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Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All

Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 07 - Musik aus dem All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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hielt der Bürgermeister die Medusenaugen für eine Art Gewehr. Er hatte sie nur auf gezielte Entfernungen wirksam gesehen.
    Als das Schiff noch ungefähr tausend Meter entfernt war, zielte Jimsy mit dem rechten Finger und »eröffnete das Feuer«. Mit gleichmäßiger Fahrt kam das Schiff näher. Bei fünfhundert Metern konnte Jimsy sehen, wie die Männer sich frei und ungehemmt an Deck bewegten. Er zielte wieder und wieder; das Schiff war jetzt viel näher, als der Junge auf dem Felsen gewesen war. Das Blut schien ihm zu erstarren, als er sich dessen bewußt wurde. Konnten die Medusenaugen ihre Kraft verloren haben? War er jetzt ein gejagter und völlig verteidigungsloser Verbrecher? Jimsy lief zurück in die Burg und zog das Laken vom Bett. Draußen schwenkte er das weiße Tuch hin und her, so wie er es schon bei dem Flugzeug vergebens getan hatte. Inzwischen war die Bevölkerung der Stadt zum Kai gelaufen, um die Ankunft des Dampfers mitzuerleben. Alle dachten an Jimsy, und manche warfen sogar einen Blick zur Burg, um zu sehen, wie er sich verhielt. Als sie das weiße Tuch bemerkten, riefen sie: »Seht nur, seht! Er ergibt sich!« – »Er hat Angst.« – »Er will verhandeln.« Alle Blicke waren jetzt auf die Burg gerichtet. Mit ein wenig mehr Geduld hätte Jimsy alle vernichten können. Aber er war zu begierig, die Augen zu testen. Er ließ das Tuch fallen und zielte mit dem Finger. Die Medusenaugen hatten ihre Kraft nicht verloren. Jimsy sah, wie sich wenigstens vierhundert Gesichter in weißen Stein verwandelten.
    Die erschreckten Leute von Stheno stolperten über steife, unbewegliche Nachbarn, rissen sie nieder, sprangen über sie hinweg. Viele verloren den Verstand, blickten hinauf zu der Quelle des Unglücks und wurden selbst augenblicklich zu festen, weißen und unbeweglichen Steinfiguren. Der Rest rettete sich in die nächstgelegenen Gebäude. Als das Schiff am Kai anlegte, war niemand Lebendiges mehr zu sehen.
    Auf einige Rufe von der Brücke her verließen zwei Beamte den Schutz des Schiffahrtsbüros und gingen mit vorsichtig gesenkten Blicken zum Landesteg, um die Taue des Schiffes zu befestigen. Die Landung konnte beginnen.
    Als erster erschien der Bürgermeister, die Augen fest auf den Boden gerichtet. Ihm folgten hintereinander ungefähr sechzig Männer, stark, muskulös und braungebrannt, die weder eine Uniform trugen noch sichtbare Waffen, aber jeder eine dünne Leine um die Hüften. Auch sie hielten die Augen auf den Boden gerichtet, und von Zeit zu Zeit berührte jeder den Rücken des Vordermannes, um nicht den Kontakt mit ihm zu verlieren. Der Bürgermeister wollte also kein Risiko ein gehen, dachte Jimsy. Er konnte nicht umhin, die Disziplin der unerwarteten Truppe zu bewundern, die starr vor sich auf den Boden blickte, während sie in einem fremden Hafen landete, ohne sich auch nur einmal umzusehen. Und doch, dachte er, wie kindisch, wie lächerlich! So würden sie nicht bis zu ihm vordringen können. Zum Schluß würden sie ihn doch nicht fangen können, ohne aufzublicken.
    Jimsy war von dem erneuten Beweis seiner Macht, der Versteinerung der Menge und der Panik, die dieser gefolgt war, so benommen, daß er für einen Augenblick seine mißliche Lage vergaß und nur beobachtete, wie der Bürgermeister und die Männer, die ihm folgten, durch die Stadt schritten. Er mußte laut lachen, als der Bürgermeister über die Statue eines alten Mannes fiel, oder wenn er sich mit vorgestreckten Händen zwischen einem Wald von Steinfiguren hindurchtastete. Aber der Bürgermeister hätte den Weg auch im Dunkeln gefunden. Obgleich er entsetzt und vom Kummer gebeugt war, führte der kleine Mann seinen langen Zug zu dem Pfad, der sich hinauf zur Burg wand. Langsam und bestimmt begann er zu klettern.
    Jimsy ließ noch einen wirkungslosen ›Schuß‹ auf das Schiff los und ging dann zurück hinter die Mauer, nachdem er das Brett, das er über die Grube mit dem einen Auge gelegt hatte, beiseite geschoben hatte. Er würde in dem schmalen Eingang der Mauer stehen und einen nach dem anderen der Angreifer versteinern, dem es gelingen würde, die Grube zu passieren.
    Zehn Minuten später kam der Bürgermeister, der stehen geblieben war, um Atem zu holen, um die Ecke der Burgmauer. Ohne Zögern gelangte er mit gebeugtem Kopf und niedergeschlagenen Augen bis zu der Grube, erstarrte zu Stein und fiel um. Jimsy mußte ein Lachen unterdrücken, als er den Erfolg seiner Vorsichtsmaßnahme sah. Aber er lachte nicht

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