Maggie O´Dell 01 - Das Boese
liebevoll versichert.
„Davon spreche ich nicht. Herrgott, Maggie, du siehst fürchterlich aus, wenn du joggst! Willst du denn keinen guten Eindruck bei den Nachbarn hinterlassen?“
Das Telefon läutete, und Greg griff danach.
„Lass es klingeln“ , sagte sie rasch, den Mund noch voll Wasser. „Das ist ein Fax von Direktor Cunningham.“ Ohne Greg anzusehen, spürte sie seine Verärgerung. Sie lief ins Arbeitszimmer, prüfte die Nummer des Anrufers und schaltete das Faxgerät ein.
„Warum faxt er dir an einem Samstag etwas zu?“
Sie erschrak. Sie hatte nicht gemerkt, dass er ihr gefolgt war. Er stand in der Tür, die Hände auf den Hüften, und sah so streng aus, wie es einem in Khakihosen und Stehkragenpulli gelang.
„Er faxt mir einige Details über einen Fall zu, in dem ich das Täterprofil erstellen soll.“ Sie vermied es, ihn anzusehen, aus Angst vor einem verkniffenen und finsteren Blick. Für gewöhnlich war er es, der ihre gemeinsamen Samstage ruinierte, aber sie hielt es für kindisch, ihn darauf hinzuweisen. Stattdessen riss sie das Fax ab und begann, die Details zu lesen und sich einzuprägen.
„Wir wollten heute Abend ein nettes ruhiges Dinner genießen - nur wir zwei.“
„Das werden wir“ , versprach sie. „Es könnte nur sein, dass wir es nicht zu lange ausdehnen dürfen. Mein Flug geht schon früh um sechs.“
Stille. Eins, zwei, drei...
„Verdammt, Maggie! Es ist unser Hochzeitstag! Das sollte unser gemeinsames Wochenende werden.“
„Nein, das war letztes Wochenende. Aber du hast es vergessen und stattdessen das Golfturnier gespielt.“
„Verstehe!“ schnaubte er. „Dann ist das also die Retourkutsche.“
„Nein, ganz und gar nicht.“ Sie blieb ruhig, obwohl sie diese Streitereien satt hatte. Es war völlig in Ordnung, wenn er ihre Pläne durchkreuzte, nur eine halbherzige Entschuldigung dafür lieferte und ein charmantes: „Ich mache es wieder gut, Baby.“
„Wenn es keine Retourkutsche ist, wie nennst du es dann?“
„Arbeit.“
„Arbeit, na klar! Wie praktisch. Nenne es, wie du willst. Es ist eine Retourkutsche.“
„Ein kleiner Junge wurde ermordet, und ich kann vielleicht helfen, den Psychopathen zu finden, der dafür verantwortlich ist.“ Sie war kurz davor, ihrem Ärger freien Lauf zu lassen, klang jedoch erstaunlich ruhig. „Tut mir Leid, ich mache es wieder gut.“ Die sarkastische Bemerkung entschlüpfte ihr, doch er schien den Seitenhieb nicht mal zu bemerken. Sie ging mit dem Fax an ihm vorbei zur Tür. Er packte sie am Handgelenk und drehte sie zu sich herum.
„Sag denen, die sollen jemand anders schicken, Maggie. Wir brauchen dieses gemeinsame Wochenende!“ bat er jetzt mit sanfter Stimme.
Sie sah in seine grauen Augen und fragte sich, wann sie so blass geworden waren. Sie suchte nach einem Hinweis auf den intelligenten, mitfühlenden Mann, den sie vor neun Jahren geheiratet hatte, als sie beide kurz vor dem Diplom standen, bereit, der Welt ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Sie würde die Kriminellen jagen, und er würde den hilflosen Opfern beistehen. Dann übernahm er die Stelle in Washington bei Brackman, Harvey und Löwe, und aus seinen hilflosen Opfern wurden milliardenschwere Unternehmen. Und doch glaubte sie in diesem Augenblick des Schweigens einen Funken Aufrichtigkeit an ihm zu entdecken. Sie wollte schon nachgeben, als er fester zupackte und die Kiefer zusammenpresste.
„Sag ihnen, die sollen jemand anders schicken, oder wir sind fertig miteinander!“
Maggie entriss ihm ihr Handgelenk. Er packte es wieder, und sie schlug ihm mit der Faust gegen die Brust. Greg riss verblüfft die Augen auf.
Sie schob sich an ihm vorbei, eilte mit wackeligen Beinen ins Schlafzimmer und unterdrückte das Brennen in den Augen.
8. KAPITEL
Sonntag, 26. Oktober
So fängt es also an, dachte er und trank den brühend heißen Tee.
Die Schlagzeile auf der Titelseite gehörte eher auf den National Enquirer und nicht auf eine so respektable Zeitung wie das Omaha Journal.
TOTER SERIENKILLER HÄLT GEMEINDE MIT JUNGENMORD IN ATEM.
Wieder stammte der Artikel von Christine Hamilton. Er kannte den Namen aus der Kolumne „Leben heute“ . Warum überließen sie die Story einer Neuen, einer Anfängerin?
Er blätterte rasch weiter und suchte den Rest der Geschichte, die auf Seite zehn einspaltig weiterging. Da war ein Schulfoto des Jungen. Daneben stand ein ausführlicher Bericht über sein Verschwinden vor einer Woche während seiner frühen Runde
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