Maeve
leid.”
„Komm und trink ein Bier mit mir und erzähl mir, was du erlebt hast.” Sie ließ einen taxierenden Blick über ihn huschen. „Du siehst älter aus, Cerdd.”
Gwynnor bemerkte Ofydds eifersüchtiges Funkeln und lächelte in sich hinein, als er die Cerdd ihren Streitereien überließ. „Ich fühle mich älter.” Er saß auf dem Drehschemel und nahm von der schweigsamen Margha einen Krug mit schäumendem Bier entgegen.
Sioned lächelte ihn an. Ihr Haar war eine Orgie schwarzer Locken. Sie trug eine dunkle, weit geschnittene Jacke, die die stramme Reife ihres jungen Körpers jedoch nicht verbergen konnte.
„Du siehst gut aus, Sioned.”
„Gut, daß das Licht hier so düster ist.” Sie nippte von dem Bier, leckte den Schaum mit ihrer spitzen, rosa Zunge weg. Gwynnor fühlte Spannung in sich aufflackern, als er zusah. Ihre Nasenflügel weiteten sich, und ihre Zungenspitze umkreiste noch einmal ihre Lippen. Dann rutschte sie ungeduldig auf dem Schemel herum. „Nun, Gwyn? Was ist mit dir? Was hast du gemacht?”
„Dylaw ist ein Idiot. Ich hatte ihn schon allmählich satt, noch bevor der Schmuggler gelandet ist. Eine von den Sternenmenschen aus dem Schmugglerschiff hat sich von ihren Kumpanen getrennt. Brauchte jemanden, der sie zur Stadt brachte.”
„Du? Ich dachte, du könntest sie nicht ertragen.”
„Das dachte ich auch.” Er tauchte einen Finger in die Tropfen verschütteten Biers und zog einen Kreis. Er setzte zwei Punkte als Augen obenhin und einen Strich als Mund. „Wie du gesagt hast ich bin älter geworden.”
,,Du sagtest sie. Es war eine Frau?”
„Mhmm. Wir haben mit einem Peithwyr Ärger bekommen und kamen lebend davon, weil sie einen Energierevolver hatte. Dann trafen wir auf das Waldvolk, legten uns mit den Leuten von der Gesellschaft an und drehten ihnen die Schwänze um.”
,,Den Leuten von der Gesellschaft?”
„Ja.” Er berührte einen weiteren Tropfen mit dem Finger und zeichnete lange, wellige Linien auf beide Seiten seines schematisierten Gesichts.
„Ah, Mann! Du hast sie geschlagen!”
„Nicht ich.” Er wischte mit einer Hand über das Gesicht, um es auszulöschen. „Die Sternenhexe. Sie war … bemerkenswert.”
Sioned trommelte mit den Fingern auf den Bartresen. „Hast du mit ihr geschlafen?”
„Ja.”
„Und sie hat dich verlassen.”
Er klammerte seine Finger fest um den Tonkrug, als er sich an das stürmische Auf und Ab seiner Beziehung zu Aleytys erinnerte.
Er dachte daran, es zu erklären, sagte dann jedoch nur schlicht:
„Ja. Sie hat mich verlassen.”
„Würde sie uns helfen? Wenn du sie fragen würdest?”
„Ich weiß nicht. Sie könnte mittlerweile schon fort sein.” Er starrte finster auf das warm werdende Bier. „Übrigens, Sioned, hat jemand daran gedacht, die Synwedda um Hilfe zu bitten?”
„Wie? Niemand geht in diesen Tagen zum Fluß.”
„Und wie ist es mit nachts? Treforis sagte, sie machen nachts keine Überfälle.”
„Wer will diesen Bastarden auch nur einen Zoll weit vertrauen?
Außerdem — vielleicht will die Synwedda keine Gesellschaft bekommen. Sie hat nicht darum gebeten.”
„Trotzdem … Jemand sollte gehen,”
Sie schnaubte. „Meinst du, du könntest einen von denen so weit aus seinem Mauseloch herausbekommen?”
„Ich habe nicht von ihnen gesprochen.”
„Du?” Sie leerte ihren Krug und stellte ihn mit einem dumpfen Schlag hin. „Ich werde mit dir gehen. Ich würde diese Sternenhexe gern kennenlernen.”
„Halte deine Hände gefaltet, daß sie noch auf Maeve ist.
Aber…” Er stellte seinen Krug neben den ihren, schob ihn weiter, bis die beiden zusammenklirrten. „Zuerst die Synwedda.
Sioned…”
„Was, Gwyn?”
Er legte die Finger auf ihren Handrücken. „Schlaf heute nacht bei mir.”
„Ich?” Ein seltsames Beben war in ihrer Stimme. Überrascht sah er ihre Lippen zittern, sich dann zu einem bitteren Strich festigen. „Erregt es dich so, wenn du nur an sie denkst, daß du jede mit in dein Bett nehmen würdest — sogar mich?”
Er schüttelte den Kopf, fühlte sich durch diese plötzliche Wendung benommen. „Wie kommst du darauf…”
„Die da …” Die Bitterkeit war in ihre Knochen gebrannt. Er konnte sie als traurige, elende Qual in sich selbst spüren. Er schaute über die Schulter zu den Cerdd hin und sah, wie sie verstohlen zu ihnen herüberblickten.
„Was ist los?”
Ihr angespannter Körper lockerte sich plötzlich. „Sie tun so, als sei ich eine Art
Weitere Kostenlose Bücher