Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert

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eine Sache weniger Augenblicke, doch jede Sekunde in sich war zeitlos.
    Der Verwesungsprozeß setzte ein.
    Dort, wo sich Fliegen auf ihr niedergelassen hatten, als sie in sich zusammengesunken in Gramaryes Küche am Tisch gesessen hatte, wimmelte jetzt die Brut dieser Fliegen: weiße, sich zaghaft bewegende Maden, die schmausten und wuchsen und eine Wechselwirkung aus Ruhe und Rastlosigkeit bildeten, ein hervorragend gedrilltes Regiment winziger Fleischfresser. Sie verschwanden in Löchern, die sie selbst geschaffen hatten.
    Der intensive Gestank spülte über mich hinweg, und ich hielt den Atem an, aus Angst, diese Dämpfe in mich aufzunehmen.
    Ihr Fleisch hing nur mehr in großen Fladen an ihr . .. und fiel ab, entblößte Muskeln und Knochen und jene krabbelnden Wesen, die dort am Werke waren. Ihre Augenlider waren nicht
    mehr straff genug, die Augen zu halten; bleiche Kugeln quollen über das zerstörte Gesicht herunter. Eine Hand, die auf meiner Schulter geruht hatte, rutschte langsam über meine Brust; Knochenfinger schabten über den zerfetzten Hemdenstoff.
    Sie schrumpfte vor mir, eine Gestalt, die zu Lebzeiten bereits klein gewesen war und jetzt, da sich Knochen und Muskeln voneinander lösten, noch kleiner wurde. Ihre andere Hand — das Skelett dieser anderen Hand — fiel herab.
    Dinge wanden sich in ihren dunklen, knöchernden Augenhöhlen, schwarze Kreaturen, die übereinander- und durcheinanderwimmelten, Wesen, die wie Fäden waren und die sich krümmten und aufbäumten und Schleim absonderten; sie alle frohlockten in dieser ihrer Nahrungs-Schatzkammer. Ihr Kiefer klappte weit nach unten, denn da gab es nichts mehr, was seine Bewegung kontrollieren konnte, und selbst ihre geschwärzte, verweste Zunge schien sich in die Masse der krabbelnden Wesen eingefügt zu haben; schien eins geworden zu sein mit ihnen.
    Der Schal rutschte von ihrem Kopf, und die weißen Haare hingen nur noch in spärlichen Strähnen herunter, und die Haut war zerrissen, aufgeplatzt, geschrumpft — Gewebereste, die wie kleine Inseln waren auf dem grauen Schädel.
    Ganz langsam sackte ihr Körper in sich zusammen und löste sich gnädigerweise auf, noch bevor er den Boden erreichte. Kleider, Knochen und sich verflüssigendes Fleisch bildeten eine Masse auf den Fliesen, doch innerhalb eines Sekundenbruchteils war auch sie endgültig verschwunden. Nichts war von Flora Chaldean übriggeblieben; nichts, bis auf den Gestank.
    Ich taumelte zurück und prallte hart gegen den Türrahmen. Val starrte noch immer ungläubig auf den Küchenboden. My-croft war an der Treppe halb zusammengebrochen. Seine Arme hingen schlaff herunter, als sei er zu Tode erschöpft und all seiner Kraft entleert.
    Doch seltsamerweise fühlte ich mich wie aufgeladen, da funkelte eine Art chemischer Energie in mir und peitschte mein Blut pochend in meinem Körper umher und ließ meine Nervenenden kribbeln und vibrieren. Sie hatte meine Schulter berührt, und ihre Blicke und Gedanken hatten mich erfüllt. Und doch verstand ich noch immer nicht!
    Bis ich merkte, daß mich Mycroft wachsam anstierte; bis ich seine Angst und seinen Respekt spürte.
    Plötzlich wußte ich Bescheid.

Entfesselte Mächte
    Mycroft setzte sich die Treppe hinauf ab, und da waren auch noch andere Schritte, offensichtlich die seiner Anhänger, die außer Sicht geblieben waren. Ich hielt meine Hände hoch und starrte sie an und fragte mich, warum sie derart überdeutlich fühlbar geworden waren. Das also sollte das körperliche Empfinden sein, wenn man Hüter der Macht war?
    Hüter der Macht. Ich? Ganz und gar ausgeschlossen. Ich war Mike Stringer, Skeptiker und Teilzeit-Ungläubiger. Aber da regte sich etwas tief in mir, etwas, das beharrlich DOCH sagte und das verdammt wenig Rücksicht nahm auf meine Selbstzweifel und Verwirrung.
    »Mike. . .«
    Val stützte sich auf den Tisch, umklammerte die Kanten mit beiden Händen. Sie wirkte schockiert, und das war nicht sonderlich überraschend nach all dem, was geschehen war, seit sie das Haus betreten hatte. Allerdings überwog ihre Neugier; sie spürte die Wandlung in mir. Ein Wandel, der nicht auf reale Art und Weise sichtbar war. Aber sie wußte, daß etwas geschah. Naja, nach allem, was ich mittlerweile wußte, hätten mir genausogut blaue Funken aus den Ohren schlagen können. Ich hatte Glück. Da waren keine Funken. Die Veränderung in mir vollzog sich leicht und mühelos; die Metamorphose war beendet, noch bevor ich an überwältigende Schmerzen