Maggie O´Dell 02 - Das Grauen
ging den langen, mit Teppich ausgelegten Flur entlang auf die Stimmen zu. An der Tür zum Hauptschlafzimmer begrüßte sie eine Blutlache, mit einem Schuhabdruck auf einer Seite, während die andere in einen teuren persischen Läufer sickerte. Maggie entdeckte ein Muster von Blutspritzern an der Eichentür. Seltsamerweise reichten sie nur bis etwa in Kniehöhe.
Nachdenklich blieb sie vor dem Raum stehen, als ein Detective in hellblauem Sportsakko und zerknitterter Baumwollhose sie anbrüllte:
„He, Lady! Wie zum Teufel sind Sie hier reingekommen?“
Zwei weitere Männer in entgegengesetzten Ecken des Zimmers unterbrachen ihre Arbeit und starrten sie an.
„Mein Name ist Maggie O’Dell. Ich arbeite für das FBI.“ Sie hielt ihm den offenen Ausweis hin, doch ihr Blick wanderte prüfend umher.
„FBI?“
Die Männer tauschten Blicke, während Maggie sorgfältig über die Blutpfütze stieg und in den Raum kam. Noch mehr Blut sprenkelte die weiße Daunendecke auf dem Baldachinbett. Trotz des Blutes war die Bettdecke glatt ausgebreitet ohne Eindellungen. Der Kampf hatte offenbar nicht im Bett stattgefunden.
„Was interessiert das FBI an dieser Geschichte?“ wollte der Mann im hellen Sportsakko wissen.
Er fuhr sich mit einer Hand über den Kopf, und Maggie fragte sich, ob der Bürstenschnitt erst kürzlich gemacht worden war. Sein Blick aus dunklen Augen glitt an ihr hinab, und wieder wurde ihr der unpassende Aufzug bewusst. Sie sah zu den beiden Männern hinüber. Einer in Uniform, der andere, ein älterer Herr, vermutlich der Leichenbeschauer, trug einen gut gebügelten Anzug und eine Seidenkrawatte, die von einer teuren goldenen Nadel gehalten wurde.
„Sind Sie Detective Manx?“ fragte sie den Bürstenschnitt. Er hob ruckartig den Blick und wirkte nicht nur erstaunt, sondern auch alarmiert, dass sie seinen Namen kannte. War das Sorge, seine Vorgesetzten könnten ihn überprüfen lassen? Er wirkte noch jung. Maggie schätzte ihn etwa in ihrem Alter, also Anfang dreißig. Vielleicht leitete er heute zum ersten Mal eine Mordermittlung.
„Ja, ich bin Manx. Wer zum Teufel hat Sie gerufen?“
Es war Zeit zu beichten.
„Ich lebe in der Nachbarschaft. Ich dachte, ich könnte vielleicht helfen.“
„Großer Gott!“ Er wischte sich mit der Hand übers Gesicht und sah die beiden Männer an. Die beobachteten die beiden, als wohnten sie einem Duell bei. „Nur weil Sie ein verdammtes Abzeichen haben, glauben Sie, Sie dürfen hier reinplatzen?“
„Ich bin Kriminalpsychologin und Profiler. Ich bin es gewöhnt, Tatorte zu untersuchen. Ich dachte, ich könnte ...“
„Nun, wir brauchen keine Hilfe. Ich habe alles unter Kontrolle.“
„He, Detective.“ Der Beamte mit dem gelben Absperrband kam von draußen herein, und alle sahen, wie er genau in die Blutlache tappte. Er riss den Fuß hoch, trat ungelenk in den Flur zurück und hielt die tropfende Schuhspitze erhoben.
„Mein Gott, ich kann nicht glauben, dass mir das schon wieder passiert ist“, murrte er.
Maggie erkannte, dass der Eindringling sorgfältiger gewesen war als die Polizei. Der Schuhabdruck in der Blutlache war somit wertlos. Als sie Manx ansah, wich er ihrem Blick aus. Er schüttelte den Kopf und tarnte seine Verlegenheit als Verachtung für den jungen Beamten.
„Was ist, Officer Kramer?“
Kramer suchte verzweifelt eine Stelle, wo er seinen Fuß absetzen konnte. Mit einem um Verzeihung bittenden Blick wischte er sich schließlich den Schuh am Flurteppich ab. Manx vermied es, Maggie anzusehen. Stattdessen schob er die großen Hände tief in die Sakkotaschen, als müsste er sie daran hindern, den jungen Beamten zu würgen.
„Was, zum Kuckuck, wollen Sie, Kramer?“
„Es ist nur ... da draußen vor dem Haus stehen ein paar neugierige Nachbarn. Ich wollte nur wissen, ob ich sie vielleicht schon mal befragen soll. Ob sie was gesehen haben und so.“
„Notieren Sie Namen und Adressen. Wir reden später mit ihnen.“
„Ja, Sir.“ Der Officer schien erleichtert, sich von dem von ihm verursachten neuen Fleck entfernen zu können.
Maggie wartete. Die beiden Männer starrten Manx an.
„Nun, O’Donnell, was halten Sie von dieser Sauerei?“
„O’Dell.“
„Wie bitte?“
„Mein Name ist O’Dell“, korrigierte sie und wartete nicht auf eine zweite Einladung. „Ist die Leiche im Bad?“
„Es gibt ein Whirlpool-Bad mit noch mehr Blut, aber keine Leiche. Dieses unbedeutende Detail fehlt uns offenbar.“
„Das Blut scheint auf
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