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Maeve

Maeve

Titel: Maeve Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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sich an, bis sie sich wie Ozeanwellen unter der dicken, blauen Haut kräuselten. Er war völlig haarlos; hatte nicht einmal Augenbrauen. Seine spitzen Ohren zuckten und bewegten sich unruhig herum, seine Augen waren rund und gelb, vom Morgenlicht verengt, da er seiner Veranlagung nach eher ein Nachtlebewesen war als die anderen im Raum. Sein Mund war im Verhältnis zu seiner Körpergröße sehr winzig, und zog sich, da er keine Lippen hatte, wie ein Schließmuskel zusammen. Aleytys schauderte, als sie ihn betrachtete. Er verströmte eine völlige Gleichgültigkeit hinsichtlich der anderen, ihn umgebenden Lebensformen aus und war nur deshalb verärgert über den ganzen Wirbel, weil er zu etwas, mit dem er sich gerade beschäftigt hatte, zurückkehren wollte; Aleytys weigerte sich, sich vorzustellen, was das sein könnte.
    „Paß du besser auf deine Schleimer auf, K’Ruffin. Dieser Berserker hätte mich umbringen können! Und Lovax ist hinter dir her. Er ist gierig, du Idiot. Du bist nicht gut dran, aber du bist immerhin ein ganzes Stück besser dran als er. Jetzt schaff diesen Schlamassel aus meinem Laden hinaus. Ich will nicht, daß Spione von der Gesellschaft beim Hereinkommen über eine Leiche stolpern.”
    K’Ruffin schüttelte sich. Seine stummelartigen Fühler hingen niedergeschlagen herunter. Mit kurzen, einfachen Worten wies er das andere Wesen an, Henners Körper aufzuheben und ihm zu folgen. Dann stampfte das komische Gespann aus der Garküche.
    Bran tippte mit ihrem Zeh auf den Blutfleck. „Das sickert ein, und es wird im Hintern schmerzen, es aus dem Holz zu bekommen.” Sie zuckte mit den Schultern und kehrte hinter die Theke zurück.
    „Was war das?”
    „K’Ruffin? Ich hab dir von ihm erzählt.”
    „Nein. Der andere.”
    „Der Große. Ein Hasheen. Er ist anders, stimmt schon.”
    „Er ließ meine Haut kribbeln.”
    „Du hast Geschmack. Kam auf einem Schrotthändlerschiff an.
    Sie haben ihn rausgeschmissen und alles, was selbst für einen Schrotthändler zu schlimm ist …” Sie schüttelte ihren Kopf.
    „K’Ruffin hat ihn eingestellt, weil die kleine Wanze gierig ist wie der Teufel, aber vor ihrem eigenen Schatten Angst hat. Niemand, der Verstand genug hat, zwei Gedanken zusammenzusetzen, würde sich mit ihm anlegen, solange der Hasheen in der Nähe ist.
    Aber sie sind heimtückisch.” Sie hob den Cha-Topf an. „Knapp.
    Willst du einen zweiten Aufguß — auf meine Rechnung? Er ist stark genug, um ein Sternenschiff zu tragen.”
    Aleytys schob ihren Becher über die Theke. Mehrere Minuten lang war eine behagliche Stille im Raum, während sie gesellig von der warmen, bitteren Flüssigkeit nippten.
    Die Perlen hinter ihr klapperten. Aleytys drehte sich um.
    Ein kleiner, grauer Mann ging katzenfüßig zum anderen Ende des Ladens und hievte sich pedantisch auf einen Hocker hinauf.
    Er sah die beiden Frauen an und klopfte mit der Münze, die er zwischen Zeige- und Mittelfinger hielt, ungeduldig auf die Theke.
    Brans Gesicht wurde ausdruckslos. Aleytys konnte eine Wut in ihr aufkeimen fühlen, eine Wut, auf den harmlos wirkenden kleinen Mann konzentriert. Wirkend … Sie berührte ihn mit den Fingern ihres Geistes … Sie konnte ein zynisches Vergnügen fühlen, das sich von ihm ausbreitete, und eine grausame Katzennatur unter seinem farblosen Äußeren. Und … sie bemühte sich, ihr Erstaunen zu verbergen … ein lebhaftes Interesse an ihr.
    „Kavass.” Seine Stimme hatte einen hohen Ton, wie die eines Halbwüchsigen, und es wirkte ziemlich komisch, sie aus diesem verwitterten, kleinen Gesicht kommen zu hören, aber keinen der beiden Frauen war nach Lachen zumute. Schweigend hebelte Bran die Kavass-Flasche auf und stellte sie vor ihn hin. Sie holte ein Glas und mehrere Eisbrocken unter der Bar-Theke hervor und stellte sie neben die Flasche. Er schob die Münze über die Theke und lächelte gemein, als die alte Frau abgeneigt schien, sie zu berühren. „Behalte das Wechselgeld, Despina.”
    Sie fegte die Münze in einen Geldkasten und machte sich daran, am Ofen herumzuhantieren. Sie stellte eine neue Kanne auf den Brenner, leerte die Blätter aus dem Cha-Topf in den Mülleimer, schrubbte den Topf sauber und trocknete ihn mit Sorgfalt.
    Als sie all ihr geschäftiges Tun beendet hatte, hatte der kleine Mann sein Glas geleert und eine Minute lang auf Aleytys gestarrt.
    Er rutschte geschmeidig vom Hocker und schlich hinaus.
    Bran nahm sein Glas auf und warf es in den Mülleimer.
    Aleytys

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