Magic Girls 01 - Der verhängnisvolle Fluch
der jetzt vor Elena stand und den Leguan nicht wieder rausrücken wollte.
»Du tust jetzt, was ich will«, murmelte Elena und konzentrierte ihren Willen auf die Spitze ihres Zeigefingers, der daraufhin furchtbar zu prickeln anfing. Jemanden dazu zu bringen zu gehorchen, war höhere Zauberei – und Elena hatte es nie zuvor versucht. Aber es
musste
klappen! Es war so wichtig …
Miranda streckte ihren Arm ebenfalls aus. »Du tust es!«
Ein kleiner blauer Funke zischte aus ihrem Zeigefinger und flog gegen das Hemd des Professors. Dieser stutzte kurz.
»Aber das ist …« Dann schien er mitten im Satz zu vergessen, was er gerade hatte sagen wollen. Auf seinem Gesicht erschien ein Lächeln.
»Aber natürlich bekommst du deinen Leguan wieder«, sagte Professor Strohmann freundlich. »Wir haben ihn genügend fotografiert. Inzwischen sind wir uns auch nicht mehr sicher, ob es sich tatsächlich um eine neue Art handelt. Wahrscheinlich ist es nur eine regionale Ausprägung des
Iguana iguana
…«
»So, du armer Papa«, flüsterte Elena zärtlich. »Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Jetzt bist du wieder zu Hause.«
Sie schloss den Deckel des Terrariums. Der Leguan fiel gleich über die Löwenzahnblätter her, die Miranda ihm aus dem Garten geholt hatte. Auf dem Couchtisch stand noch der große Pappkarton, mit dem die vier Mädchen das Tier transportiert hatten. Der Professor hatte sie freundlicherweise bis vor die Haustür gefahren.
Als er zurückstoßen wollte, war ein kleines rotes Auto in die Einfahrt eingebogen: Jolanda. Sie kam vom Einkaufen zurück und war bester Laune. Doch als sie erfahren hatte, was während ihrer Abwesenheit passiert war, hatte sich ihre Stimmung schlagartig geändert.
Jetzt stritten sie sich noch immer vor dem Haus, und ihre Stimmen waren so laut, dass man sie sogar im Wohnzimmer hören konnte, da die Türen offen standen.
»Ich seh lieber mal nach«, meinte Miranda. »Vielleicht braucht deine Mutter Hilfe.«
»Ich komme mit«, sagte Elena und folgte ihrer Freundin in den Flur. Nele und Jana trotteten hinterher, um nichts zu verpassen.
Der Professor und Jolanda standen neben ihren Autos und brüllten sich an.
»Sie hätten mich vorher wenigstens fragen müssen«, schrie Jolanda.
»Aber Jolanda …« Professor Strohmann versuchte, sie zu beruhigen. »Es ist ja nichts passiert, wir haben nur Fotos gemacht. Und jetzt habe ich ihn doch zurückgebracht! Außerdem hat mir deine Mutter die ausdrückliche Erlaubnis …«
»Ich kann mich nicht erinnern, dass ich Ihnen erlaubt habe, mich zu duzen«, fauchte Jolanda ihn an. »Für Sie bin ich noch immer Frau Bredov! Und wenn Sie nicht gleich verschwinden, dann verwandle ich Sie in einen Blumenkohl, Herr Professor!«
»Haha«, lachte Professor Strohmann pflichtschuldig und steif, »wenigstens haben Sie Ihren Humor noch …«
Jolanda runzelte die Stirn und streckte den Arm aus.
»NICHT!«, schrie Elena.
Jolanda blickte hoch zu ihrer Tochter. Sie ließ den Arm sinken.
»In Ordnung«, murmelte sie. »Du hast recht. Ich werde es nicht tun.« Sie drehte sich zur Seite und fauchte den Professor an: »Verschwinden Sie endlich!«
Der Professor stieg wortlos in sein Auto. Gleich darauf heulte der Motor auf, das Auto fuhr rückwärts, drehte und brauste dann die Straße entlang.
Jolanda holte ihre Einkaufstüten aus dem roten Auto und stieg langsam die Treppe hoch.
»Danke, Elena«, sagte sie. »Ich hätte ihn wirklich in einen Blumenkohl verwandelt.«
Als sie Jana und Nele erblickte, zuckte sie zusammen.
»Keine Sorge«, sagte Miranda. »Die beiden wissen über uns Bescheid, Frau Bredov. Und sie werden uns bestimmt nicht verraten.«
Jana und Nele nickten.
Jolanda lächelte unsicher.
»Ich habe mich wirklich nur mit ihm getroffen wegen des Forschungsprojekts«, sagte Jolanda etwas später, als sie alle im Wohnzimmer saßen. »Das war der einzige Grund, das musst du mir glauben, Elena. Ich liebe keinen Mann außer Leon, großes Hexen-Ehrenwort!«
»Aber du hast ihn geküsst«, sagte Elena. Ihre Stimme klang tonlos, denn in ihrer Kehle saß ein Kloß. »Gestern Abend. Ich hab es gesehen.«
»Meine Güte.« Jolanda holte tief Luft. »Ein Kuss. Vielleicht auch zwei. Na und? Das gehört schließlich auch zu unserem Forschungsprojekt. Ich muss herausfinden, wie Menschenmänner küssen. Und das geht eben nicht nur in der Theorie.«
»Und wie küssen Menschenmänner?« Elenas Stimme war jetzt noch leiser. Was für eine peinliche
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