Magazine of Fantasy and Science Fiction 12 - Die letzte Stadt der Erde
Handstrahler hing. Aber jetzt war er nicht da.
Die Fische versuchten, das Floß zum Kentern zu bringen. Von allen Seiten kamen sie herbeigeschwommen, rammten es und tauchten unter ihm auf. Chuck hielt sich an den Ringen fest, um nicht ins Wasser geschleudert zu werden. Der Tomah hockte in seiner Ecke. Seine Klauen öffneten und schlossen sich abwechselnd. Die Zange war steil nach oben gerichtet und zuckte jedesmal, wenn das Floß einen neuen Stoß erhielt. Binichi indessen lag bequem in der Mitte des gebrechlichen Fahrzeuges und ließ sich von der Sonne trocknen. Er schien keine anderen Sorgen zu haben.
Nach einigen Minuten ließen die heftigen Angriffe nach, und die Fische entfernten sich, um in dreißig Metern Entfernung umzukehren und dem Floß in diesem Abstand zu folgen. Chuck konnte den Schwarm deutlich sehen. Binichi hatte jetzt die Augen geschlossen und döste vor sich hin. Die Wärme der Sonne tat ihm sichtlich wohl.
»Möchtest du Wasser?« fragte Chuck den Tomah, der sich inzwischen beruhigt hatte.
»Nur dann, wenn du etwas übrig hast.«
Chuck holte Wasser aus dem dafür angebrachten Behälter. Als er an dem Lugh vorbeikam, überlegte er einen Augenblick, ob er ihm auch etwas anbieten sollte, aber dann ging er weiter. Warum sollte er Binichi aufwecken?
Der Tomah trank durstig und in langen Zügen. Vielleicht hatte er schon lange unter dem Durst gelitten, war aber zu höflich gewesen, nach Wasser zu fragen.
Hunger quälte Chuck. In den Behältern war Notverpflegung, aber er verzichtete darauf, sie zu öffnen. Für den Tomah war nichts dabei. Er hätte zusehen müssen, wie Chuck aß. Selbst der Lugh hatte, wenn überhaupt, dort Nahrung zu sich genommen, wo ihn niemand dabei beobachten konnte. Noch zwölf Stunden bis zur Küste. So lange ließ es sich zur Not noch aushalten.
Auch Chuck trank, dann ließ er sich neben dem Tomah nieder.
Bald ging die Sonne unter.
Chuck war eingeschlafen.
Er erwachte durch einen harten Stoß.
Für mehrere Sekunden lag er ganz still da und versuchte sich zu erinnern, was geschehen war. Noch ehe er zu einem Ergebnis gelangte, erfolgte der zweite Stoß. Er kam direkt von unten und war so kräftig, daß Chuck plötzlich nicht mehr lag, sondern mitten im Floß saß.
Vom sternenklaren Himmel herab schien der kleine und nahe Mond des Planeten. Wie eine silberne Brücke ergoß sich sein Licht über die schwarze, glatte Fläche des Meeres. Bald wurde der Morgen grauen und die Sonne aufgehen, denn der Mond stand schon dicht über dem Horizont. Als Chuck in das Wasser sah, erkannte er in geringer Tiefe schwach leuchtende Silhouetten, die mit gleicher Geschwindigkeit wie das Boot dahinzogen. Es mußten mehrere Dutzend der gierigen Raubfische sein, denen sie schon am Tage vorher begegnet waren.
Erneut schaukelte das Floß hin und her, als einer von ihnen den Boden rammte.
Chuck packte einen der Halteringe und sah sich nach seinen Passagieren um. Binichi lag immer noch so da, als schliefe er, aber ein leichtes Glimmen in seinen Augen verriet, daß er sie geöffnet hatte und somit wach war. Hinter ihm stand der Gesandte der Tomah auf seinen vier Beinen und hielt mühsam das Gleichgewicht. Die Zange war in die Höhe gereckt. Die beiden Arme waren seitwärts ausgestreckt, um das Balancieren zu erleichtern. Schon öffnete Chuck seinen Mund, um ihm den Rat zu geben, sich an einem der Eisenringe festzuhalten, als es geschah.
Am Heck des Floßes erschien ein riesenhaftes Maul mit den blitzenden Sägebänken. Es schloß sich über dem purrenden Außenbordmotor – dann ein fürchterlicher Ruck, und die Maschine wurde aus ihrer Halterung gerissen. Dabei wurde das Heck mit unter Wasser gezogen. Chuck klammerte sich fest, um nicht den Halt zu verlieren. Er sah noch, wie das Ungeheuer den Motor wieder ausspuckte und mit ihm zusammen in der Tiefe versank.
Das Floß, von dem Gewicht befreit, klatschte mit dem Bug aufs Wasser zurück. Zwei oder drei Sekunden später klatschte es ein zweitesmal.
Chuck fuhr herum und sah den Tomah gerade wieder auftauchen. Verzweifelt versuchte er, sich an der Oberfläche zu halten. Wie wild strampelte er mit Armen und Beinen. Um ihn herum schäumte und glitzerte das aufgewühlte Wasser im silbernen Mondlicht.
Mit einem Satz war Chuck beim Heck. Er streckte die Hand aus, aber der Tomah war bereits außer Reichweite. Blieb nur noch die Leine, mit der sie sich während des Sturms angebunden hatten, um nicht von Bord gespült zu werden. Sie war naß und
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