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Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Titel: Maggie O´Dell 01 - Das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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nicht eine Strähne tanzte aus der Reihe. Sein After Shave roch überwältigend intensiv. Sein dünner Oberlippenbart war sorgsam gestutzt, die Uniform faltenfrei. Die Krawatte war eng um den Hals gebunden und mit einem goldenen Halter befestigt. Ein rascher Blick verriet, kein Ehering. Offenbar war er eitel und hielt sich für einen Frauentyp.
    „Kaum zu glauben, wie schlammig das hier ist. Ich alberne Gans habe sogar meine Schuhe verloren.“ Sie deutete auf ihre schlammverkrusteten Füße mit den rot lackierten Nägeln, die durch die Strümpfe schimmerten. Gillick sah prüfend auf ihre Füße, und sie bemerkte erfreut, dass sein Blick ihre langen Beine hinabglitt. Der unbequeme kurze Rock zahlte sich letztlich doch aus.
    „Ja, Ma‘am, das ist wirklich übel.“ Er fühlte sich offenbar leicht unbehaglich, verschränkte die Arme vor der Brust und verlagerte das Gewicht. „Sie sollten aufpassen, dass Sie sich keine Erkältung holen.“ Er sah sie noch einmal an, und diesmal nicht nur ihre Beine. Sein Blick verweilte auf ihren Brüsten. Sie bog den Rücken leicht durch, damit sich ihr Blazer öffnete und er es einfacher hatte.
    „Diese ganze Situation ist übel, was, Eddie? Ihr Name ist doch Eddie, oder?“
    „Ja, Ma‘am.“ Er wirkte erfreut, dass sie sich an ihn erinnerte. „Allerdings ist mir nicht gestattet, über die gegenwärtige Situation zu reden.“
    „Sicher, ich verstehe schon.“ Sie beugte sich trotz seines Pomadegeruchs zu ihm hinüber. Auch ohne Schuhe hatte sie fast seine Größe. „Ich weiß, dass Sie nichts über den kleinen Alverez sagen dürfen“ , flüsterte sie, die Lippen nah an seinem Ohr.
    Eddie schien erstaunt, eine Braue hochgezogen, wurde sein Ausdruck jedoch milder. „Woher wissen Sie?“ Er sah sich um, ob jemand mithörte.
    Bingo. Ins Schwarze getroffen. Jetzt ganz vorsichtig. Ruhig und besonnen. Nichts versauen. „Sie wissen, dass ich meine Quellen nicht nennen darf, Eddie.“ Würde er in ihrer tiefen gedämpften Stimme etwas Verführerisches erkennen, oder durchschaute er sie? Ihre Verführungskünste waren nie besonders gut gewesen, jedenfalls laut Bruce.
    „Sicher, natürlich.“ Er nickte und fraß den Köder.
    „Sie hatten wahrscheinlich noch nicht mal die Möglichkeit, sich den Fundort anzusehen. Wo Sie doch hier festsitzen und praktisch die Drecksarbeit machen.“
    „Im Gegenteil, ich hatte mehr als einen Blick auf das Ganze.“ Er schwellte stolz die Brust, als hätte er täglich mit solchen Sensationen zu tun.
    „Der Junge ist wohl ziemlich übel zugerichtet, was ?“
    „Ja. Sieht aus, als hätte das Monster ihn verstümmelt.“
    Sie spürte, wie ihr das Blut aus dem Kopf wich. Die Knie wurden ihr weich. Der Junge war tot!
    „He!“ schrie Eddie Gillick, und einen Moment glaubte sie, er habe ihr Anbiedern durchschaut. „Schalten Sie die Kamera aus! Entschuldigen Sie mich, Mrs. Hamilton.“
    Während Eddie Gillick eine Kamera von Kanal Fünf konfiszierte, zog sich Christine zu ihrem Auto zurück. Sie setzte sich bei geöffneter Tür auf den Fahrersitz und fächelte sich mit dem leeren Notizblock frische Luft zu. Dabei atmete sie tief durch. Trotz der Kälte klebte ihr die Bluse am Leib.
    Danny Alverez war tot, ermordet. Um Deputy Gillick zu zitieren, „verstümmelt“ .
    Sie hatte ihre erste große Geschichte, doch das Flattern im Magen hatte sich zu Krämpfen verstärkt.

6. KAPITEL
    Samstag, 25. Oktober
    Nick schluckte widerwillig den kalten starken Kaffee hinunter. Warum wunderte er sich, dass er kalt genauso bitter schmeckte wie heiß? Er verabscheute das Zeug, trotzdem schenkte er sich eine zweite Tasse ein.
    Vielleicht war es nicht so sehr der Geschmack, der ihm zuwider war, sondern die damit verbundenen Erinnerungen. Kaffee erinnerte ihn vor allem an Nächte, in denen er für das Staatsexamen gebüffelt hatte, und an eine schreckliche Autofahrt zu seinem im Sterben liegenden Großvater.
    Damals war er auf Bitten seiner Großmutter hingefahren. Es war nötig gewesen, weil sein Vater sich geweigert hatte, zum Krankenbett des alten Mannes zu kommen. Schon damals hatte er in der Reise eine Art Omen für die Beziehung zu seinem Vater gesehen. Er fragte sich, ob sein Vater, der große Antonio Morrelli, die Ironie erkennen würde, wenn seine Zeit gekommen war und sein Sohn sich weigerte, an sein Sterbebett zu kommen.
    Immer noch beschwor der Geruch nach abgestandenem Kaffee automatisch Assoziationen an die faltige graue Haut seines Großvaters und

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