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Magermilch

Magermilch

Titel: Magermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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hinzustellen. Die Reklamationen haben mich darauf gebracht, wie es ungefähr laufen könnte: In Wörgl und den anderen Filialen – wenn dort auch vorsichtiger wegen der Angestellten – tauschst du einwandfreie Ware gegen den Schund aus, mit dem du die Kunden von Stolzer belieferst. Das gute Material verkaufst du auf eigene Rechnung.«
    »Nicht schlecht kombiniert«, lobte Maurer. »Im Groben liegst du richtig.«
    »Für die Billigware«, fuhr Fanni fort, »brauchst du dringend Aufträge von Stadt oder Staat, weil sich private Bauherren nicht so leicht was unterjubeln lassen. Hannes hatte recht. Du hast versucht, die Stadträte zu bestechen, um an lukrative Aufträge zu kommen.«
    »Das Schwein wollte mich über die Klinge springen lassen«, knurrte Maurer. »Willi hat ihm nicht geglaubt, Toni leider schon.«
    »Hannes wurde zur Plage«, sagte Fanni. »Deshalb hast du ihn dir als Sündenbock ausgesucht.«
    Sie dachte einen Moment daran, wie ihr massive Zweifel an ihrem Theoriegebäude gekommen waren, als sie Hannes in Böckls Jagdgeschäft mit Jonas hatte streiten sehen. Die Szene hatte so gewirkt, als wolle Hannes seine Bestechungsversuche verteidigen. Aber es war genau umgekehrt gewesen. Hannes hatte von Jonas verlangt, endlich offenzulegen, wer dem Stadtrat Schmiergelder geboten hatte.
    »Wirklich erstaunlich«, sagte Maurer, »wie viel du herausgefunden hast. Aber letztendlich hast du das Spiel doch verloren.« Er wirkte auf einmal nachdenklich. »Du hättest es vielleicht gewinnen können, wenn du früh genug den Entschluss gefasst hättest, dich jemandem anzuvertrauen. Warum hast du das nicht getan?«
    »Weil ich mir unsicher war«, antwortete Fanni. »Bis vorgestern, als mir der Stockheimer Briefträger Magermilchs richtigen Namen genannt hat. Nein, eigentlich bis gestern, als Leni anrief und mir versicherte, dass ich mich nicht irrte, dass nur du die Manipulation am Fixseil vorgenommen haben konntest.«
    Und außerdem? Gib es doch zu, Fanni! Du wolltest Sprudel eine Weile schmoren lassen und ihm dann heute mit stolzgeschwellter Brust den gelösten Fall präsentieren! Nach deinem wohlverdienten Applaus wolltest du mit deinem getreuen Sprudel noch mal alles durchsprechen und anschließend mit ihm zu diesem Frankl gehen, um dem – Sakra! – zu zeigen, wer hier Nägel mit Köpfen zu machen versteht!
    »Nun ja«, sagte Maurer blasiert, »was hattest du schon in der Hand? Ein paar kindische Mutmaßungen.«
    Er hielt inne.
    »Deine Tochter – Leni … Ist sie nicht mit dem Kommissar liiert, der eigentlich …?«
    Fanni schluckte.
    Maurer sprang auf. »Er ist inzwischen informiert!«
    Fanni antwortete nicht.
    Maurer setzte sich wieder hin und trommelte mit den Fingerspitzen auf die Armlehne des Sessels. Nach einer Weile sagte er: »Ich werde mich also absetzen müssen. Da spielt es wohl keine Rolle mehr, ob ihr zwei hier noch redet oder nicht redet. Ich könnte euch leben lassen.«
    Seine Augen waren dunkel, als er das sagte. Da wusste Fanni, dass er sie töten würde.
    Langsam stand er auf.
    Spiel auf Zeit, Fanni! Um Gottes willen, spiel auf Zeit! Marco kann doch längst auf dem Weg hierher sein!
    Wieso denn? Wozu hätte ihm Leni erzählen sollen, dass ich den Tag heute im Hütterl verbringen würde? Und warum sollte sich Marco damit beeilen, Maurer für die Vernehmung im Kommissariat aufzuspüren? Marco hat ja auch nicht mehr als ein Gedankenexperiment gegen ihn in der Hand.
    Trotzdem, Fanni, schinde Zeit, bitte!
    Sie sah Sprudel an. Er hatte die Augen weit offen, und Fanni glaubte eine Aufforderung darin zu lesen.
    Fanni!
    »Ihr beide, du und Johann, habt die Kühe vom Lehmackerhof absichtlich krank gemacht«, sprach sie aus, was ihr unversehens in den Sinn kam.
    Maurer lachte unangenehmer denn je. »Wir wollten mal sehen, wie sie die Pillen von Tante Doris vertragen. Es gab ja kiloweise davon. Doris haben wir dafür Traubenzucker in ihr Döschen getan.«
    »Und damit habt ihr sie auch auf dem Gewissen«, stellte Fanni fest.
    Maurer zuckte die Schultern. Schleichend kam er näher.
    Wie eine Wildkatze vor dem Sprung!
    Fanni presste ihre Lippen auf Sprudels Mund.
    »Stehen bleiben, Sakrament!«
    Fanni hätte sich nie träumen lassen, dass sie einmal so erleichtert sein würde, Frankl fluchen zu hören. Lautlos sackte sie über Sprudels Körper zusammen.

15

    Fannis Tränen tropften durch Sprudels Finger und nässten das Bettzeug. Sprudel konnte sich kaum bewegen – sein Kopf war bandagiert, seine linke

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