Magazine of Fantasy and Science Fiction 11 - Roboter auf dem Kriegspfad
Millionen Menschen angewachsen. So weit – so gut.
Heute, nach mehr als zwei Jahrhunderten, gab es zweihundert Millionen Bewohner, und Solitaire war der rückständigste Planet der bekannten Galaxis. Er hatte die Zivilisation mit dem niedrigsten Lebensstandard. Terrys Wochenlohn, um ein Beispiel zu nennen, hätte kaum dazu ausgereicht, einmal in einem Hotel in New York zu speisen. Meine Rechnung im Parkhotel würde dafür so gering sein, daß ich mit dem gleichen Betrag, den ich hier für eine Woche zu entrichten hatte, auf der Erde kaum eine Nacht verbringen konnte.
Warum?
Über Solitaire existierten keine exakten Statistiken. Man mußte sich mit vagen Vermutungen begnügen. Immerhin bewiesen die Statistiken anderer Welten, daß von Solitaire bisher niemand ausgewandert war. Warum also war die Bevölkerungszahl so niedrig, obwohl anscheinend genauso viel Kinder geboren wurden wie auf anderen Planeten?
Und der Export! Es gab so gut wie keinen.
Was war los mit Solitaire?
Die Frage danach war nur deshalb entstanden, weil entsandte Agenten entweder ohne jede Bereicherung ihres Wissens zurückkehrten – oder gar nicht mehr zurückkehrten.
Es war kein regelrechtes Geheimnis, das Solitaire umgab, sondern vielmehr eine gewisse Unsicherheit. Sogar die genaue Regierungsform: war unbekannt. Niemand schien etwas Genaues darüber zu wissen. Man wußte, daß ein Senat existierte, dazu ein Premier an der Spitze. Über das heutige Regierungsoberhaupt schien man noch weniger zu wissen als über das erste, jenen Henry Arne.
Aus all diesen Gründen war ich hier. Ich war auf mein Glück angewiesen, weniger auf meine guten Nerven oder mein geschultes Gehirn.
Ich verließ mein Hotel und begab mich in die nächste Bibliothek. Ich hielt mich dort anderthalb Stunden auf, und ich glaube nicht, daß ich etwas Wichtiges übersehen habe. Es gab nur achttausend Bücher. Mehr waren auf Solitaire nicht geschrieben und veröffentlicht worden.
Achttausend Bücher in zweihundert Jahren!
Viertausend waren Romane, dreitausend naturwissenschaftliche Werke. Blieben tausend Bücher über Sozialgeschichte, Biographien, Gedichte, Forschung, Psychologie und andere Wissensgebiete.
Es war wirklich nicht viel. Es war erstaunlich wenig.
Am Nachmittag traf ich Terry und ließ mich von ihr in den Park führen. Sie hatte nach dem Essen frei bekommen.
Als ich sie sah, wußte ich sofort daß wiederum etwas geschehen war. Ihr erster Blick schon verriet es mir.
Ich hoffte, daß es nicht wegen ihres Freundes war – ein so hübsches Mädchen wie Terry mußte einen Freund haben, oder zumindest einen jungen Mann, der glaubte, es zu sein. Hoffentlich hatte sie ihm nicht den Laufpaß gegeben, in der festen Überzeugung, in mich verliebt zu sein. Sie war zuverlässig und sensibel zugleich. Immerhin hatten meine Schilderungen über das Leben auf der Erde sie beeindruckt. Es konnte auch kein Zweifel daran bestehen, daß sie in mir mehr sah als nur einen flüchtigen Bekannten.
Ich spürte, daß sie mir etwas Wichtiges mitzuteilen hatte, aber sie nahm sich zusammen. Auf dem Weg zum Park unterhielten wir uns über Belanglosigkeiten.
Die Kuppel über dem Park war größer als alles, was ich auf dem Mars gelesen hatte. Ihr Material reflektierte nur wenig Licht und war nahezu durchsichtig. Darunter lag ein riesiger Garten mit Gewächsen aller Art. Es war wann hier, wie an einem Julitag der nördlichen Hemisphäre. Man konnte vergessen, sich in einer Stadt aufzuhalten, in der es das ganze Jahr über fror und schneite.
Während ich auf Terry wartete, die ihren Wintermantel im Pavillon aufhängte, dachte ich: der Geheimdienst sollte eigentlich etwas mehr über diesen Arne-Park erfahren. Alles Ungewöhnliche dieser Welt ist der Beachtung wert – und der Park ist ungewöhnlich genug.
Der Park erfüllte einen Zweck, daran konnte kein Zweifel bestehen. Alle Agenten hatten ihn gesehen, aber nicht beachtet. Vielleicht tat ich ihnen unrecht, wenigstens jenen, die nicht zurückgekehrt waren. In einer Welt wie dieser hätte man nie soviel Geld für die Parkanlage ausgegeben, wenn sie nur dem Vergnügen diente.
Terry kam, und ich begriff zumindest schon mal einen Sinn des Gartens: hier hatte sie Gelegenheit, ihr leichtes und kurzes Sommerkleid zu tragen. Sie sah entzückend darin aus, richtig wie ein sonnenhungriger Teenager. Die Bluse war halb geöffnet.
»Wollen Sie sich nicht auch ausziehen, Edwin?« fragte sie.
Ich seufzte.
»Wäre ich zwanzig, würde ich es gern
Weitere Kostenlose Bücher