Magazine of Fantasy and Science Fiction 11 - Roboter auf dem Kriegspfad
Dann hatte er es zu meiner Überraschung außerordentlich eilig, sich von mir zu verabschieden. Ich hatte schon befürchtet, ihn nicht mehr loszuwerden.
»Sie können mich im Regierungsgebäude oder zu Hause jederzeit telefonisch erreichen«, sagte er und gab mir beide Nummern.
»Noch etwas, bevor Sie gehen«, sagte ich schnell. »Können Sie mir sagen, Tom ... ich darf Sie doch so nennen? Können Sie mir sagen, wo der nächste Musikladen ist?«
»Musik?« Er starrte mich verständnislos an, als habe er das Wort noch nie in seinem Leben gehört. »Oh – ich glaube, Sie sollten Prosser versuchen. Gleich um die Ecke auf der Arne Avenue. Ich denke, dort finden Sie das, was Sie suchen. Man verkauft dort Musikinstrumente und Bücher.«
»Ausgezeichnet«, freute ich mich. »Dann brauche ich nicht nach einem Bücherladen zu fragen. Danke, Tom.«
»Ist das alles, was ich für Sie tun kann?«
»Im Augenblick schon. Sie waren mir eine große Hilfe.«
»Gern geschehen.« Er errötete etwas. »Vielleicht komme ich heute abend noch einmal vorbei.«
Dann ging er. Der F R S hatte mir höflich zu verstehen gegeben, daß er genau wußte, wer ich war, und daß ich unter Aufsicht stand. Ich konnte nun so viel in Arneville herumlaufen, wie ich wollte.
Man hätte mir auch genausogut sagen können, daß ich nichts herausfinden würde.
Das Essen im Hotel Parkblick war ausgezeichnet. Warum sich das Hotel allerdings Parkblick nannte, war mir nicht klar. Ich hatte vom Arne-Park gehört; er war so ziemlich das einzige, was über Solitaire bekannt war. Von hier aus allerdings konnte man ihn nicht sehen, denn er war mindestens eine Meile entfernt. Wenn ich aus dem Fenster sah, blickte ich gegen die kahle Wand eines riesigen Verwaltungsgebäudes.
Auch wenn Solitaire nichts zu verbergen hatte, was durchaus möglich war, hätte man mich als erkannten Spion von der Erde kaum anders behandeln können. Eine intelligente Gegenspionage auf einer Welt ohne Geheimnisse, vorausgesetzt, eine solche Welt gab es überhaupt, mußte wissen, daß sie den Gegner nur dann überzeugen konnte, wenn sie ihn ungehindert herumschnüffeln ließ. Wenigstens dort, wo er nichts finden konnte.
Nach dem Essen spazierte ich zu Prossers Laden. Von dem Schnee war nichts als brauner Matsch geblieben.
Gut, dachte ich, daß ich schon bald fünfzig bin, als ich die Menschen in den Straßen sah. Noch besser, daß Mädchen mich nicht besonders interessieren. Hier in Arneville würde ich ohnehin keins richtig zu sehen bekommen. Sie alle trugen schwere Pelzkleidung, dicke Stiefel und warme Mützen. Die Gesichter sahen verfroren aus. Ob die Frauen sechzehn, dreißig oder sechzig waren, ließ sich nur schwer erkennen. Keine der Frauen schien ein Make-up zu tragen. Nein, appetitlich waren sie nicht. Von der Seite aus würde mir also kaum eine Gefahr drohen.
Das junge Mädchen in Prossers Geschäft schien keine Ausnahme machen zu wollen. Vielleicht wäre sie ganz attraktiv gewesen, wenn sie es versucht hätte. Sie trug einige wollene Pullover, die ihre weiblichen Formen restlos verschwinden ließen. Es war auch in den Häusern kalt.
»Oper?« Sie betrachtete mich erstaunt. »Sie müssen die ›Arne-Story‹ meinen; das ist die einzige Oper, die ich kenne.«
»Ja, die ist es.«
»Eine Partitur? Musik und Text also. Sie möchten ein Exemplar kaufen?«
»Wenn möglich, noch ein Originalexemplar.«
Sie verschwand im Hintergrund des Geschäftes und kehrte nach kurzer Zeit mit einem Päckchen zurück. Ich sah auf das Datum und stellte fest, daß es eine Kopie neueren Datums war. Erst ein Jahr alt.
Geduldig versuchte ich ihr zu erklären, was ich wollte. Sie sah mich verständnislos an, bis sie sich mit einigen hastigen Worten entschuldigte und einige Minuten darauf mit einem älteren, kahlköpfigen Mann zurückkehrte.
»Das ist eine überarbeitete Ausgabe«, gab er mir zu verstehen, als er meinen Wunsch gehört hatte. »Sie sind fremd hier, nicht wahr? Ja, ich dachte es mir. Sehen Sie, wir haben nur eine Oper auf dieser Welt, und sie ist ein Kunstwerk. Aus diesem Grund wird ständig an ihr gearbeitet und gefeilt. Soweit ich orientiert bin, unterscheidet sich die Originalversion erheblich von der heutigen ...«
»Das dachte ich mir. Darum wollte ich auch das Original.«
»Vielleicht versuchen Sie es in einer Bibliothek. Kann auch sein, daß Jerome noch eine alte Kopie hat. Ein kleiner Laden, in dem allerhand alter Kr ... alte Musikinstrumente und ähnliches angeboten
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