Magic Girls 04 - Gefangen in der Unterwelt
übertreibst du«, meinte Elena. »Gut, ein paar Mal ist bei dir etwas schiefgegangen, aber das ist doch kein Grund, gleich alles aufzugeben.« Sie sah Miranda von der Seite an. »Ich glaube, dein Problem liegt ganz woanders, und das scheint mir viel logischer als deine Gedanken zu
Unsauberer Zauberei.«
»Und was meinst du damit?«, murmelte Miranda dumpf.
»Du bist verliebt«, sagte Elena leise. »Und zwar in Eusebius, den jungen Hexer, den wir bei unserem Abenteuer in der Hexenwelt kennengelernt haben.«
Miranda lief rot an und knetete ihre Finger. »Ach Quatsch!«, sagte sie dann.
»Doch«, beharrte Elena. »Du hast dich in der letzten Zeit verändert. Manchmal sitzt du einfach nur da und starrst Löcher in die Luft. Und dann hörst du nicht einmal, wenn man dich anspricht.«
»Das hat nicht das Geringste mit Eusebius zu tun!«, behauptete Miranda.
»Aber du denkst oft an ihn, stimmt’s?«, sagte Elena.
»Na und? Deswegen muss ich noch lange nicht in ihn verliebt sein.« Miranda strich sich nervös durch die Haare. »Zugegeben, er sieht gut aus und ist auch sehr nett. Aber er hat mich in der Zwischenzeit bestimmt schon vergessen.« Sie senkte den Kopf und betrachtete ihre Fußspitzen.
»Und du träumst nie von ihm?«, fragte Elena vorsichtig.
»Nicht, dass ich wüsste.« Miranda blickte ihre Freundin an. »Außerdem – wenn ich verliebt wäre, dann würde ich nachts garantiert
Amormagie
produzieren! Und? Hast du was gemerkt? Sind Geistererscheinungen durchs Haus marschiert und vor deinem Bett geplatzt?«
Elena schüttelte den Kopf. »Nein. Neulich kam zwar mal ein kopfloser Mönch vorbei, aber der hat es gerade so durch meine Tür geschafft. Dann ist seine Kutte einfach zusammengefallen. Ich wette aber, der Mönch geht auf Daphnes Konto.«
»Ich dachte, deine Schwester hätte mit Gregor Schluss gemacht?«, sagte Miranda.
»Sie machen Schluss, versöhnen sich, machen Schluss …« Elena seufzte. »So geht es mit Daphne und Gregor schon, seit wir in der Menschenwelt sind. Liebe scheint echt kompliziert zu sein! Kann sein, dass Daphnes Gefühle für Gregor ein kleines bisschen abgeflaut sind. Dann produziert sie wenigstens nicht mehr so viel
Amormagie
und meine Nächte sind ruhiger.«
»Ich wünschte, ich wäre verliebt«, sagte Miranda gequält. »Dann wüsste ich, warum meine Hexereien danebengehen. – Nein, Elena, ich glaube, es hat einen anderen Grund. Und der macht mir viel mehr Angst.«
Elena sah ihre Freundin fragend an.
»Ich bin verflucht«, flüsterte Miranda.
»Verflucht?«, wiederholte Elena entsetzt.
Miranda nickte. »Du erinnerst dich doch an die Versammlung der
Schwarzen Zauberkutten.
«
»Wie könnte ich das vergessen!«, sagte Elena.
Vor einigen Wochen hatte sie einen Hilferuf von ihrem Vater aus der Hexenwelt erhalten. Weil weder Oma Mona noch Jolanda in der Nähe waren, hatten sich Elena und Miranda auf die Reise gemacht, um Leon Bredov zu unterstützen. Dabei waren sie in eine Versammlung der
Schwarzen Zauberkutten
geraten, einer verbotenen Organisation. Die Schwarzmagier hatten versucht, ihren Meister Mafaldus Horus zu beschwören, der in einem Dornenbaum gefangen war. Fast wäre es ihnen auch gelungen, den großen Zauberer zu befreien, wenn Leon Bredov das nicht im letzten Moment verhindert hätte. Es war sehr dramatisch zugegangen und Elena und Miranda waren in große Gefahr geraten. Wenn der junge Hexer Eusebius nicht gewesen wäre, dann hätte das Abenteuer wahrscheinlich böse geendet …
»Mafaldus hat einen Fluch auf mich geschleudert«, wisperte Miranda. »Weißt du noch?
Verflucht sei deine Helferin!,
hat Mafaldus gerufen und dabei mich angesehen. Und dann kam diese ungeheure Kraft …«
Elena sah die Szene wieder so deutlich vor Augen, als hätte sie sich erst gestern abgespielt.
»Aber der Fluch hat dich doch gar nicht getroffen«, widersprach sie, während sie unwillkürlich zu zittern anfing – so schrecklich war die Erinnerung. »Eusebius hat einen Schutzschild errichtet … und dann …«
»Der Schild hat nicht gehalten«, sagte Miranda tonlos. »Und der Fluch hat den großen Stein zersplittert.«
»Ja, genau.« Elena spürte, wie ihre Hände eiskalt wurden. »Er hat den Stein getroffen, nicht dich.«
»Aber einen Teil des Fluches habe ich abbekommen.« Miranda sah Elena an. Sie war kreidebleich im Gesicht. »Das habe ich bisher noch niemandem gesagt. Ich habe gespürt, wie etwas … von dieser unheimlichen Kraft … tief in meinen Körper
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