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Magermilch

Magermilch

Titel: Magermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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zweiten Stuhl im Zimmer neben den, auf dem Fanni saß, und nahm Platz. »Gisela ist am Sonntag bei ihrer Mutter aufgetaucht – ziemlich desillusioniert, muss man wohl sagen. Als sie dort von Willis Tod erfuhr und sie daraufhin der Argwohn befiel, dass Fritz Maurer alias Magermilch dahinterstecken könnte, begann sie, sich Sorgen um Toni und Martha zu machen. Deshalb kam sie schleunigst hierher, stand am Montagmorgen um acht schon wartend vor meiner Bürotür. Wegen Gisela war ich nicht mit dabei, als zwei Beamte ausrückten, Fritz Maurer zur Vernehmung zu holen. Ich nahm gerade ihre Aussage auf.«
    »Maurer hatte sie eingewickelt«, murmelte Fanni.
    Marco nickte. »Nachdem sie mir erzählt hatte, was sie während der paar Monate, die sie bei Alfa Filmwelt gewesen war, über Fritz Maurer erfahren hatte, wollte ich ihn schleunigst im Verhörraum haben. Aber die Kollegen waren ohne ihn zurückgekommen. Sie hatten ihn weder auf dem Firmengelände der Stolzers angetroffen noch im Neubau des Seniorenheims, wohin er angeblich gefahren war. Martha Stolzer sagte, sie habe keine Ahnung, wo er sonst noch stecken könnte …« Er brach ab und sah Fanni schuldbewusst an.
    »Du hast anfangs gezögert, mit einem Trupp Beamter zum Hütterl zu fahren«, sagte Fanni.
    Marco nickte. »Ich war überzeugt, dass Maurer von der Hütte nichts wusste, und wollte die Aufmerksamkeit nicht unnötig auf euren Rückzugsort lenken.«
    »Was hat dich umgestimmt?«, fragte Fanni.
    »Leni.«
    »Leni?«
    »Sie hat mich angerufen und gefragt, ob Maurer schon ein Geständnis abgelegt hätte. Als ich ihr gesagt habe, er sei verschwunden, hat sie drauf bestanden, dass ich sofort zum Hütterl fahre – mit Verstärkung. ›Maurer könnte Mama ja gefolgt sein‹, meinte sie. Das hat mich in Gang gebracht. Obwohl …«
    »Obwohl du dachtest, man müsse es merken, wenn einem jemand von Erlenweiler nach Birkenweiler und von dort auf dem Wirtschaftsweg zum Hütterl folgen würde«, kam es ein wenig verwaschen aus Sprudels Kopfverband.
    Marco warf ihm ein dankbares Lächeln zu.
    »Ist er mir tatsächlich gefolgt?«, fragte Fanni und nahm wahr, dass Marco wieder ein bisschen schuldbewusst wirkte.
    »Fritz Maurer«, antwortete er, »saß in einem der grauen Lieferwägen von Stolzer. Einem Gefährt, wie man es werktags an jeder Ecke stehen sehen kann. Warum hättest du es beachten sollen? Und als du auf den einsamen Feldweg abgebogen bist, konnte er weit genug zurückbleiben, weil es ja nur noch eine einzige Möglichkeit gab. Nach einigen Kurven hat er dein Auto abseits des Wegs hinter der Föhre stehen sehen. Er ist daran vorbeigefahren und hat ein Stück weiter oberhalb geparkt. Du hast es nicht mitbekommen, weil die Föhre und ein paar kleine Fichten die Sicht auf den Wirtschaftsweg behindern.«
    »Ich hätte es aber hören müssen«, sagte Fanni.
    »Da hatte Maurer wohl einfach Glück«, meinte Marco.
    »Hubschrauber«, nuschelte Sprudel.
    Fanni runzelte die Stirn. »Stimmt«, sagte sie plötzlich. »Als ich zum ersten Mal ausgestiegen bin, ist ein Hubschrauber über den Wald in Richtung Deggendorf geflogen.«
    »Maurer«, berichtete Marco weiter, »ist zu Fuß zur Föhre zurückgegangen. Da hat er beobachtet, wie du etwas ausgeladen hast, Fanni, und dann wieder weggefahren bist. Er konnte sich denken, dass du noch etwas holen, bald wiederkommen und die Sachen dann irgendwohin tragen würdest. Weit konnte das nicht sein. Er folgte dem Trampelpfad, der von der Föhre wegführt, und gelangte zur Hütte. Dort hat er Sprudel überrascht.«
    »Wollte gerade Kaffeewasser aufsetzen«, ließ sich Sprudel hören.
    »Maurer muss dich schon beim Holzaufschichten beobachtet haben«, sagte Marco. »Als du in die Hütte gegangen bist, hat sich Maurer mit einem Holzscheit bewaffnet und ist dir gefolgt.«
    »Von hinten eins übergezogen«, kam es vom Bett her.
    »Sprudel hat noch versucht, sich zu wehren, bevor er zusammenbrach. Deshalb hat ihn Maurer so zugerichtet«, sagte Marco, wieder an Fanni gewandt.
    Ein paar Augenblicke herrschte Stille im Krankenzimmer, dann sagte Fanni: »Als ihr bei der Föhre angekommen seid, stand nur mein Wagen da. Ihr habt also nicht gedacht, dass …«
    »Doch«, sagte Marco. »Allerdings war es reiner Zufall, dass wir den Firmenwagen entdeckt haben. Der Streifenbeamte hatte auf meinen Zuruf zu spät reagiert und war schon an der Föhre vorbei. Er fuhr weiter, weil er eine geeignete Stelle zum Wenden brauchte. Hinter der nächsten Kurve

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