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Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element

Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 02 - Das letzte Element Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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ging er nicht weg, sondern versteckte sich in einer der Galerien, die für das Publikum nicht geöffnet waren. Die Museumsverwaltung hatte hier begonnen, eine Rekonstruktion der Späten Kanalperiode aufzubauen. Leider war ihr das Geld dazu noch vor Beendigung ausgegangen. Danny blieb in diesen Räumen bis gegen Mitternacht – für den Fall, daß sich noch ein paar enthusiastische Forscher im Museum aufhielten. Dann verließ er sein Versteck und machte sich an die Arbeit.«
    »Moment mal«, unterbrach ich ihn. »Was war mit dem Nachtwächter?«
    »Mein lieber Freund! Diesen Luxus leistet man sich auf dem Mars nicht. Es gab noch nicht einmal Alarmanlagen, denn wer würde sich die Mühe machen, Steinklumpen zu stehlen? Gewiß, die Göttin steckte in einem sorgfältig verschlossenen Kasten aus Glas und Metall, nur für den Fall, daß sie einem Souvenirjäger etwa zu gut gefiel. Aber selbst wenn sie gestohlen würde – der Dieb konnte sich nirgends verstecken, und selbstverständlich würde in einem solchen Fall jeder, der die Stadt verließ, aufs Peinlichste durchsucht werden, sobald die Skulptur vermißt würde.«
    Damit hatte er natürlich recht. Ich hatte mich von den Bedingungen auf der Erde beeinflussen lassen und nicht daran gedacht, daß auf dem Mars jede Stadt eine abgeschlossene kleine Welt für sich ist, die unter dem Kraftfeld liegt, das sie vor der kalten Leere schützt, die draußen herrscht. Hinter diesem elektronischen Schutz liegt die feindliche Ödnis der marsianischen Oberfläche, in der ein Mensch ohne Schutz innerhalb weniger Minuten sterben muß. Das erleichtert die Pflege von Recht und Ordnung ganz erheblich.
    »Danny besaß eine wunderschöne Sammlung Handwerkzeuge, so fein und spezialisiert wie die eines Uhrmachers. Das beste war eine Mikrosäge, nicht größer als ein Lötkolben: sie hatte eine hauchdünne Schneide, die mit einer Million Umdrehungen in der Sekunde von einem Ultraschall-Generator angetrieben wurde. Metall und Glas durchtrennte sie wie Butter und vollführte einen Schnitt, nicht dicker als ein Haar. Was für Danny sehr angenehm war, denn er konnte es sich nicht leisten, irgendwelche Spuren seiner Tätigkeit zu hinterlassen.
    Ich nehme an, Sie sind schon darauf gekommen, wie er vorzugehen gedachte. Er beabsichtigte, den Boden des Gehäuses zu öffnen und die echte Göttin gegen eine Nachbildung auszutauschen. Es könnte Jahre dauern, bis ein neugieriger Experte die furchtbare Wahrheit herausfinden würde, und bis dahin würde das Original längst auf der Erde sein, mit einem Stempel versehen, der es zu einer Nachbildung seiner selbst machte. Ganz nett gedacht, was?
    Es muß ein unheimliches Geschäft gewesen sein, in dieser stockdunklen Galerie mit all den Millionen Jahren alten Schnitzereien und rätselhaften Artefakten darin zu arbeiten. Schon ein Museum auf der Erde ist nicht gerade angenehm bei Nacht, aber es ist doch wenigstens – eh – menschlich. Und Galerie Drei, die die Göttin beherbergt, ist besonders beunruhigend. Sie ist voll von Basalt-Reliefs, die ganz monströse Tiere darstellen, die einander bekämpfen; sie wirken wie überdimensionale Käfer, und viele Paläontologen leugnen strikt, daß so etwas je existiert haben könnte. Aber ob nun Phantasiegebilde oder nicht – sie störten Danny bei weitem nicht so sehr wie die Göttin, die ihn über Jahrtausende hinweg anstarrte und ihn aufzufordern schien, ihre Anwesenheit hier in diesem Kasten zu erklären. Sie flößte ihm Grauen ein. Woher ich das weiß? Er sagte es mir.
    Danny machte sich mit der Sorgfalt eines Diamantenschleifers an die Arbeit, der einen Edelstein schneidet. Er brauchte die halbe Nacht, um das Gehäuse aufzuschneiden, und erst gegen Morgen, als es schon fast dämmerte, legte er die Säge beiseite und gönnte sich eine Verschnaufpause. Zwar gab es noch eine Menge zu tun, aber die schwerste Arbeit war erledigt. Jetzt mußte er noch die Nachbildung in das Gehäuse setzen, sie mit den Fotos, die er wohlweislich mitgebracht hatte, vergleichen, und alle Spuren seiner Tätigkeit verwischen – das alles würde ihn den Sonntag über noch beschäftigen, aber das machte ihm nicht die geringsten Sorgen. Er hatte noch vierundzwanzig Stunden Zeit, bis er sich am Montag morgen unter die ersten Besucher mischen und das Gebäude verlassen konnte.
    Deshalb war es für ihn ein gewaltiger Schock, als gegen halb neun die Eingangstüren geräuschvoll geöffnet wurden und die Angestellten des Museums – sechs im

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