen und entfernten sich rasch außer Sicht.
    Aleytys kehrte ihnen den Rücken zu und blickte nachdenklich die Bahn entlang. Sie suchte nach dem unteren Ende, kam in den Schatten und dann auf der anderen Seite wieder heraus. In der Ferne, tiefer und links von ihr, konnte sie von der Entfernung blau gefärbte Gebäude und die in der Sonne schimmernden Nasen mehrerer Sternenschiffe sehen.
    Erregung kam in ihr auf; sie schloß die Augen und murmelte:
    ,,He, ihr alle. Da müssen wir hin. Denkt ihr, wir können es schaffen?”
    Drei Augenpaare öffneten sich blinzelnd. Drei Gesichter schälten sich aus der Dunkelheit in ihrem Hinterkopf.
    ,,Wie sehr du bloß möchtest, daß wir dein Ego massieren junge Aleytys!” meinte Harskari verächtlich, mit verengten Bernsteinaugen. ,,Rede nicht. Handle. Dann können wir dich bewundern.”
    „Hey, ist das nicht ein bißchen grob?” Shadith blickte ihrerseits finster drein. ,,Sie braucht ein wenig Bestätigung. Brauchen wir das nicht alle?”
    Swardheld gluckste. „Kümmere dich nicht um sie,

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