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Magic Girls 06 - Späte Rache

Magic Girls 06 - Späte Rache

Titel: Magic Girls 06 - Späte Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold , Petra Schmidt
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was erzählen«, wisperte Nele zurück. »Aber nicht jetzt, sondern in der Pause.« Sie machte ein unschuldiges Gesicht, weil Frau Treller sie streng ansah.
    »Nele«, sagte die Lehrerin, »würdest du uns bitte die Grammatikregeln erklären, die ich euch gestern beigebracht habe?
In English, please!
«
    Nele stöhnte, dann stand sie auf und ging an die Tafel.

     
    »Wie er mich angelächelt hat«, erzählte Nele in der Pause. »Gleich zweimal. Und diese Augen! Ich hab noch nie solche Augen gesehen, ich schwör’s.«
    »So was nennt man
Liebe auf den ersten Blick
«, meinte Jana und grinste.
    Elena und Miranda nickten. Sie waren zwar noch nicht sehr lange in der Menschenwelt und kannten noch längst nicht alles, aber von der Liebe auf den ersten Blick hatten sie auch schon gehört. So etwas Ähnliches gab es auch in der Hexenwelt, man nannte es
Augenzauber
– obwohl es genau genommen keine Magie war. Oder vielleicht doch. Jedenfalls keine Magie, hinter der eine Absicht steckte. Augenzauber passierte einfach …
    »Ja, ich glaube, du hast recht«, sagte Nele und wurde glühend rot. »Mich hat’s erwischt. Ich muss dauernd an Arne denken …«
    »Du hast seinen Namen auf dein Mäppchen geschrieben«, sagte Jana. »Drei Mal.«

    Augenzauber
    In der Hexenwelt kann ein Blick viel bedeuten. Es gibt den
bösen Blick
(Teil der schwarzen Magie), mit dem man dem anderen Unglück an den Hals zaubert.
    Im Gegensatz dazu existiert auch ein
lieber Blick
(manchmal auch Liebesblick genannt = falsche Schreibweise!). Er entzieht sich jedoch der Kontrolle. Liebe Blicke werden unabsichtlich abgeschickt – und sie lösen beim Empfangenden ein wohlig-warmes Gefühl und Interesse für den anderen aus. Manchmal kann es auch sein, dass sich zwei liebe Blicke begegnen – und dann entsteht das, was man Augenzauber nennt. In der Regel müssen sich die beiden andauernd anschauen, es ist fast unmöglich, sich voneinander zu lösen. Man ist wie verzaubert von der Gegenwart des anderen. Zauberer aller Zeiten haben versucht, diese Anziehungskraft zu erklären. Im 17. Jahrhundert kam Aloisius Bandelhohl (den man auch den Zittrigen Zauberfinger nannte) zu der Erkenntnis, dass es sich beim Augenzauber um eine »magische Entladung des Gehirns durch die Augen« handele. Es sei dann ein Überschuss an magischer Energie vorhanden, die nicht genutzt werde, und so wie ein voller Brunnen manchmal überläuft, »tröpfele« die Magie praktisch durch die Augen heraus.
    Paulus Plinfisch dagegen, ein berühmter Schabernackzauberer des 19. Jahrhunderts, behauptete, es handele sich um eine bakterielle Augenerkrankung, die das Auge durchlässig für
magnetische Magie
mache. Seine Theorie konnte niemals nachgewiesen werden. (Magnetische Magie wird angewendet, um Gegenstände aus Schränken und Regalen herbeizuholen, ohne dabei Muskelkraft anzuwenden. Während dieser Zauberhandlung sitzt die Magie auf den Fingerspitzen!)
    Im 20. Jahrhundert ging man dazu über, den Augenzauber als einen Teil des hexischen Fortpflanzungsverhaltens anzusehen. Es gab heftige Proteste. Etliche Hexen beschwerten sich, sie seien doch keine Menschen – und der Augenzauber sei auf keinen Fall etwas Ähnliches wie die »Liebe auf den ersten Blick«. Doch Fachleute sehen da durchaus Parallelen. Möglicherweise handelt es sich um dasselbe Phänomen, das noch aus einer Zeit stammt, in der der
Homo sapiens sapiens
und der
Homo sapiens magus
gemeinsame Vorfahren hatten.
    |32| »Na und?«, gab Nele zurück. »Es ist mein Mäppchen, und da kann ich draufschreiben, was ich will.«
    »Da hast du instinktiv einen einfachen Zauber kopiert, Nele«, sagte Miranda. »Es ist der Versuch, Macht über die andere Person zu erlangen.« Sie erklärte, wie der Zauber funktionierte. »Man schreibt den Namen mehrmals auf ein Stück Papier und stellt sich vor, was diese Person machen soll. Dazu noch der passende Zauberspruch – und die Person tut, was du willst.« Miranda lächelte. »Außer, sie hat gerade etwas anderes vor oder die Person ist sehr willensstark, dann ist es wesentlich schwieriger.«
    Nele packte Miranda am Ärmel. »Dann verrate mir doch den Zauberspruch«, bettelte sie. »Ich will, dass Arne zu mir kommt und mich anspricht.«
    Miranda schüttelte den Kopf. »Ich habe es dir doch schon oft gesagt: Zauberei ist nichts für Menschen!«
    »Ist es doch«, maulte Nele.
    »Ist es nicht«, widersprach Miranda.
    »Das ist gemein«, sagte Nele. »Ihr Hexen dürft immer alles. Euer Leben ist viel

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