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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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uns kaltblütig erledigen, also — warum sollte ich nicht alles auf eine Karte setzen und einen Ausbruch wagen, sobald ich die Tür öffnete? Vielleicht schaffte, ich es bis nach Cantrip — bis zur Polizei. Aber die Wagenschlüssel befanden sich nach wie vor oben; ich hatte sie in dem Durcheinander vorhin fallen lassen. Andererseits mußte der Besucher mit dem Wagen gekommen sein. Wenn ich ihn (ganz gleich, wer es war) packte und mit mir riß, wenn wir gemeinsam ins Dorf fuhren und Hilfe holten .. . Die einzige Möglichkeit, aktiv zu werden. — Aber Midge in den Händen dieser Freaks lassen? Die Frage brauchte ich mir nicht einmal rhetorisch zu stellen.
    Eine Stufe gab unter mir nach, und ich saß unvermittelt auf dem Hintern, ein Fuß tief in den Spannteppich eingesunken.
    Über mir ahnte ich Bewegungen; ich wußte, daß zwei oder drei Synergisten oben an der Treppenbiegung lauerten und mächtig genau aufpaßten, ob ich mich auch richtig verhielt, nachdem ich die Tür geöffnet hatte.
    Das wilde Bimmeln der Glocke verstummte.
    Ich spürte eine schreckliche Verzweiflung in mir.
    Dann wurde gegen die Tür gehämmert.
    Ich riß mich zusammen und jagte die letzten paar Stufen hinunter, durchquerte die Küche und war an der Haustür. Das Holz hatte sich im Rahmen verspannt, als habe sich die Person draußen ärgerlich und ungeduldig und verzweifelt dagegenge-worfen, um hereinzukommen. Meine Fingerspitzen berührten den obersten Riegel und erstarrten auf dem kalten Metall; plötzlich wußte ich, wer da draußen stand. Keine Ahnung, woher, ich wußte es einfach. Meine Hände sackten wie von selbst nach unten; ich starrte die Tür an.
    Sie hatte schon so lange versucht, mit uns in Kontakt zu treten.
    Meine Angst erreichte einen neuen Höhepunkt; sie erhob sich aus einem Morast aus Verzweiflung und Panik - eine triefende Kreatur aus den Abgründen eines Sumpfes.
    Wollte ich wirklich dieser Gestalt gegenüberstehen, die uns aus der Ferne beobachtet hatte? Wollte ich wirklich dieses Gesicht (diese verwüstete Fratze!) leibhaftig und dicht vor mir sehen? Wollte ich ihre Fäulnis riechen. .. diesen Gestank von Verwesung und Tod, der die Luft im Innern des Hauses bereits mit einer schalen Aura erfüllte? Und schlußendlich: Wollte ich meinem ureigensten Nachtmahr begegnen?
    Hatte ich eine Wahl?
    Das Klopfen war verstummt, als wüßte sie genau, daß ich hier stand und daß es nur noch eine Frage der Zeit war, bis die Tür geöffnet wurde. Ich packte den Riegel, zerrte, schlug ihn zurück - und ein anderer, fremder Wille zwang mich dazu.
    Meine Finger glitten über das lackierte Holz, fanden den zweiten Metallriegel am Fuß der Tür. Zogen ihn auf. . .
    »Nein!«
    Noch immer hinabgebeugt, wandte ich mich um und sah Mycroft am Fuß der Treppe ankommen; irgend etwas hatte ihn veranlaßt, mir zu folgen. Dieser Hauch von Panik in seinem Ausruf sagte mir, daß auch er wußte, wer da draußen stand.
    »Nicht öffnen!«
    Mein Grinsen mochte nervös sein, aber es war ein Grinsen. Ich rammte den Riegel vollends zurück, richtete mich auf und drehte den Schlüssel im Schloß. Und zog die Tür auf.
    Und starrte die Gestalt vor mir sprachlos, wie betäubt, an.
    Denn — natürlich hatte ich mir wieder einmal etwas vorgemacht.
    Sie marschierte an mir vorbei, nörgelig wie eh und je. »Ich dachte schon, ihr würdet nie aufmachen«, beschwerte sich Val und war bereits in der Küche, als sie sich endlich zu mir umdrehte. »Ich hab' den ganzen Fuhrpark da draußen gesehen; dachte mir, daß ihr eine Party veranstaltet. Ich läute schon seit Ewigkeiten, und ich habe mir die Hände an dieser verdammten Tür wundgeklopft. Wenn jetzt niemand gekommen wäre, hätte ich das Haus von der anderen Seite her gestürmt.«
    Die große, kraftstrotzende Val; zweiteiliger Tweedanzug, schweres Schuhwerk, dicke Strümpfe. Die prachtvolle Val mit ihrem prachtvollen Damenbart.
    »Val«, krächzte ich, und dieses Mal — ohne jede Spur von Ärger.
    Der Lufthauch von der offenen Tür her kühlte mein schweißfeuchtes Genick.
    »Großer Gott, man sollte meinen, ich sei ein Gespenst, so, wie du dastehst. Alles in Ordnung mit dir, Mike? Ich bin hergefahren, weil ich mir Sorgen gemacht habe.. . Unser Gespräch, die Sache mit dem Bild. Weißt du, ich werde das Gefühl nicht los, daß da etwas sehr Seltsames. . .«
    »Schmeiß sie raus!« kreischte Mycroft.
    Val hatte den Synergisten offensichtlich längst bemerkt, doch erst jetzt schenkte sie ihm ihre volle

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