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Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg

Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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ab.
    Sie mußte sich dazu zwingen, freundlich mit diesem Mann zu sprechen, den sie nie hatte ausstehen können.
    »Danke, mir geht es ausgezeichnet«, antwortete die etwas lispelnde Stimme. »Ich bin zufällig auf der Durchreise hier und wollte Ihnen einen kurzen Besuch abstatten.«
    Amanda überlegte verzweifelt irgendeine Ausrede, die sie vorbringen konnte, um diesem Besuch zu entgehen, während sie gleichzeitig weiter Konversation machte. Aber schließlich war sie doch damit einverstanden, mit ihm in einem Restaurant zu essen, das er vorschlug. Als sie den Hörer langsam auflegte, fragte sie sich erstaunt, warum er plötzlich ausgesprochen freundlich zu ihr war, obwohl er früher stets ziemlich zurückhaltend aufgetreten war. Offenbar wollte er irgend etwas.
    Im Restaurant wartete sie in einem kleinen Foyer, dessen Wände vom Fußboden bis zur Decke voller Bilder hingen. Sie saß einer nackten Liegenden gegenüber, deren dicke weiße Schenkel sie unangenehm an ihre eigenen erinnerten. Sie betrachtete die übrigen Bilder auf der Suche nach etwas, das sie von diesem Anblick ablenken konnte.
    »Amanda«, sagte eine Stimme hinter ihr, und als sie sich umdrehte, sah sie dort Wellington stehen, der eben seine Zigarette auf dem Steinfußboden austrat. Auf der Straße hätte sie ihn vermutlich nicht wiedererkannt, weil er tagsüber seine Chauffeuruniform getragen hatte. Wellington war klein und hager, hatte eingesunkene Wangen und wirkte in seiner karierten Jacke und den rostbraunen Hosen wie ein abgehalfterter Clown. Aus der Brusttasche seiner Jacke quoll ein Spitzentaschentuch wie ein gefrorener Wasserfall hervor, und er hatte sich zur Feier des Tages eine scheußliche rote Krawatte umgebunden. Der Gesamteindruck war nach Amandas Meinung vernichtend; sie fand, er sehe wie eine Witzblattfigur aus, und sie ärgerte sich darüber, daß sie sich in seiner Begleitung in einem Restaurant sehen lassen mußte.
    Sein breites Grinsen gab den Blick auf von Tabak braun verfärbte Zähne frei. »Sie sehen blendend aus, Amanda. Offenbar ist bei Ihnen alles in bester Ordnung.«
    »Danke, mir geht es gut, Wellington.« Ihr fiel plötzlich ein, daß sie nicht einmal wußte, ob das sein Vor- oder Nachname war. Sie hatte nie gehört, daß er anders gerufen worden wäre. »Wenn man Sie so ansieht, merkt man, daß es Ihnen auch nicht gerade schlecht gegangen ist.«
    Sein Grinsen verschwand schlagartig. »Das Aussehen kann täuschen, Amanda.«
    Aha, jetzt rückt er damit heraus, dachte sie. Ich bin gespannt, wie er es anfängt. Sie ging rasch auf die Tür zu. »Lassen wir uns lieber gleich einen Tisch anweisen?«
    »Klar, Amanda.« Er folgte ihr in das geräumige Restaurant.
    Sie ließ sich einen Tisch an der Rückwand des Raums geben, wo die Beleuchtung am dunkelsten war, und sie warf ihrem Begleiter einen überraschten Blick zu, als er ihr den Stuhl zurechtrückte. »Erzählen Sie mir, was Sie bisher getrieben haben, Wellington«, forderte sie ihn auf.
    Er nahm ihr gegenüber Platz und spielte nervös mit der Speisekarte. »Nun, im Augenblick ...« Er griff plötzlich nach einer Zigarette und begann hastig zu rauchen. »Im Augenblick warte ich auf die nächste Stellung, könnte man sagen. Ich habe auf dem Rennplatz gearbeitet.«
    Das heißt also, überlegte Amanda sich, daß er als illegaler Buchmacher Pech gehabt hat. Sie erinnerte sich daran, daß er schon immer eine Schwäche für Pferde gehabt hatte.
    Als der Ober erschien, um ihre Bestellung entgegenzunehmen, fiel ihr auf, daß Wellington ständig nervöser wurde, je länger sie sich Zeit ließ – als habe er etwas viel Wichtigeres mit ihr zu besprechen. Das amüsierte sie, und sie genoß ihren stillen Triumph, als er sich bereits die nächste Zigarette anzündete, während sie noch ihre Wahl traf.
    Nachdem der Ober gegangen war, lehnte Wellington sich zurück, als sei ihm eine große Last von den Schultern genommen worden. »Soviel ich weiß, ist Brücke ins Morgen ein großer Erfolg geworden, nicht wahr? In der Zeitung hat gestanden, daß bereits über eine Million Exemplare verkauft worden sein sollen.«
    »Wie gefällt es Ihnen?«
    Er warf ihr einen fragenden Blick zu.
    »Ich meine Brücke ins Morgen. Hat Ihnen der Roman gefallen?«
    »Oh, natürlich. Sogar ganz prima!« Wellington griff nach der dritten Zigarette, seitdem sie an diesem Tisch saßen. Er zündete sie an und inhalierte den Rauch tief. »Ausgezeichnet geschrieben, wenn Sie mich fragen. Und vor allem

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